Echo Einer Winternacht
beschützt.
Sie waren auch meistens schnell dabei, handgreiflich zu werden.
Ich würde vermuten, dass sie das, was Sie zu sagen haben, als eine Verunglimpfung von Rosies Charakter sehen würden. Ich glaube nicht, dass es zu einem glücklichen Zusammentreffen der Familie führen würde.«
»Ich dachte, wissen Sie … vielleicht würden sie mich als einen Teil von Rosie ansehen, in dem sie weiterlebt.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sagte Lawson nachdrücklich. Macfadyen sah eigensinnig und keineswegs überzeugt aus.
»Aber wenn diese Information Ihnen bei Ihrer neuen Untersuchung helfen könnte? Dann würden sie es vielleicht anders sehen, meinen Sie nicht? Sicher wollen sie doch, dass ihr Mörder endlich gefasst wird?«
Lawson zuckte die Achseln. »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie uns dies weiterbringen soll. Sie wurden fast vier Jahre vor dem Tod Ihrer Mutter geboren.«
»Aber was wäre, wenn sie immer noch mit meinem Vater ging? Und wenn das etwas mit dem Mord zu tun gehabt hätte?«
»Es gab keine Hinweise auf eine solche längere Beziehung in Rosies Vergangenheit. In dem Jahr, bevor sie starb, hatte sie mehrere Freunde, keine der Beziehungen war sehr ernst.
Dadurch gab es aber keinen Spielraum für einen anderen Liebhaber.«
»Aber wenn er weggegangen und dann zurückgekommen wäre? Ich habe die Zeitungsberichte über ihre Ermordung gelesen, und da gab es einen Hinweis, dass sie mit jemandem ausging, aber niemand wusste, wer es war. Vielleicht ist mein Vater zurückgekommen, und sie wollte nicht, dass ihre Eltern erfuhren, dass sie mit dem Jungen ausging, von dem sie schwanger geworden war.« Macfadyens Stimme war eindringlich.
»Schön und gut, es ist eine Theorie. Aber wenn niemand wusste, wer der Vater des Kindes war, bringt es uns trotzdem nicht weiter.«
»Aber Sie wussten ja damals nicht, dass sie ein Kind hatte. Ich wette, Sie haben nie nachgefragt, mit wem sie vier Jahre vor dem Mord ausging. Vielleicht wussten ihre Brüder, wer mein Vater war.«
Lawson seufzte. »Ich will Ihnen keine falschen Hoffnungen machen, Mr. Macfadyen. Erstens, Brian und Colin Duff waren sehr daran interessiert, dass wir Rosies Mörder finden.«
Er zählte die Argumente, die er vorbrachte, an den Fingern auf. »Wenn der Vater von Rosies Kind wieder aufgetaucht wäre, können Sie wetten, dass sie sich an uns gewendet und verlangt hätten, dass wir ihn festnehmen. Und wenn wir dem nicht nachgekommen wären, hätten sie ihm wahrscheinlich selbst die Beine gebrochen. Zumindest das.«
Macfadyen presste die Lippen zusammen. »Sie werden also diese Ermittlungsrichtung nicht verfolgen?«
»Wenn Sie erlauben, würde ich diesen Hefter mitnehmen und Kopien machen lassen und sie an die Beamtin weitergeben, die sich mit dem Fall Ihrer Mutter befasst. Es kann nicht schaden, dies in unsere Untersuchungen mit einzubeziehen, und vielleicht hilft es uns ja.«
In Macfadyens Augen leuchtete es triumphierend auf, als hätte er einen wichtigen Sieg errungen. »Sie akzeptieren also, was ich sage? Dass Rosie meine Mutter war?«
»Es sieht so aus. Obwohl wir natürlich selbst der Sache noch nachgehen müssen.«
»Sie werden also eine Blutprobe von mir haben wollen?«
Lawson runzelte die Stirn. »Eine Blutprobe?«
Macfadyen sprang auf, von einem plötzlichen Energieschub angetrieben. »Warten Sie mal«, sagte er und verließ das Zimmer. Als er zurückkam, hielt er ein dickes Taschenbuch mit einem rissigen Rücken in der Hand, das sich an einer Stelle von selbst öffnete. »Ich habe alles über den Mord an meiner Mutter gelesen, was ich finden konnte«, sagte er und streckte Lawson das Buch hin.
Lawson sah auf die Umschlagseite. Davongekommen. Die größten ungelösten Fälle des zwanzigsten Jahrhunderts. Rosie Duff waren fünf Seiten gewidmet. Lawson überflog den Artikel und war beeindruckt, dass die Autoren so wenige Fehler gemacht zu haben schienen. Plötzlich sah er in schmerzlicher Klarheit wieder den schrecklichen Moment vor sich, als er dagestanden und auf Rosie im Schnee hinuntergesehen hatte.
»Mir ist immer noch nicht klar, was Sie meinen«, sagte er.
»Da steht, dass an ihrem Körper und ihrer Kleidung Spuren von Sperma waren. Und dass trotz der damals noch vergleichsweise einfachen Mittel durch gerichtsmedizinische Analysen festgestellt werden konnte, dass es möglicherweise von drei der Studenten hätte stammen können. Aber bei den Untersuchungen, die Ihnen heute zur Verfügung stehen, können Sie
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