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Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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würde auf Petra
fallen.
    „Also gut“, meinte sie zögernd,
„ich melde euch an. Aber ich weiß nicht, ob es der richtige Moment ist.“
    „Weshalb nicht?“ fragte Tim.
    „Irgendwas ist dem Baron über
die Leber gelaufen. Er erhielt einen Anruf. Leider habe ich den Namen nicht
verstanden. Nach diesem Gespräch hat der Baron selbst telefoniert. Mit wem,
weiß ich nicht. Aber danach war er völlig vergrätzt. Ich hörte ein
Selbstgespräch, das nur aus Flüchen bestand. Er hat auch nicht zu Abend
gegessen, sondern nur einen Baldriantee getrunken.“
    „Schläft er jetzt? Ich meine,
wegen dem Baldrian.“
    „Er ist im grauen Salon und
liest Zeitung.“
    Petra ging voran. Halle, Flur,
abzweigende Türen nicht unter dreieinhalb Meter Höhe, alte Gemälde an den
Wänden, durchgewetzte Teppiche auf dem Boden.
    Roch die Luft ein bißchen
modrig? Tim hielt das für Einbildung.
    Petra klopfte an eine Tür. Ein
geknurrter Laut dahinter. Blondzöpfchen trat ein. Tür zu. Es dauerte eine knappe
Minute. Gaby war aufgeregt. Tim legte ihr den Arm um die Schultern. Klößchen
fand noch ein paar Krümel Schokolade in der Hosentasche und machte dabei eine
vernichtende Entdeckung.
    „Jetzt sind alle weg“, stieß er
hervor.
    „Was meinst du?“ fragte Karl.
    „Meine Batterien. Drei hatte
ich schon verloren. Eine war noch da. Die nun auch nicht mehr. Sicherlich liegt
sie in dem Bugatti. Hinten. Ob ich..
    Er sprach nicht weiter, denn
Petra kam zurück.
    „Der Herr Baron erwartet euch“,
verkündete sie laut und hob die Hände mit der Geste des Daumendrückens.
    Die Kids traten ein in den
grauen Salon. Petra blieb draußen und schloß die Tür hinter ihnen.
    Hm, dachte Tim. Tatsächlich:
silbergraue Seidentapeten, graue Polstermöbel von 1920, sogar die Teppiche sind
tauben-, rauch-, asche- und mausgrau. Ein Raum zum Trübsal blasen.
    Der Baron saß in einem grauen
Ohrensessel, eine Zeitung aufgeschlagen auf den Knien. Die Zeitung bestand aus
normalweißem Recycling-Papier, sie war als einziges nicht grau. Aber
Finkweilers graue Strickjacke war völlig dem Salon angepaßt.
    Die Kids grüßten: ein
vierstimmiges, undeutliches Gemurmel.
    „Entschuldigen Sie, daß wir
stören“, sagte Tim.
    „Euch kenne ich doch“, sagte
Finkweiler ungnädig. „Ihr wart im Sommer mal hier, als ich jemanden suchte zum
Rasenmähen.“

    Nur nicht widersprechen, dachte
Tim und nickte breit grinsend.
    „Bei der Gelegenheit, Herr
Baron“, sagte er, „erfuhren wir auch zufällig — ich glaube, es war von einem
Nachbarn — , daß Sie diesen sagenhaften Aston Martin Zagato besitzen, diesen
Wahnsinns-Schlitten. Wir sind nämlich alle, müssen Sie wissen, Technik-Freaks,
Auto-Fans, Rennsport-Narren, Benzin-Liebhaber. Aber jetzt sehen Sie uns in
abgrundtiefer Trauer. Uns ist vorhin fast das Herz stehengeblieben.“
    Mit scheibenwischerartiger
Bewegung blickte der Alte von Karl, der ganz links stand, bis zu Klößchen, der
ganz rechts stand.
    „Und? Interessiert mich das?“
    „Bestimmt.“ Tim seufzte.
„Ihnen, dem Vorbesitzer, fühlen wir uns verpflichtet zur Mitteilung. Sie sollen
es als erster wissen, noch ehe die Presse berichtet.“
    „Was soll ich wissen?“
    „Auto-Fans wie wir bleiben
immer hart am Ball... äh... am Reifen. Wir hielten die Ohren offen, was den
Zagato betrifft, und erfuhren: Sie haben ihn verkauft an den bekannten
Oldtimer-Sammler Dr. Fabian Emrod.“
    „Ja und?“
    „Auto-Fans, die wir nun mal
sind, mußten einfach Kontakt mit ihm aufnehmen. Dr. Emrod ist zugänglich —
trotz seines Reichtums. Für heute hatte er uns eingeladen. Wir sollten uns den
Zagato ansehen dürfen — ganz aus der Nähe. Sogar von einem mal
kurz-hinein-setzen war die Rede. Darüber hätten wir vier dann gemeinschaftlich
einen Artikel geschrieben für den Motorteil in unserer Schülerzeitung. Dort
veröffentlichen wir auch jeden Monat die Zahl der Verkehrstoten — als
erzieherische Maßnahme.“
    „Das ist gut“, rief Finkweiler.
„Hoffentlich wirkt es bei allen Tempo-Rauschsüchtigen. Hoffentlich fahren sie
langsam, den Menschen und der Umwelt zuliebe.“
    „Hoffentlich!“ nickte Tim und
lenkte aufs Thema zurück. „Bei Dr. Emrod kam nun aber alles ganz anders.“
    Der Alte hob den Kopf, wobei
sich sein weißes Flatterhaar spreizte wie Vogelgefieder.
    „Wir fuhren zum
Lurchwannen-See“, fuhr Tim fort. „Es war später Nachmittag. Um genau acht
Minuten kamen wir zu spät. Das Unglück war geschehen.“
    „Welches Unglück?“ Der

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