Echo Einer Winternacht
forensischen Analysen.«
»Vielleicht könnte ich mit ihm sprechen.«
Karen zuckte die Schultern. »Er ist ein recht zugänglicher Typ.
Also, wo sollen wir anfangen?«
Zwei großenteils ermüdende Stunden später gelang es Jackie, sich davonzumachen. Sie wusste mehr über die Arbeitsweise der Polizei von Fife in den späten siebziger Jahren, als sie je zu erfahren gewünscht hatte. Nichts ist frustrierender, als gleich am Anfang eines Interviews die gewünschte Information zu erhalten und dann aus Furcht, den verborgenen Schlachtplan preiszu-geben, trotzdem weitermachen zu müssen. Natürlich hatte Karen ihr nicht die gerichtsmedizinischen Originalberichte gezeigt. Aber das hatte Jackie auch nicht erwartet. Sie hatte alles erreicht, weswegen sie gekommen war. Jetzt war Alex an der Reihe.
35
lex starrte in das Babykörbchen hinunter. Jetzt war sie da, wo sie hingehörte. Ihre Tochter, in ihrem A
Haus. Locker
in eine weiße Decke gewickelt, das Gesicht im Schlaf etwas verzogen, brachte Davina sein Herz zum Jubeln. Sie hatte nicht mehr das spitze Gesichtchen, das ihn in ihren ersten Lebenstagen so erschreckt hatte. Jetzt sah sie wie andere Babys aus, und ihr Gesicht nahm immer mehr eigene Züge an. Am liebsten hätte er sie jeden Tag ihres Lebens gezeichnet, damit er nicht eine einzige Nuance der Veränderungen in ihrer Entwicklung verpassen würde.
Sie zog alle seine Sinne in ihren Bann. Wenn er sich weit zu ihr hinunterbeugte und die Luft anhielt, konnte er ihren leise summenden Atem hören. Seine Nase nahm mit Wonne den unverwechselbaren Babygeruch wahr. Alex wusste, dass er Lynn liebte; aber nie hatte er diesen überwältigenden, leidenschaftlichen Wunsch zu beschützen verspürt. Lynn hatte recht. Er musste alles in seiner Macht Stehende tun, um zu garantieren, dass er da sein würde und seine Tochter aufwachsen sehen konnte. Er beschloss, später mit Paul zu telefonieren, um diesen denkwürdigen Abend mit ihm zu teilen. Wenn Ziggy noch lebte, würde er ihn anrufen, und deshalb verdiente Paul zu hören, dass er noch Teil ihres Lebens war.
Der ferne Klang der Türglocke unterbrach seine andächtige Stimmung. Alex streichelte seine schlafende Tochter sanft und ging dann rückwärts aus dem Zimmer. Kurz nach Lynn, die wie vom Donner gerührt war, als sie Jackie auf der Schwelle stehen sah, kam er an die Haustür. »Was tun Sie denn hier?«, fragte sie.
»Hat Alex nicht Bescheid gesagt?«, fragte Jackie lässig.
»Was sollte er mir sagen?«, fiel Lynn über Alex her.
»Ich habe Jackie gebeten, mir zu helfen«, sagte Alex.
»Das stimmt.« Jackie schien mehr belustigt als beleidigt.
»Du hast sie gebeten?« Lynn machte keinen Versuch, ihre Verachtung zu verbergen. »Eine Frau, die ein Motiv hatte, meinen Bruder zu ermorden, und die erforderlichen Kontakte, es auch durchführen zu lassen? Wie konntest du nur, Alex?«
»Weil sie dabei auch etwas für sich herausholen kann. Und das heißt, ich kann ihr vertrauen, dass sie uns nicht um eines Aufmachers willen sitzen lässt«, sagte er und versuchte Lynn zu besänftigen, bevor Jackie einschnappte und in die Nacht hinausstürmte, ohne zu verraten, was sie erfahren hatte.
»Sie kommt mir nicht ins Haus«, sagte Lynn unmissverständlich.
Alex hob beschwichtigend die Hände. »Gut. Lassen Sie mich nur schnell meinen Mantel holen. Wir gehen in den Pub, wenn Ihnen das recht ist, Jackie.«
Sie zuckte die Achseln. »Meinetwegen. Aber auf Ihre Rechnung.«
Sie gingen schweigend den kleinen Hügel zum Pub hinunter.
Alex hatte keine Lust, sich für Lynns Feindseligkeit zu entschuldigen, und Jackie wollte deshalb kein Aufhebens machen. Als sie beide vor einem Glas Rotwein saßen, hob Alex fragend die Augenbrauen. »Und? Hat’s was gebracht?«
Jackie sah selbstgefällig aus. »Ich habe den Namen des Gerichtsmediziners, der am Fall Rosie Duff gearbeitet hat. Und das Schöne daran ist, dass er immer noch mit von der Partie ist.
Er ist Professor in Dundee, heißt David Soanes und ist offenbar als Experte ein As.«
»Wann können Sie ihn also besuchen und mit ihm sprechen?«, fragte Alex.
»Ich werde nicht hingehen und ihn besuchen, Alex. Das ist Ihre Aufgabe.«
»Meine Aufgabe? Ich bin doch kein Journalist. Warum sollte er mit mir sprechen?«
»Sie sind derjenige, für den hier etwas auf dem Spiel steht.
Offenbaren Sie ihm alles, und bitten Sie ihn um alle Hinweise, die er Ihnen eventuell geben kann, um in diesem Fall weiterzukommen.«
»Ich weiß nicht,
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