Earth Girl. Die Prüfung
weit unter Kontrolle zu bekommen, dass ich mich bewegen konnte.
«Jarra Tell Morrath von der Erde. Taggerin bei Asgard 6 .»
Ich ging nach vorn, wo Colonel Riak Torrek mir den Artemis-Orden an die linke Schulter neben den Earth Star heftete. Dieses Mal musste er nicht sagen, dass meine Großmutter stolz auf mich gewesen wäre, aber ich wusste, dass er an sie dachte. Er hatte den anderen vier Taggern die Hand geschüttelt, da sie Zivilisten waren. Ich jedoch war ein Ehrenkind und die Enkelin von Colonel Jarra Tell Morrath, deshalb sah er mich an, und wir salutierten beide gleichzeitig.
Sein Blick signalisierte mir, was ich als Nächstes zu tun hatte. Sie hatten mich aus gutem Grund als Letzte aufgerufen. Der Colonel und ich wandten uns um und salutierten vor den anderen Mitgliedern der Ausgrabungsteams. Die Crews der Solarschiffe erhoben sich ebenfalls zum Gruß. Die Artemis zeichnete nicht nur die Tagger aus. Das Militär brachte damit all den Rettern gegenüber seinen Dank zum Ausdruck, und in diesem Moment zählte ich zugleich zu den Rettern und zum Militär.
Das war’s im Großen und Ganzen. Auf den Vid-Kanälen läuft eine Menge Unsinn über mich und auch über Fian. Deshalb habe ich das alles hier aufgeschrieben, um zu berichten, was wirklich passiert ist. Um den Norms zu erzählen, wie es ist, wenn man als eine von tausend behindert geboren wird. Ich mag vielleicht nicht immer nett gewirkt haben, aber zumindest ist es mein echtes Ich, nicht irgend so eine zuckersüße Erfindung der Newzies. Ich bin Jarra, ich bin ein Mädchen von der Erde, und ich bin stolz darauf. Ihr könnt mich dafür auslachen, dass ich ein Affe bin, wenn ihr wollt, aber nur elf lebende Menschen sind berechtigt, die Artemis-Auszeichnung zu tragen, und ich bin einer davon. Auch darauf bin ich stolz.
Issette meint, die Forscher könnten endlich einer Möglichkeit auf der Spur sein, wie man unsere Behinderung behandeln kann. Sie sagt, der Fehler habe darin gelegen, dass man die Erklärung immer nur bei den anderen Welten gesucht hat statt auf der Erde selbst. Jetzt glauben sie, das Problem liegt an irgendeinem Faktor, der während der Planet-First-Auswahlphase der neuen Planeten zum Ausschluss führt. Etwas, das zwar schlecht erscheint, für einige von uns aber lebensnotwendig ist, und dass man absichtlich Welten ausgesucht hat, die darüber nicht verfügen. Wenn sie herausfinden, um was genau es sich handelt, dann finden sie vielleicht auch eine Behandlungsmöglichkeit, mit der wir das Problem umgehen können.
Issette ist total aufgeregt deswegen, aber ich glaube kein Wort. Seit Hunderten von Jahren wird danach gesucht, und ich schätze mal, sie werden noch mehrere hundert Jahre suchen. Ich bin behindert und werde es immer sein.
Ich kann nicht ins Militär eintreten, aber ich habe meine Geschichtswissenschaft und Fian, und die beiden sind mir wichtiger als alles andere. Es gibt ein altes Sprichwort, das noch aus prähistorischen Zeiten stammt und ganz treffend zusammenfasst, wie ich mich fühle. Es lautet: Zwei von dreien ist doch nicht schlecht. Und tatsächlich kann zwei von dreien sogar ziemlich gut sein.
Fian sagt, dass zwei von dreien sogar besser sein kann als Schokoladeneis, deshalb höre ich jetzt auf zu schreiben und lass es ihn beweisen.
[zur Inhaltsübersicht]
Über Janet Edwards
Janet Edwards lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Birmingham. Sie hat in Oxford Mathematik studiert und ist ein großer Science-Fiction-Fan. «Earth Girl – Die Prüfung» ist ihr erster Roman – und der Auftakt zu einer Trilogie.
[zur Inhaltsübersicht]
Über dieses Buch
Sie kommt von der Erde. Ihr Schicksal steht in den Sternen.
Jarra ist ein «Earth Girl». Während sich der Rest der Menschheit aufmacht, fremde Galaxien zu entdecken, ist Jarra zu einem Leben auf dem alten Heimatplaneten verdammt: Aufgrund eines Gendefekts kann sie nicht teleportieren. Sie gehört zu den Ausgestoßenen, den Wertlosen. Aber Jarra hat einen Traum: Sie will normal sein, will wie alle anderen studieren. Ihre Leidenschaft ist die Frühgeschichte – der faszinierende Zeitraum vor Erfindung der Portaltechnik. Damals lebten die Menschen in riesigen Städten wie New York, die heute nur noch Ruinen sind. Um ihren Traum wahr werden zu lassen, muss Jarra ihre Identität verleugnen. Sie ist bereit, diesen Preis zu zahlen. Doch als ein schreckliches Unglück droht und nur Jarra es aufhalten kann, beginnt sie sich zu fragen, ob es wirklich so
Weitere Kostenlose Bücher