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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft
Autoren: Terry Pratchett
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Genie, dem dann und wann ein fataler Fehler unterlief. Die meisten Leute langweilten ihn mit ihrer Dummheit; kaum jemand plante mehr als ein Dutzend Züge im voraus.
    Heimtückischer Mord war gewissermaßen Speise und Trank am Hof von Hunghung. Es war ein Spiel, an dem praktisch alle teilnahmen, und wie beim Schach kam es auf die richtigen Züge an. Wer den Kaiser ermordete, mußte sich schlechte Manieren vorwerfen lassen. Besser und viel geschickter war es, ihn in eine Position zu bringen, in der man ihn kontrollieren konnte. Doch Züge auf diesem Niveau brachten erhebliche Gefahren mit sich. Die Kriegsherrn mochten untereinander noch so zerstritten sein, sie schlossen sich sofort zusammen, wenn sie befürchteten, daß jemand zu weit aufstieg. Und Lord Hong war weit aufgestiegen, indem er alle anderen folgendes glauben ließ: Sie selbst waren die eigentlichen Kandidaten für den Thron des Kaisers, aber Lord Hong war eine bessere Alternative als alle sonst.
    Sie glaubten, er hätte es auf die kaiserliche Perle abgesehen. Das Wissen darum amüsierte Lord Hong.
    Er sah vom Schachbrett auf und begegnete dem Blick der jungen Frau am Teetisch. Sie errötete und drehte den Kopf weg.
    Die Tür öffnete sich. Einer von Hongs Männern kroch auf Knien herein.
    »Ja?« fragte der Lord.
    »Äh… O Lord…«
    Lord Hong seufzte. So begannen die Leute nie, wenn sie gute Neuigkeiten brachten.
    »Was ist geschehen?«
    »Der sogenannte Große Zauberer ist eingetroffen, o Lord. In den Bergen. Auf einem Winddrachen. So heißt es jedenfalls«, fügte der Kurier hastig hinzu, als ihm einfiel, wie wenig der Lord von Aberglauben hielt.
    »Gut. Aber? Ich nehme an, es gibt ein ›aber‹, oder?«
    »Äh… ein Bellender Hund ist verlorengegangen. Von der neuen Sorte, die auf deinen Befehl hin getestet werden sollte. Wir wissen nicht genau, wie… Ich meine, wir glauben, daß Hauptmann Drei Hohe Bäume in einen Hinterhalt geriet… Die Informationen sind nicht ganz klar… Angeblich hat der Große Zauberer den Hund mit Magie verschwinden lassen…« Der Kurier duckte sich noch tiefer.
    Lord Hong seufzte erneut. Magie. Sie war im Kaiserreich in Ungnade gefallen und wurde nur noch für ganz alltägliche Dinge verwendet. Sie galt als unkultiviert. Magie legte Macht in die Hände von Leuten, die nicht einmal ein anständiges Gedicht schreiben konnten, um ihr Leben zu retten.
    Hong glaubte mehr an den Zufall als an Magie.
    »Das ist sehr ärgerlich«, sagte er, stand auf und nahm vorsichtig ein Schwert aus dem Gestell. Es war lang, krumm und vom besten Schwertmacher im ganzen Kaiserreich geschmiedet – von Lord Hong. Angeblich dauerte es zwanzig Jahre, um die Kunst zu erlernen, deshalb hatte er sich ein wenig angestrengt. Nach drei Wochen beherrschte er alle Feinheiten. Die Leute konzentrierten sich nicht richtig. Das war ihr Problem…
    Der Kurier versuchte vergeblich, den Kopf einzuziehen.
    »Ist der zuständige Offizier hingerichtet worden?« fragte Lord Hong.
    Der Kurier hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Er begriff, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als die Wahrheit zu sagen.
    »Ja«, piepste er.
    Lord Hong schlug zu. Etwas raschelte wie fallende Seide, und es folgte ein dumpfes Pochen, als fiele eine Kokosnuß auf den Boden.
    Der Kurier öffnete die Augen. Er konzentrierte sich auf seine Halsregion und wagte nicht, sich zu rühren, aus Furcht davor, plötzlich ein ganzes Stück kürzer zu werden. Man erzählte schreckliche Geschichten von Lord Hongs Schwertern.
    »Steh endlich auf«, sagte Hong. Er wischte das Schwert ab und schob es ins Gestell zurück. Dann beugte er sich vor und holte ein schwarzes Fläschchen unter dem Umhang des Teemädchens hervor.
    Der Lord zog den Korken ab. Es zischte, als einige Tropfen den Boden berührten.
    »Wie einfallslos«, kommentierte er. »Warum sie es nur immer wieder auf diese Weise versuchen…« Er sah auf. »Wahrscheinlich haben Lord Tang oder Lord McSweeney den Bellenden Hund gestohlen, um mich zu ärgern. Ist der Zauberer entkommen?«
    »So scheint es, o Lord.«
    »Gut. Sorg dafür, daß ihm fast ein Unheil geschieht. Und schick mir ein neues Teemädchen. Eins mit Kopf.«
     
    Über Cohen ließ sich folgendes sagen: Wenn es für ihn keinen Grund gab, jemanden zu töten – weil er wertvolle Gegenstände bei sich hatte oder im Weg stand –, dann bot er gute Gesellschaft. Rincewind war ihm schon mehrmals begegnet, meistens auf der Flucht.
    Cohen hielt sich nicht mit überflüssigen
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