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e-Motion

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Titel: e-Motion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Orloff
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schüttelte den Kopf und zerhackte die Zwiebeln nun in kleine Würfel.
    „Na, dann nehmen Sie mich als leuchtendes Beispiel. Ein gefährliches Unterfangen.“
    Maria ließ das Messer ruhen und sah mich an.
    „Ich glaube Ihnen nicht. Sie wollen sich über mich lustig machen.“
    Ich zuckte zusammen. „Schön. Dann glauben Sie mir eben nicht. Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, wenn Ihre Füße eines Nachts von Krebsen angegriffen werden. Sie laufen seitwärts, müssen Sie wissen. Guerillastrategie. Sehr hinterhältig.“
    Ich machte mich auf den Weg zur Tür.
    „Wohin gehen Sie?“
    „Nach draußen.“
    „Was soll ich Mr. Riggs sagen, wenn er fragt, wann Sie zurückkommen.“
    „Sagen Sie ihm: später.“
    „Er wird heute sehr traurig sein. Vielleicht sollten Sie besser bleiben.“
    „Maria, ich bin seine Lektorin. Sie sind seine Krankenschwester, seine Haushälterin, seine Köchin und seine Gärtnerin. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, Sie sind seine Muse.“
    „Seine was?“
    „Nichts.“
    Ich verließ das Haus durch die Vordertür, darum bemüht, nicht auf die dicke, goldgelb gestreifte Katze zu treten, die auf der Fußmatte lag. Das Tier leckte sich genüsslich die rechte Vorderpfote. Auf meinem Weg zum Auto schlichen ein paar Katzen um mich herum und strichen mir um die nackten Beine. Andere rekelten sich am Teich bei den Kois und beim Springbrunnen. Wieder andere schliefen auf dem Ast eines Baumes und ließen dabei ein Bein oder den Schwanz in der Luft baumeln. Ich fragte mich, ob die Katzen beim Anblick der Kaninchen jemals „Hm, lecker Mittag“ gedacht haben. Ich wusste nicht genau, warum, aber mich beunruhigte der Gedanke, José und Pedro könnten als Katzenfutter enden. Und die Tatsache wiederum, dass ich mir über Karnickel Sorgen machte, zeigte mir, dass ich schon zu lange auf dieser Insel war.
    Auf dem Weg zum Hotel dachte ich an den Kuss, den Donald mir bei unserem letzten Treffen gegeben hatte. Mir war nicht ganz klar, warum ich ihn so hasste, oder ob das wirklich der Fall war. Er versuchte doch auch bloß, seinen Job zu machen. Das jedenfalls sagte ich mir. Wiederholte es hundertmal in meinem Kopf, während ich zu ihm fuhr. Als ich aber zu seinem Zimmer ging und er mir die Tür öffnete, hätte ich ihn nach wie vor umbringen können für das, was er getan hat.
    „Hier ist dein Buch.“ Ich betrat den Raum und schmiss es auf sein Bett. „Das beweist gar nichts. Roland Riggs schreibt keine Liebesromane.“
    „Ich bin noch immer an der Geschichte dran.“
    „Tu, was du nicht lassen kannst“, zischte ich. Wie sollte man auch einem Mann trauen, der noch nicht mal nasse Handtücher in seinem Hotelzimmer rumliegen hat? Jedes Mal, wenn ich in seine Nähe kam, war er zu gepflegt, roch zu sauber. Sah zu gut aus.
    „Du wirst dastehen wie ein Idiot, wenn wir eine Gegendarstellung verlangen“, sagte ich.
    „Hast du die Sendung mit dem sterbenden Jäger gesehen?“
    „Du meinst den Typ mit dem ‚Alles Idioten‘-T-Shirt? Ja, ich habe es gesehen. Roland nicht. Du kriegst kein Interview. Es kümmert ihn nicht mehr, Donald. Das ist alles Vergangenheit“, bluffte ich. „Du suchst nach dem Heiligen Gral des Journalismus. Das kann ich dir nicht verdenken, aber du wirst ihn nicht finden. Nicht jetzt. Nicht wenn sein neues Buch rauskommt.“
    „Darf ich dich damit zitieren?“
    „Donald, ich habe dir dein Buch zurückgegeben. Alle deine gelb unterstrichenen Absätze beweisen nicht, dass wir es mit demselben Verfasser zu tun haben. Sie beweisen lediglich, dass du in der Schule der Streberarsch warst, der Marker benutzt hat. Ich gehe jetzt wieder. Ich verspreche dir, wenn das Buch erscheint, schicke ich dir wie jedem anderen auch eine Pressemappe.“ Ich drehte mich um.
    „So lange möchte ich nicht warten, bis ich wieder von dir höre.“
    Während er das sagte, kam er auf mich zu, und als er direkt hinter mir stand, küsste er meinen Nacken. Schauer fuhren mir den Rücken hinab, und nach allem, was er getan hat, hätte ich ihn am liebsten von mir gestoßen. Stattdessen drehte ich mich um und küsste ihn. Er stöhnte auf.
    „Du machst mich verrückt.“
    „Das sagen mir viele Männer. Sie haben dabei aber nicht gerade Gutes im Sinn.“
    „Nun … ich schon. Das hier
ist
gut. Und gefährlich zugleich.“
    Vielleicht könnte man es einen temporären Gedächtnisverlust nennen. Ich hatte kein T-Shirt mehr an, und meine Hosen hingen etwa auf Kniehöhe. Ich weiß nicht mehr, ob

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