Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Ehrfurcht beobachteten. Er hatte ihnen etwas von dem Leopardenfleisch gegeben und erinnerte sich genau an ihre Reaktion: Zuerst starrten sie so darauf hinab, als wäre es Gift, dann aßen sie es wie Nahrung.
    »Sie folgen uns noch immer«, sagte er.
    »Tja… du hast ihnen Fleisch gegeben.« Cohen lachte leise und drehte sich eine Verdauungszigarette. »Daran sind sie nicht gewöhnt. Du hättest ihnen die Schnurrhaare und Krallen überlassen sollen – damit stellen sie die tollsten kulinarischen Sachen an. Weißt du, welches Gericht unten an der Küste sehr beliebt ist?«
    »Nein.«
    »Schweineohrensuppe. Was schließt du daraus?«
    Rincewind zuckte mit den Achseln. »Daß die Leute sehr einfallsreich sind?«
    »Jemand hat sich das Schwein unter den Nagel gerissen.«
    Cohen drehte sich im Sattel. Die Exgefangenen wichen unwillkürlich zurück.
    »He, ich hab’s euch doch gesagt. Ihr seid frei. Verstanden?«
    Ein besonders tapferer Mann antwortete: »Ja, Herr.«
    »Ich bin nicht dein Herr. Ihr seid frei. Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt. Mit einer Ausnahme: Wenn ihr mir weiterhin folgt, bringe ich euch um. Und jetzt… Fort mit euch!«
    »Wohin, Herr?«
    » Irgend wohin! Weg von hier!«
    Die Männer wechselten einen besorgten Blick, drehten sich dann um und liefen über den Pfad.
    »Wahrscheinlich kehren sie geradewegs zu ihrem Heimatdorf zurück.« Cohen rollte mit den Augen. »Wie ich schon sagte: Schlimmer als Peitschen.«
    Er winkte mit einer dürren Hand, als sie weiterritten.
    »Ein seltsames, blutiges Land. Wußtest du, daß das ganze Reich von einer Mauer umgeben ist?«
    »Um… barbarische Angreifer… fernzuhalten.«
    »O ja, eignet sich hervorragend zur Verteidigung«, kommentierte Cohen voller Sarkasmus. »Zum Beispiel: Oh, so ein Mist, da ist eine sechs Meter hohe Mauer, wir sollten besser tausend Kilometer durch die Steppe zurückreiten, anstatt uns dort drüben im Wald Holz zu besorgen und Leitern zu bauen. Nein, nein. Die Mauer sorgt dafür, daß die Leute im Reich bleiben. Und Vorschriften. Für alles gibt’s welche. Ohne einen Fetzen Papier können die Bürger des Achatenen Reiches nicht mal den Abort aufsuchen.«
    »Nun, um ganz ehrlich zu sein…«
    »Ich meine nicht solches Papier, sondern einen Erlaubnisschein. Ohne einen solchen Zettel darf man nicht mal sein Dorf verlassen. Man braucht einen, wenn man heiraten will. Man… Ah, da sind wir.«
    »Ja«, sagte Rincewind.
    Cohen bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Woher weißt du das?«
    Rincewind versuchte, konzentriert zu denken. Ein langer Tag lag hinter ihm. Durch das thaumische Äquivalent des Jetlag war dieser Tag um einige Stunden länger gewesen als alle anderen, die er bisher erlebt hatte, was unter anderem zu zwei Mittagsmahlzeiten geführt hatte – beide ohne großen Reiz für Rincewind.
    »Äh… ich habe deine Bemerkung als allgemeinen philosophischen Hinweis aufgefaßt. So wie ›Machen wir das Beste draus‹.«
    »Ich meinte, daß wir jetzt mein Versteck erreicht haben«, erklärte Cohen.
    Rincewind drehte den Kopf, und sein Blick fiel auf Gebüsch, Steine und eine steile Felswand.
    »Ich sehe überhaupt nichts«, sagte er.
    »Eben. Daran kannst du erkennen, daß es mein Versteck ist.«
     
    Im Achatenen Reich bildete die Kunst des Kriegs das Fundament für die Diplomatie.
    Der Krieg war ganz offensichtlich notwendig, war gewissermaßen der Eckstein für das Regieren. Er lieferte dem Reich seine Oberhäupter. Auswahlprüfungen sorgten für Nachschub an Bürokraten und Beamten. Die Kriegskunst blieb den Mächtigen vorbehalten. Vielleicht war Krieg auch nur eine andere Art von Auswahlprüfung: Wenn man verlor, bekam man kaum Gelegenheit, es im nächsten Jahr noch einmal zu versuchen.
    Natürlich mußte es auch für den Krieg Vorschriften geben. Andernfalls wäre alles nur eine barbarische Rauferei gewesen.
    Deshalb war vor Jahrhunderten die »Kunst des Krieges« geschrieben worden – ein Regelwerk. Einige Regeln bezogen sich auf Einzelheiten: Innerhalb der Verbotenen Stadt durfte nicht gekämpft werden, und die Person des Kaisers blieb in jedem Fall sakrosankt. Andere waren allgemeine Richtlinien für gute, zivilisierte Kriegführung. Sie betrafen Position, Taktik, die Durchsetzung von Disziplin, die richtige Organisation von Nachschublinien und so weiter. Das Buch der Kriegskunst beschrieb optimale Verhaltensweisen für alle Eventualitäten. Seine Existenz hatte dafür gesorgt, daß der Krieg im Reich wesentlich

Weitere Kostenlose Bücher