Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
schickt, um jemanden zu holen, handelt es sich immer um ›Soundso der Soundso‹. Welcher ›der Soundso‹ bist du?«
    »Entschuldige bitte, aber…«
    »Na schön, dann bist du eben Ronald der Entschuldigende. Komm jetzt, steig auf. Es ist Krieg, ich hab ‘ne Menge zu tun.«
    »Wohin reiten wir?«
    »Hier steht ›Zechen, Schlabbern, Äxte nach den Zöpfen junger Frauen werfen‹.«
    »Äh… glaube… äh…, ich meine…«
    »Kommst du nun mit oder nicht?«
    Herr Zervelatwurst blickte in die schwarze Wüste. Er war völlig allein. Tod hatte ihn verlassen, um woanders seine Pflicht zu erfüllen.
    Er ließ sich von der Frau auf den Rücken des Pferds ziehen.
    »Wo das Zechen und so stattfindet…«, sagte er zaghaft, als das Pferd dem dunklen Himmel entgegenflog. »Gibt es dort auch eine Bibliothek?«
    »Keine Ahnung. Danach hat noch niemand gefragt.«
    »Oder Abendkurse. Könnte ich Abendkurse veranstalten?«
    »Worum soll es dabei gehen?«
    »Um irgend etwas. Wie wär’s mit Tischmanieren? Ist das erlaubt?«
    »Ich denke schon. Auch danach hat noch nie jemand gefragt.« Die Walküre drehte sich im Sattel.
    »Bist du sicher, daß du das richtige Leben nach dem Tod gewählt hast?«
    Herr Zervelatwurst dachte über die Möglichkeiten nach.
    »Im großen und ganzen…«, erwiderte er. »Ich glaube, es ist einen Versuch wert.«
     
    Die Menge auf dem Platz erhob sich.
    Sie betrachtete das, was von Lord Hong übrig war, und sah dann zur Horde hinüber.
    Schmetterling und Lotosblüte gesellten sich zu ihrem Vater. Schmetterling strich mit der Hand über die Kanone und hielt nach dem Trick Ausschau.
    »Na bitte«, verkündete Zweiblum. Er sprach ein wenig undeutlich, weil er seine Stimme wie aus weiter Ferne hörte. »Ich habe ja gesagt, daß er der Große Zauberer ist.«
    Schmetterling klopfte ihm auf die Schulter.
    »Was ist damit?« fragte sie.
    Eine kleine Prozession kam über den Platz. Vorweg lief etwas, das einst Zweiblum gehört hatte.
    »Sie ist sehr billig gewesen«, sagte er, ohne daß seine Worte einer bestimmten Person galten. »Und um ganz ehrlich zu sein, habe ich sie immer für ein wenig seltsam gehalten.«
    Truhe folgte eine etwas größere Truhe und danach vier weitere, jede etwas kleiner als die vorherige. Die letzte war so groß wie eine Damenhandtasche. Sie kam an einem Bürger von Hunghung vorbei – der noch immer auf dem Bauch lag und zu benommen war, um die Flucht zu ergreifen –, verharrte kurz und trat ihm ans Ohr. Dann schloß die letzte und kleinste Truhe rasch zum Rest der Familie auf.
    Zweiblum sah seine beiden Töchter an.
    »Ist das möglich?« fragte er. »Können sie… neue Truhen schaffen? Ich dachte immer, dafür braucht man Tischler.«
    »Ich schätze, deine Truhe hat in Ankh Moor Pork viel gelernt«, erwiderte Schmetterling.
    Die Gepäckstücke versammelten sich vor der Treppe. Dann drehte sich die Truhe um, sah traurig zurück – sie erweckte zumindest den Eindruck, traurig zurückzusehen, denn sie hatte keine erkennbaren Augen – und trabte fort. Als sie die gegenüberliegende Seite des Platzes erreichte, war sie nur noch ein vager Schemen.
    »He, du! Vierauge!«
    Zweiblum drehte den Kopf. Cohen kam die Treppe herunter.
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte er. »Bist du jemals Großwesir gewesen?«
    »Nein, Herr Kaiser Cohen.«
    »Gut. Jetzt bist du’s. Mach dich gleich an die Arbeit. Als erstes möchte ich eine Tasse Tee. Stark genug, daß ein Hufeisen drin schwimmen kann. Drei Löffel Zucker. In fünf Minuten, klar?«
    »Eine Tasse Tee in fünf Minuten ?« erwiderte Zweiblum. »Das ist nicht einmal lange genug für eine kurze Zeremonie!«
    Cohen legte dem kleinen Mann kameradschaftlich den Arm um die Schultern.
    »Jetzt gibt es eine neue Zeremonie«, sagte er. »Sie läuft so ab: ›Tee ist fertig. Milch? Zucker? Etwas Gebäck? Darf’s noch eine Tasse sein?‹ Und teil den Eunuchen mit, daß der neue Kaiser nicht scherzt, wenn er davon spricht, den einen oder anderen Kopf rollen zu lassen.«
    Zweiblums Augen glänzten hinter den Brillengläsern. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm der Klang dieser Worte.
    Offenbar lebte er in interessanten Zeiten…
    Die Truhen warteten vor der Treppe.
     
    Schicksal lehnte sich zurück.
    Die Götter entspannten sich.
    »Unentschieden«, sagte er. »O ja. Allem Anschein nach hast du in Hunghung gewonnen, was dich jedoch deine wichtigste Figur gekostet hat, nicht wahr?«
    »Wie bitte?« erwiderte die Lady. »Ich verstehe nicht

Weitere Kostenlose Bücher