Earth Girl. Die Prüfung

Titel: Earth Girl. Die Prüfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Edwards

Vom Netzwerk:

mehr auf Dalmora ruhte, hatte sie sich wieder einigermaßen im Griff. «Dann haben wir also Lolia und Lolmack aus Beta. Ziemlich ähnliche Namen.»
    «Es ist die Vorsilbe unseres Stammesverbands», erklärte Lolmack. «Lolia ist meine Halbcousine aus der ersten Triaden-Ehe meines Vaters.»
    «Ach natürlich, Beta-Namensgebung.» Dalmora klang immer noch nicht wieder so selbstbewusst wie zuvor.
    In diesem Moment schlängelte sich Lolia zu uns herüber. Nach einem kurzen Blickwechsel mit Lolmack unterzog sie die Jungs aus Delta einer ähnlich genüsslichen Musterung, wie Dalmora und ich sie gerade über uns hatten ergehen lassen müssen. «Nette Hintern», säuselte sie schmachtend.
    Sämtliche Nicht-Betas in Hörweite schnappten erschrocken nach Luft, ich eingeschlossen. Wow! Lolia hatte das Hintern-Wort gesagt. Ich wusste, dass es vorgeschichtliche Zeiten gegeben hatte, in denen das in höflicher Konversation halbwegs akzeptabel gewesen war. In den eher gewagteren Vids aus Beta hatte ich es auch schon gehört, aber noch nie von jemandem in aller Öffentlichkeit. Alle sagen ‹Beine›, und an der Art, wie man es sagt, lässt sich erkennen, was genau damit gemeint ist.
    Playdon schien wie aus dem Nichts aufzutauchen. Ich hatte ihn bereits als einen der Lehrer eingestuft, die nur das Nötigste tun, doch offensichtlich hatte ich mich getäuscht. Er hatte sich an den Rand des Geschehens zurückgezogen und Dalmora das Feld überlassen, um uns beobachten zu können. Nun machte er seine Autorität geltend.
    «Ich muss die Studenten aus dem Betasektor daran erinnern, dass es sich hier um einen Kurs der Asgard University handelt, der dem Moralkodex des Gammasektors untersteht. Sie haben eingewilligt, sich an diesen Kodex zu halten, als Sie ihren Platz in diesem Kurs angetreten haben.»
    Lolia sah ihn aus großen Augen mit einer Miene übertriebenen Erstaunens an. «Aber ich habe doch nur ‹Hintern› gesagt.»
    Er bedachte sie mit einem dünnen Lächeln. «Ich habe Sie soeben offiziell verwarnt, nun erhalten Sie eine weitere Verwarnung. Dieses Wort ist unter dem Moralkodex von Gamma nicht vertretbar.»
    «Aber das wusste ich ja gar nicht», erwiderte Lolia. «Dabei ist es doch gar kein so schlimmes Wort. Wenn ich dagegen sagen würde –»
    «Sie können mir gerne eine ganze Liste obszöner Wörter aufzählen», unterbrach Playdon sie, «doch jedes davon wird Ihnen eine weitere Verwarnung einbringen. Damit können Sie in weniger als fünf Minuten diesen Kurs für sich beenden, und zwar ohne Gebührenrückerstattung.»
    Er hielt inne und sah sich um. «Dies erscheint mir ein guter Zeitpunkt, um darauf hinzuweisen, dass hier Studenten von fünf Sektoren und zwanzig unterschiedlichen Planeten versammelt sind. Sicher sind Sie sich alle bewusst, dass Beta der freizügigste Sektor ist, während Delta und Epsilon eher konservativ sind, aber verlassen Sie sich nicht allzu sehr auf Sektor-Stereotypen. Die Standards zwischen den Planeten und Individuen variieren, und der Moralkodex des Gammasektors verlangt, dass Sie anderen Studenten mit Respekt begegnen und Rücksicht auf ihre persönlichen Grenzen nehmen.»
    Danach zog Playdon sich wieder in seine Ecke zurück. Die Betas sahen sich an und lachten.
    «Mann, ist der prüde», flüsterte Lolia.
    Trotz Dalmoras Bemühungen schleppte sich die Unterhaltung ab diesem Moment eher zäh dahin. Alle waren erleichtert, als Playdon sich wieder erhob.
    «Ich glaube, es ist Zeit fürs Mittagessen.» Sein Blick richtete sich auf mich. «Jarra, Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn ich mich aufgrund Ihrer Militärkenntnisse ab und zu auf Ihre Mithilfe verlasse. Vielleicht können Sie Ihren Mitstudenten zeigen, wie die Essensausgabegeräte funktionieren?»
    «Ja, Sir.» Ich konnte mich gerade noch bremsen, vor ihm zu salutieren. Nein, wirklich, ich tat nicht nur so. Ich hatte so viele Infovids angeschaut, und Jarra die Militärstochter war in meinem Kopf so real, dass mir das ‹Ja, Sir› ganz automatisch gekommen war. Die Schüler an Militärschulen waren Kadetten und salutierten vor ihren Offizierslehrern.
    Der Rest der Gruppe schien jedenfalls überzeugt, ja sogar beeindruckt, als ich zu den Essensausgabegeräten hinüberging und begann, ihre Bedienung zu erklären. Mein militärisches Ich hatte das Kommando übernommen, aber mein echtes Ich drückte sich irgendwo am Rand meines Bewusstseins herum und erlitt einen mittelschweren Panikanfall. Ich war mit der Geschichts- AG bereits in