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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft
Autoren: Terry Pratchett
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Fragen auf. Für ihn erschienen die Leute und verschwanden wieder. Selbst wenn er jemandem begegnete, den er seit fünf Jahren nicht gesehen hatte, sagte er nur: »Oh, du bist’s.« Nie fügte er ein »Wie geht’s?« hinzu. Man lebte und stand aufrecht; alles andere war unwichtig.
    Hinter den Bergen stieg die Temperatur rasch an. Zu Rincewinds großer Erleichterung brauchten sie eins der zusätzlichen Pferde nicht verzehren, weil ein leopardenartiges Tier von einem Ast sprang und Cohen zu zerfleischen versuchte.
    An den Geschmack mußte man sich erst gewöhnen.
    Rincewind wußte, wie Pferdefleisch schmeckte. Im Lauf der Jahre hatte er immer wieder Dinge verspeist, die es nicht geschafft hatten, von seiner Gabel zu krabbeln. Doch auf etwas zu kauen, das man »Brauner« nennen konnte…
    »Wie gelang es den Soldaten, dich gefangenzunehmen?« fragte er, als sie wieder ritten.
    »Ich war beschäftigt.«
    »Cohen der Barbar? Zu beschäftigt, um zu kämpfen ?«
    »Ich wollte die junge Dame nicht beunruhigen. Brachte es einfach nicht fertig. Begab mich zum nächsten Ort, um Neuigkeiten zu erfahren. Eins führte zum anderen, und plötzlich wimmelte es überall von Soldaten. Man hätte meinen können, auf einem Markt für billige Rüstungen zu sein. Und mit auf den Rücken gefesselten Händen kann ich nicht besonders gut kämpfen. Der Anführer war ein wirklich gemeiner Bursche. Sein Gesicht werde ich so schnell nicht vergessen. Die Burschen trieben sechs von uns zusammen, und wir mußten den Bellenden Hund bis hierher schieben. Dann band uns jemand an den Baum, zündete die Schnur an, und alle sprangen hinter die große Schneewehe. Sie haben sicher nicht damit gerechnet, daß du kamst und das Ding einfach verschwinden ließest.«
    »Ich hab’s nicht verschwinden lassen. Zumindest nicht in dem Sinn.«
    Cohen beugte sich zu Rincewind vor. »Ich glaube, ich weiß, was es gewesen ist«, sagte er, lehnte sich wieder zurück und wirkte recht zufrieden.
    »Was denn?«
    »Ich schätze, es war eine Art Feuerwerksmaschine. Mit Feuerwerk kennen sich die Leute hier gut aus.«
    »Meinst du das blaue Zündpapier, das man ansteckt und sich in die Nase schiebt?« 15
    »Man benutzt sie, um böse Geister zu vertreiben. Und davon gibt’s jede Menge. Wegen der vielen Gemetzel.«
    »Gemetzel?«
    Rincewind hatte das Achatene Reich immer für einen friedlichen Ort gehalten. Die Leute waren zivilisiert. Sie erfanden Dinge. Er selbst hatte dabei geholfen, Ankh-Morpork mit einigen Errungenschaften der achatenen Kultur vertraut zu machen: unschuldige Dinge wie von Dämonen angetriebene Uhren, Kästen, mit denen sich Bilder anfertigen ließen, und zusätzliche Augen aus Glas, die man vor den eigenen trug, um besser sehen zu können, auch wenn man dadurch ziemlich komisch aussah.
    Bisher hatte alles darauf hingedeutet, daß es im Achatenen Reich langweilig zuging.
    »O ja, Gemetzel«, bestätigte Cohen. »Nehmen wir mal an, die Bevölkerung hat keine Lust mehr, Steuern zu zahlen. Man wählt eine Stadt aus, deren Bewohner Schwierigkeiten machen, bringt sie alle um, zündet die Häuser an, reißt die Mauern nieder und pflügt anschließend die Asche in den Boden. Auf diese Weise wird man die Probleme los, alle anderen Städte sind plötzlich ganz brav, und die Staatskassen füllen sich mit hastig bezahlten Steuern, was die Regierung freut. Sollte es später noch einmal Schwierigkeiten geben, fragt man: ›Erinnert ihr euch an Nangnang?‹ Oder wie auch immer die Stadt hieß. Dann antworten die Leute: ›Wo ist Nangnang?‹ Und man erwidert: ›Genau das meine ich.‹«
    »Meine Güte! Wenn man so etwas bei uns zu Hause versuchen würde…«
    »Das Achatene Reich hat eine lange, lange Geschichte. Hier glauben die Leute, daß alles so sein muß, wie es ist. Sie tun, was man ihnen sagt. Man behandelt sie wie Sklaven.«
    Cohen verzog das Gesicht. »Nun, ich habe nichts gegen Sklaven an sich. Hatte gelegentlich selbst welche. Bin auch mal Sklave gewesen. Aber was erwartet man dort, wo es Sklaven gibt?«
    Rincewind dachte darüber nach. »Peitschen?« fragte er schließlich.
    »Ja. Hast es sofort kapiert. Peitschen. Sklaven und Peitschen – das hat eine gewisse Ehrlichkeit. Nun, hier gibt es keine Peitschen. Hier benutzt man etwas Schlimmeres.«
    »Was denn?« fragte Rincewind, der vertraute Panik in sich wachsen spürte.
    »Du findest es noch früh genug heraus.«
    Rincewind blickte zu den ehemaligen Gefangenen, die ihnen gefolgt waren und sie voller
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