E-Bike Tour de Suisse (German Edition)

italienisch sprechende Schweiz, sondern ebenso durch französisch sprechende Kantone, und ein Abstecher nach Frankreich sollte auch noch drin sein, einfach aus Gründen der Nostalgie.
    Einige weitere Kriterien für die Planung seiner Reise fallen ihm schnell ohne Mühe ein. Er will an den drei großen europäischen Flüssen Donau, Rhein und Rhône entlang radeln. Alle Flüsse abfahren, von der Quelle bis zur Mündung, das geht natürlich nicht. Aber er will die Flüsse zumindest in der Nähe ihres Entstehens kennen lernen. Damit kriegt er ein Gefühl für die weite Europas vom Schwarzen Meer über die Nordsee bis zum Mittelmeer in Südfrankreich.
    Flussverläufe sind üblicherweise für Radler problemlos, sofern es ausgebaute Wander- oder Radwege gibt. Aber in der Nähe der Quelle können diese auch recht steil werden. Natürlich will er bei Freunden und Verwandten auch voller Stolz angeben können, dass er trotz seines reifen Alters immer noch oder jetzt erst recht ein großer Sportler ist. Deshalb müssen mehrere Pässe überquert werden.
    Zunächst will er den Scheltenpass überqueren, er trennt den französisch sprechenden Kanton Jura vom deutsch sprechenden Kanton Solothurn. Dann kommt der Simplonpass dran zwischen Rhônetal und Lago Maggiore. Und auf der Rückfahrt dann der Gotthardpass. Die Strecke, die deutsche Italienurlauber üblicherweise im Tunnel zurücklegen, will er sich voll über der Erde und mit Blick zum Himmel anschauen. Das ist schon eine richtige Herausforderung.
    Ob der Akku von seinem E-Bike für die Pässe genügend Kapazität mitbringt? Und der Akku macht ja nicht alles. Er muss einen beträchtlichen Teil auch noch an eigener Muskelkraft und Ausdauer mitbringen. Schließlich geht es beim Schelten-, Simplon- und Gotthardpass jeweils 10 – 20 km oft mit über 10 % Steigung hoch auf über 2.000 m Höhe. Ob er das wohl schaffen wird?

Vorbereitung der E-Bike Tour
     
     
    Martin geht die Tour professionell an, wie dies bei einem Ingenieur mit seiner Erfahrung nicht anders zu erwarten ist. Zunächst einmal recherchiert er im Internet und in gut sortierten Fachbuchhandlungen. Touren Special, über die Alpen mit dem Mountain Bike, es gibt jede Menge Fachzeitschriften über Alpenpässe und Touren in den Alpen. „Glücksmomente“ mit dem Mountain Bike in den Bergen. Und natürlich jede Menge Bike Hotels. Offensichtlich irgendwo im Gebirge in einer Steinwüste und weitab von jeder Zivilisation.
    ‚Übertreiben will ich es ja auch nicht‘, denkt Martin, ‚ich will mich nicht mit dem Auto irgendwo in die Berge karren lassen, dort einen Steinhügel hinauffahren und mich dann ganz stolz fotografieren lassen zum Nachweis, was ich alles tolles geschafft habe‘.
    In der Schweiz war er zwar schon öfter. Dabei hat er aber, soweit er die schöne Natur bewundern konnte, diese nur im Vorbeifahren von seinem Motorroller, durch die Fensterscheibe des Autos oder aus dem Zug betrachten können. Mit Fahrrad oder E-Bike kann er die Landschaft aus der Nähe betrachten, und er kommt an Stellen heran, die er sonst nie sehen würde.
    Aber: Welches sind denn die schönsten Touren in der Schweiz? Welche Strecken lohnen sich? Wie kann Martin die schönen und lohnenden Strecken planen und dann auf der Strecke auch finden? Erfreulicherweise stellt er schnell fest: Die Schweiz ist ein Musterland für Fahrradfahrer oder, wie die Schweizer sagen, für Velofahrer.
    Die ‚Stiftung Veloland Schweiz‘ und ihre Mitglieder haben das ganze Land mit Velorouten überzogen, diese kartographiert und jede einzelne Route ganz hervorragend beschildert. Dies geht soweit, dass selbst im Kreisverkehr die Verkehrswegweiser für die Autos ergänzt wurden durch Wegweiser für die Velorouten. Daher macht Velofahren in der Schweiz nicht nur ganz besonders Spaß, sondern es ist auch ein herausragendes touristisches Erlebnis.
    Martin besorgt sich Karten der Velorouten und plant seine Reise. Damit kommt auch gleich die nächste Frage auf. Was bezweckt er eigentlich mit der Tour? Will er seinen sportlichen Ehrgeiz befriedigen und mit seinen tollen Passüberquerungen angeben? Will er die schöne Landschaft genießen und ist dabei das E-Bike nur Mittel zum Zweck, damit er auch wirklich an diese schöne Landschaft herankommt? Will er einfach mal zwei Wochen von zu Hause weg sein und mit dem Velo sicher stellen, dass er wirklich alleine unterwegs sein kann und niemand auf die Idee kommt, ihn begleiten zu wollen? Will er sich mit einem ungewohnten