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dass die Oliven für den Martini vom Hungerstreik ausgenommen sind. Ich werde sie zur Selbsterhaltung gläserweise essen. Und Martini trinken. Ruf bitte an.“
Die neun. Ich erschauderte und lächelte gleichzeitig. Trotzdem: Ich musste mich erst bei Lou melden. Ich hatte ihm zwar erklärt, dass ich noch keinen Blick auf das geheimnisvolle Manuskript geworfen hatte, aber auch versprochen, heute ein Lebenszeichen von mir zu geben.
„Und, was machst du? Sitzt auf deinem Hintern und trinkst Piña Coladas?“
„Das Gift hat einen anderen Namen.“
„Wie bitte?“
„Das Essen. Ich habe es dir doch geschrieben. Ich ernähre mich den ganzen Tag von mexikanischer Küche und Magentabletten. Es ist nicht zum Aushalten. Weißt du, warum Roland Riggs sein Haus zwischen sieben und acht nicht verlässt?“
„Nein. Warum?“
„Wegen
Glücksrad
und
Achtung! Risiko!“
„Ich mag
Achtung! Risiko!
Daran ist nichts auszusetzen. Alex Trebek ist ein patenter Typ.“
„Das
Glücksrad
, Lou, das
Glücksrad
. Der Mann, dessen Umgang mit der englischen Sprache dazu geführt hat, dass die Schüler der Oberstufen scharenweise in die Buchhandlungen gerannt sind, um ein Exemplar von
Simple Simon
zu ergattern, sitzt jeden Abend mit seiner Haushälterin auf der Couch, um ein Wort für einen Beruf mit neun Buchstaben zu erraten, der mit A anfängt.“
„Architekt.“
„Hm?“
„Ein Wort für einen Beruf mit neun Buchstaben, der mit …“
„Schon kapiert … Ernsthaft: Was ist, wenn er es nicht mehr drauf hat?“
„Wie schlecht der Text auch sein mag, du kriegst ihn schon in Form. Erinnere dich nur an Tawny Phelps.“
„Die werde ich meinen Lebtag nicht vergessen. Eine Frau, deren Buch auf Cocktailservietten entstanden ist, die gespickt waren mit geheimen Bettgeschichten aus Washington, D.C.“
„Aber du hast es geschafft, daraus einen beachtlichen Erfolg zu machen.“
„Und dann hat sie uns wegen ein paar Dollar mehr verlassen. Wenigstens war ihr nächstes Buch ein Flop.“
„Weil sie dich nicht hatte.“
„Schon gut. Ich schustere Riggs’ Buch irgendwie zusammen, egal wie schlecht es ist.“
„Und vielleicht ist es ja sogar großartig. Und sonst … wie geht es dir?“
Ich hörte das Zittern in seiner Stimme.
„Ich weiß von der Sache mit meiner Mutter, Lou. Stratford Oaks hat hier angerufen.“
„Sie ist eine Hexe, Cassie. Zugestanden. Aber lass nicht zu, dass sie dich fertig macht.“
„Ich bin schon fertig. Ich werde sein gesamtes Vermögen in sein Wohl stecken. Kein Cent wird übrig bleiben. Habe ich dir erzählt, dass ich ihnen einen neuen Van gekauft habe?“
„Stratford Oaks?“
„Mm-hm. Und drei Bewohnern habe ich neue Brillen spendiert, die sie sich nicht leisten konnten. Anonym, natürlich.“
„Du bist verrückt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Was soll sie kriegen? Fünfzehn Prozent oder so was, nicht? Du bringst dich selbst um das Geld deines Vaters – von dem du weißt, dass er möchte, dass du es bekommst –, damit deine Mutter in die Röhre guckt.“
„Ganz genau.“
„Du bist der größte Dickkopf, der …“
„Ich weiß. Ich muss los, Lou. Ich küsse, umarme, liebe dich!“
Ich legte auf und entschied mich, nach unten zu schlendern. Ich hatte Marias wie auch immer geartetes Frühstück verpasst und ausgeschlafen. Jetzt sollte ich in einen Imbiss fahren und mir ein paar Chicken Wings besorgen, bevor ich mir ein weiteres Stück Burrito in den Mund schieben musste.
Wie erwartet rührte Maria in einer roten Sauce herum. In einer sehr roten, mit Tomaten und Chilipulver.
„Hungrig?“
„Nein. Ich bin auf dem Weg zum 7-Eleven. Und dann werden Roland und ich wohl doch langsam mal mit der Arbeit an seinem Buch beginnen.“
„Er ist der klügste Mann, der mir je begegnet ist. Und der netteste.“
Ich beobachtete, wie sie in Würfel und Scheiben geschnittene Zutaten in den Topf gab. Sie brauchte kein Rezept. Ihr reichte die Vertrautheit mit einer Küche, die sich mir nie erschließen würde. Sie war die mexikanische Julia Child in einem wohl geformten Körper und mit einem umwerfenden Lächeln.
Sie seufzte und begann, Teig auf einem Backblech auszurollen.
„Jedes Jahr führt er mich in das beste Restaurant von Sanibel … immer am 22. Juni.“
„Ihr Geburtstag?“
„Nein, das ist der Tag, an dem ich angefangen habe, für ihn zu arbeiten. Aber meinen Geburtstag vergisst er auch nie … Und sehen Sie diesen Herd?“
Ich nickte.
„Er ist von Jenn-Air. Als der alte
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