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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wie man ein Interview führt«, wandte Alex ein. »Und warum sollte Soanes mir etwas sagen? Er wird nicht wollen, dass es so aussieht, als hätte er zuvor etwas übersehen.«
    »Alex, Sie haben mich überredet, für Sie ein Risiko einzugehen, und offen gestanden mag ich weder Sie noch Ihre gehässige, kleinliche Frau. Darum können Sie vermutlich auch David Soanes dazu überreden, Ihnen das zu sagen, was Sie wissen wollen. Besonders da Sie ja gar nicht nach Dingen fragen, die er übersehen hat. Sie wollen etwas über Dinge erfahren, die man damals nicht untersuchen konnte, Dinge, die er mit Recht nicht in seinen Bericht aufnahm. Wenn ihm seine Arbeit wichtig ist, dann müsste er den Wunsch haben, Ihnen zu helfen. Außerdem ist es viel unwahrscheinlicher, dass er mit einer Journalistin sprechen würde, die ihn als inkompetent erscheinen lassen könnte.« Jackie nahm einen Schluck Wein, verzog das Gesicht und stand auf. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas rausgekriegt haben, das mich entlastet.«
     
    Lynn saß im Wintergarten und beobachtete die Lichter auf der Flussmündung. Sie waren von einem leichten, dunstigen Hof umgeben, der sie geheimnisvoller erscheinen ließ, als sie waren.
    Sie hörte, dass die Haustür geschlossen wurde und Alex rief:
    »Ich bin zurück.« Aber bevor er zu ihr hereinkommen konnte, erklang noch einmal die Türglocke. Wer immer das sein mochte, sie hatte jedenfalls keine Lust auf Besuch. Das Stimmen-gemurmel wurde deutlicher, aber sie konnte immer noch nicht erkennen, wer der Besucher war. Dann ging die Tür auf, und Weird kam mit großen Schritten herein.
     
    »Lynn«, rief er, »ich habe gehört, du hast ein wunderschönes Töchterchen, das du mir zeigen kannst.«
    »Weird«, rief Lynn erstaunt. »Du bist der letzte Mensch, den ich zu sehen erwartet hätte.«
    »Gut so«, sagte er. »Hoffen wir, dass alle so denken.« Er sah besorgt auf sie herab. »Wie kommst du klar?«
    Lynn ließ sich von ihm umarmen. »Ich weiß, es klingt dumm, aber so wenig wir auch mit Mondo zusammen waren, fehlt er mir doch.«
    »Natürlich. Er fehlt uns allen. Und wir werden ihn immer vermissen. Er gehörte doch zu uns, und jetzt ist er nicht mehr da.
    Es ist nur ein schwacher Trost für unseren Verlust, dass wir wissen, er ist bei seinem himmlischen Vater.« Sie schwiegen einen Augenblick, dann löste sich Lynn von ihm.
    »Aber was machst du hier?«, fragte sie. »Ich dachte, du wärst nach dem Begräbnis direkt zurück in die Staaten geflogen?«
    »Bin ich auch. Ich habe meine Frau und die Kinder in die Berge verfrachtet, an einen Ort, wo sie vor jedem, der etwas gegen mich hat, sicher sein werden. Und dann machte ich mich unsichtbar.
    Ich bin über die Grenze nach Mexiko gegangen. Lynn, fahr nie nach Tijuana, wenn du keinen bärenstarken Magen hast. Das Essen dort ist das absolut schlechteste auf der Welt, aber was die Seele wirklich angreift, ist der Kontrast zwischen dem übertriebenen amerikanischen Wohlstand und der elenden Armut der Mexikaner. Ich habe mich meiner adoptierten Landsleute geschämt. Weißt du, dass die Mexikaner sogar ihre Esel gestreift wie Zebras anstreichen, damit die Touristen sich damit fotografieren lassen können? So weit haben wir sie gebracht.«
    »Verschone uns mit deiner Predigt, Weird. Komm zur Sache«, beschwerte sich Lynn.
    Weird grinste. »Ich hatte vergessen, wie direkt du sein kannst, Lynn. Na ja, nach Mondos Begräbnis fühlte ich mich ziemlich unbehaglich. Also habe ich in Seattle einen Privatdetektiv beauftragt. Ich wollte herausfinden, wer den Kranz für Ziggys Beerdigung geschickt hat. Er fand eine Antwort, die Grund genug für mich war, hierher zurückzukehren. Außerdem schätze ich, dass dies hier der letzte Ort wäre, an dem mich irgendjemand vermuten würde. Es wäre viel zu nahe liegend.«
    Alex rollte mit den Augen. »Du hast ja im Lauf der Jahre wirklich ein paar theatralische Tricks gelernt, was? Erzählst du uns, was du herausgefunden hast?«
    »Der Mann, der den Kranz geschickt hat, lebt hier in Fife. In St. Monans, genau genommen. Ich weiß nicht, wer er ist oder was er mit Rosie Duff zu tun hat. Aber sein Name ist Graham Macfadyen.«
    Alex und Lynn tauschten einen angstvollen Blick. »Wir wissen, wer er ist«, sagte Alex. »Oder wir haben zumindest eine fundierte Vermutung.«
    Jetzt war es Weird, der verwirrt und frustriert aussah.
    »Tatsächlich? Wieso?«
    »Er ist Rosie Duffs Sohn«, sagte Lynn.
    Weird machte große Augen. »Sie hatte einen

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