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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihm auf der Straße begegnet wäre, hätte sicher kein Kaiser-Potential in ihm vermutet. Doch dieser Bursche mit dem kleinen runden Hut und einem kleinen runden Schild und mit kleinen runden Männern auf kleinen runden Ponys hatte tausend untereinander zerstrittene Stämme und Nationen zu einem großen Reich vereint, wobei er häufig die Gelegenheit genutzt hatte, das Blut anderer Leute zu vergießen.
    Rincewind sah genauer hin. Der Mund und die Augen… Er glaubte, eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gesicht von Dschingis Cohen zu entdecken.
    Es war der Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich vor absolut nichts fürchtete.
    Das kleine Boot glitt zur anderen Seite des Sees.
    Eine der Kugeln flackerte, ihr Licht trübte sich und erlosch dann ganz. Andere Kugeln folgten ihrem Beispiel.
    Ich muß nach draußen, dachte Rincewind.
    Etwas anderes fiel ihm auf. Am Fuß der Statue lagen, wie achtlos beiseite gelegt, ein Helm, ein Paar Handschuhe und zwei dicke Stiefel.
    Rincewind griff nach dem Helm. Er sah nicht sehr schwer aus. Normalerweise hielt er nichts von Schutzkleidung – seiner Ansicht nach bestand der beste Schutz vor drohender Gefahr darin, auf einem anderen Kontinent zu sein. Doch unter den gegenwärtigen Umständen übte die Vorstellung, eine Rüstung zu tragen, durchaus einen gewissen Reiz aus.
    Er nahm den Hut ab, setzte den Helm auf, zog das Visier herunter und rammte den Hut auf den Helm.
    Vor seinen Augen flackerte es, und dann starrte Rincewind auf seinen eigenen Hinterkopf. Das Bild war körnig und hatte keine echten Farben, nur verschiedene Grüntöne, aber es gab keinen Zweifel, daß er seinen eigenen Kopf sah. Er war ihm schon beschrieben worden.
    Er hob das Visier und blinzelte.
    Noch immer lag der See vor ihm.
    Er senkte das Visier.
    Wieder sah er sich selbst, etwa fünfzig Meter entfernt, den Helm auf dem Kopf.
    Er winkte mit einer Hand.
    Die Gestalt an der Innenseite des Visiers winkte ebenfalls mit einer Hand.
    Er drehte sich um. Ja, das bin ich, völlig klar.
    Und er dachte: Ein magischer Helm. Mit dem man sich selbst sieht, auch über große Entfernung hinweg. Großartig. Man kann sich dabei beobachten, wie man in Löcher fällt, die man nicht sieht, weil sie zu nahe sind.
    Erneut wandte er sich um, schob das Visier nach oben und inspizierte die Handschuhe. Sie wirkten ebenso leicht wie der Helm, waren aber gleichzeitig recht klobig. Man konnte höchstens ein Schwert mit ihnen halten.
    Rincewind streifte einen Handschuh über. Sofort hörte er ein zischendes, brutzelndes Geräusch, und auf der breiten Stulpe leuchteten kleine Bilder auf. Sie zeigten Soldaten: Soldaten, die gruben, kämpften, kletterten…
    Eine… magische Rüstung. Eine ganz normale magische Rüstung. In Ankh-Morpork war so etwas nie sehr beliebt gewesen. Jetzt überraschte es Rincewind auch nicht mehr, daß sich die Dinge so leicht anfühlten. Eine magische Rüstung konnte man so leicht machen wie gewöhnliche Kleidung. Unglücklicherweise neigte sie dazu, ihre Magie ganz plötzlich und ohne jede Vorwarnung zu verlieren. So mancher alte Lord sprach die letzten Worte: »Du kannst mich nicht töten, weil ich eine magische aaargh.«
    Rincewind betrachtete die Stiefel und erinnerte sich dabei voller Unbehagen an den in der Universität hergestellten Prototyp der Siebenmeilenstiefel. Wenn das Schuhwerk versuchte, bei jedem Schritt einundzwanzig Meilen zurückzulegen, wurde die Leistengegend erheblich belastet. Sie hatten die Dinger dem Studenten gerade noch rechtzeitig abnehmen können, doch der arme Kerl mußte mehrere Monate lang einen besonderen Verband tragen und im Stehen essen.
    Nun, derzeit mochte sogar eine alte magische Rüstung nützlich sein. Sie wog nicht viel, und der Schlamm von Hunghung hatte die Reste von Rincewinds eigenen Stiefeln kaum verbessert.
    Der Zauberer traf eine Entscheidung und schob die Füße in die Stiefel der alten Rüstung.
    Was jetzt wohl passiert? dachte er.
    Er richtete sich auf.
    Hinter ihm ertönte donnerndes Krachen, als wären siebentausend Blumentöpfe bestrebt, sich gegenseitig zu zerschmettern. Im Licht der Blitze nahm die Rote Armee Haltung an.
     
    Während der Nacht war Hex ein wenig gewachsen. Adrian Rübensaat war damit beauftragt gewesen, die Mäuse zu füttern, gelegentlich das Uhrwerk aufzuziehen und tote Ameisen zu entfernen. Er schwor, daß er weder anders beschäftigt gewesen war noch Besuch bekommen hatte.
    Doch wo zuvor eine improvisierte Anordnung aus einzelnen Böcken

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