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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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Türsteher die Samtkordel für uns zur Seite nahm. Einmal, ich hatte Hotpants an und mein Haar war so hoch auftoupiert, dass ich beim Aussteigen gegen das Taxidach stieß, winkte mich Steve Rubell persönlich durch, die Menge teilte sich, und unter anerkennendem Pfeifen und Anfeuerungsrufen betraten meine Freundinnen und ich den Club. Anna und Jennifer zogen sich mit einem Transsexuellen eine Linie Koks rein in dem Waschraum, den Männer und Frauen sich teilten, während ich genug Wodka trank, um einen russischen Seemann unter den Tisch zu saufen.
    Ich lauschte den Bee Gees in Rolands Wohnzimmer und erlaubte der Musik, mich in alte Zeiten zu entführen.
    „Okay, Roland, lass uns den Hustle üben.“
    Ich nahm seine Hände in meine. Sie fühlten sich kalt und trocken an, alte Hände, die übersät waren mit kleinen dunklen Flecken, aber doch noch nicht entstellt von der Arthritis, wenn die Gelenke verknorpeln und auf einen wirklich alten Menschen hinweisen. Indem ich meine Hüften von links nach rechts schwang, versuchte ich, ihn die Bässe fühlen zu lassen.
    „Genau so.“ Lächelnd stimmte ich in das Lied ein: „I’m a woman’s man, no time to talk …“ Barry Gibbs Falsettstimme heulte im Hintergrund, der Papagei krächzte, und die Kaninchen hoppelten Schutz suchend unter den Esszimmertisch.
    „Okay.“ Ich ging näher auf ihn zu und bedeutete ihm ohne Worte, dass es beim Hustle allein darum ging, im Partner zu lesen, wie beim Walzer, nur etwas vereinfacht. Die flotten Drehungen und den ganzen Rest konnten wir uns für später aufheben. Dann aber trat Roland mir auf den rechten Fuß. Fest.
    „Aua!“ schrie ich im Chor mit Robin, Barry und Maurice.
    „Tut mir Leid, Cassie. Lass es mich noch mal probieren.“
    „Na gut. Linken Hüftschwung, rechten Hüftschwung, beide zusammen, die Hände aufeinander gelegt, und … AUTSCH!“ Mein linker Fuß puckerte vor Schmerz genau an der Stelle, wo seiner mit der Kraft eines Vorschlaghammers gelandet war.
    „Entschuldigung, Entschuldigung. Ich habe den Dreh wohl noch nicht richtig raus.“
    „Sind Sie und Maxine nie tanzen gewesen?“
    „Nein, wir haben ja selbst unsere Hochzeit nicht vernünftig gefeiert, von daher ist der Kelch irgendwie an mir vorbeigegangen.“
    „Schon gut, kommen Sie. Wir versuchen es noch mal.“
    Er gab sich große Mühe. Das tat er wirklich – und hatte dabei die Anmut eines Wales, der hilflos in flachem Gewässer herumpaddelt. Oder von einem Walross, das heulend auf einem Felsen thronte. Und ich machte gute Miene zum bösen Spiel und hoffte inständig, dass ich am nächsten Tag wenigstens noch in einen meiner Schuhe hineinpasste.
    „Lassen Sie es uns mit einem langsameren Stück versuchen. Vielleicht überstürzen wir die Dinge ein wenig.“ Ich ging zum CD-Player und suchte so lange, bis ich „How Deep Is Your Love“ gefunden hatte.
    „Cassie?“
    „Ja?“
    „Sie würden mir doch sagen, wenn ich ein hoffnungsloser Fall wäre, oder?“
    Ich sah Roland Riggs an. Bis zum Tag meiner Ankunft … sagen wir besser, in meinem ganzen Leben V.R. (vor Riggs), hätte ich es ihm gesagt. Gnadenlos. Ich hätte gesagt: „Ja, Roland, Sie sind ein untalentierter, schwerfälliger Ochse, und das ist die dümmste Idee, mit der Sie Ihre Umwelt je erheitert haben. Und jetzt gehen Sie endlich Ihre Haushälterin poppen, vergessen Sie den ganzen anderen Quatsch und schreiben Sie mir verflixt noch mal ein Buch, mit dem ich etwas anfangen kann.“
    Ich war aber inzwischen in der N.R.-Phase. Und Nach Riggs ging mir nur noch durch den Kopf, wie ich Michael abwies, und wie sehr Roland und Maria einander brauchten, und wie sehr ich selbst vielleicht daran glauben wollte, dass zwei Menschen glücklich damit sein konnten, zwischen Kartoffelbonsais und Karnickeln zu leben, selbst wenn es auf diesem Schiss von einer Insel keinen anständigen Coffee Shop gab.
    „Natürlich würde ich Ihnen sagen, wenn Sie ein hoffnungsloser Fall wären. Sie sind einfach ein bisschen eingerostet. Aber das kriegen wir schon hin. Noch eine Weile, und dann legen wir einen flotten ‚Le Freak‘ aufs Parkett.“
    Also tanzte ich mit Roland, bis mein Spann so rot und geschwollen war, dass ich den Fuß nicht mehr aufsetzen konnte, ohne eine Grimasse zu ziehen. Vier „How Deep Is Your Love“, zwei „Stayin’ Alive“ und einmal Gloria Gaynors „I Will Survive“, und ich war reif fürs Bett.
    „Roland … ich glaube, es ist genug für heute. Was halten Sie davon, die CD

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