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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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doch die DNA des Spermas mit meiner vergleichen. Wenn es von meinem Vater gewesen wäre, dann könnten Sie das feststellen.«
    Lawson beschlich ein Gefühl, als wäre er durch einen Spiegel gefallen. Es war vollkommen verständlich, dass Macfadyen darauf aus war, alles über seinen Vater herauszufinden, was er konnte. Aber diese Besessenheit so weit zu treiben, dass er ihn lieber des Mordes überführen würde, als ihn überhaupt nicht zu finden, das war unnatürlich. »Falls wir überhaupt DNA-Vergleiche mit jemandem machen, dann nicht mit Ihnen«, sagte er so freundlich er konnte. »Sondern mit den vier jungen Männern, die in diesem Buch genannt werden, die Rosie gefunden haben.«
    Macfadyen stürzte sich auf seine Aussage. »Sie sagten ›falls‹.«
    »Falls?«
    »Sie sagten, falls wir DNA-Vergleiche machen. Nicht wenn wir das tun.«
    Er hatte sich im Buch geirrt. Er war nicht in Alice hinter den Spiegeln, sondern eindeutig in Alice im Wunderland. Lawson kam sich vor wie einer, der kopfüber in eine tiefe dunkle Höhle gestürzt ist, ohne festen Boden unter den Füßen zu haben. Der Schmerz im Kreuz meldete sich. Die Schmerzen und Wehwehchen mancher Leute reagieren aufs Wetter, aber Lawsons Ischiasnerv war ein genaues Stressbarometer. »Es ist sehr peinlich für uns, Mr. Macfadyen«, sagte er und zog sich hinter eine Fassade der Förmlichkeit zurück. »Irgendwann im Lauf der letzten fünfundzwanzig Jahre sind die Beweisstücke, die zum Mord Ihrer Mutter gehörten, verlegt worden.«
    Auf Macfadyens Gesicht erschien ein Ausdruck zornigen Staunens. »Was meinen Sie damit, verlegt?«
    »Genau das, was ich sage. Die Beweisstücke sind dreimal umgelagert worden. Einmal, als die Polizei in St. Andrews umzog. Dann wurde das Material ins Zentrallager im Präsidium geschickt. Und kürzlich sind wir in eine neue Abteilung für die Lagerung gezogen. Und irgendwann sind die Behälter, die die Kleider Ihrer Mutter enthielten, verlegt worden. Als wir nach ihnen gesucht haben, waren sie nicht in dem Karton, wo sie hätten sein sollen.«
    Macfadyen sah aus, als hätte er am liebsten jemanden geohrfeigt. »Wie konnte das passieren?«
    »Die einzige Erklärung, die ich habe, ist menschliches Versagen.« Lawson wand sich förmlich unter dem Blick wütender Verachtung, den der junge Mann ihm zuwarf. »Wir sind nicht unfehlbar.«
    Macfadyen schüttelte den Kopf. »Es ist nicht die einzige Erklärung. Jemand hätte sie absichtlich entfernen können.«
    »Warum sollte jemand das tun?«
    »Na ja, das ist doch offensichtlich. Der Mörder würde nicht wollen, dass sie gefunden werden, oder? Jedermann weiß über DNA Bescheid. Sobald Sie angekündigt haben, dass der alte Fall wieder aufgerollt wird, muss er gewusst haben, dass seine Zeit ablief.«
    »Das Beweismaterial war im Lager der Polizei hinter Schloss und Riegel. Und es sind uns keine Einbrüche gemeldet worden.«
    Macfadyen lachte bitter. »Man müsste ja keinen Einbruch begehen. Man bräuchte nur der richtigen Person genug Geld unter die Nase zu halten. Jeder hat seinen Preis, selbst Polizeibeamte. Man kann ja kaum eine Zeitung aufschlagen oder den Fernseher anschalten, ohne von Hinweisen auf die Bestechlichkeit der Polizei zu hören. Vielleicht sollten Sie überprüfen, welcher Ihrer Untergebenen plötzlich in Geld schwimmt.«
    Lawson wurde die ganze Sache unbehaglich. Hinter Macfadyens gesundem Menschenverstand waren Züge von Paranoia sichtbar geworden, die vorher verborgen geblieben waren. »Das ist ein sehr ernster Vorwurf«, sagte er. »Und es gibt keinerlei Grundlage dafür. Glauben Sie mir, was immer mit dem Beweismaterial zu diesem Fall passiert ist, es war menschliches Versagen.«
    Macfadyen starrte ihn bockig an. »Das soll’s dann also sein?
    Sie werden einfach dafür sorgen, dass es vertuscht wird?«
    Lawson bemühte sich, versöhnlich auszusehen. »Es gibt nichts zu vertuschen, Mr. Macfadyen. Ich kann Ihnen versichern, dass die Beamtin, die den Fall bearbeitet, eine Suche im Lager durchführt. Es ist möglich, dass sie die Beweisstücke noch findet.«
    »Aber nicht sehr wahrscheinlich«, sagte Macfadyen gewichtig.
    »Nein«, stimmte ihm Lawson zu. »Nicht sehr wahrscheinlich.«
     
    Ein paar Tage vergingen, bevor James Lawson die Gelegenheit hatte, wegen seines unangenehmen Gesprächs mit Rosie Duffs unehelichem Sohn etwas zu unternehmen. Er hatte kurz mit Karen Pirie gesprochen, aber sie war ziemlich pessimistisch, im Lager fündig zu werden. »Das ist ja wie

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