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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft
Autoren: Terry Pratchett
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muß man dem Kerl einen guten Tag wünschen. Wegen der Liga gegen die Diffamierung von Siliziumleben. Meine Güte! Solcher Unsinn begleitet einen dort auf Schritt und Tritt. Deshalb habe ich beschlossen, mein Glück auf der anderen Seite der Eiskappe zu versuchen.«
    »Eine Reise durch die Mitte ist doch ziemlich gefährlich, oder?«
    »Früher schon«, entgegnete Cohen und fügte seinen Worten ein bedeutungsvolles Grinsen hinzu.
    »Bis du dort unterwegs gewesen bist, nicht wahr?«
    »Stimmt genau. Hast du noch die Kiste mit den Beinen?«
    »Wie man’s nimmt. Manchmal weilt sie in meiner Nähe, manchmal nicht. Sie ist sehr anhänglich.«
    Cohen lachte leise.
    »Eines Tages öffne ich ihren Deckel, verlaß dich drauf. Ah, Pferde.«
    Es waren fünf. Deprimiert standen sie in einer kleinen Senke.
    Rincewind sah zu den ehemaligen Gefangenen zurück, die offenbar nicht recht wußten, was sie mit ihrer unverhofften Freiheit anfangen sollten.
    »Wir nehmen doch nicht alle fünf Pferde, oder?« fragte er.
    »Doch. Wir brauchen sie.«
    »Aber… eins für mich, eins für dich… Wofür sind die anderen?«
    »Frühstück, Mittagessen und Abendbrot?«
    »Es ist ein wenig… unfair, oder? Die Leute scheinen etwas… durcheinander zu sein.«
    Cohen lachte das verächtliche Lachen eines Mannes, der nie wirklich gefangen gewesen ist, nicht einmal in Fesseln.
    »Ich habe ihnen die Ketten abgenommen«, sagte er. »Sie sind jetzt zum ersten Mal frei, und das ist eine Art Schock für sie. Vermutlich warten sie darauf, daß ihnen jemand sagt, was sie tun sollen.«
    »Äh…«
    »Ich könnte sie auffordern, einfach zu verhungern.«
    »Äh…«
    »Na schön. He, ihr da! Laßt das Rumgelatsche und kommt her. Ruck, zuck, hopp, hopp!«
    Die Männer eilten zu Cohen und bezogen erwartungsvoll hinter seinem Pferd Aufstellung.
    »Ich bedaure nicht, daß ich hierhergekommen bin«, fuhr Cohen fort und trieb sein Pferd zum Trab an. Die verlegenen Befreiten folgten im Dauerlauf. »Dies ist das Land der Gelegenheiten. Weißt du was? Schwerter sind hier verboten. Nur Soldaten, Adlige und Angehörige der Kaiserlichen Garde dürfen welche tragen. Ich wollte es erst gar nicht glauben, aber bei den Göttern: Es ist wahr. Schwerter sind verboten. Nur Gesetzlose haben welche. Und das… «, Cohen bedachte die Landschaft mit einem weiteren strahlenden Lächeln, »…paßt mir gut.«
    »Aber… du hast Ketten getragen«, wandte Rincewind ein.
    »Gut, daß du das sagst«, erwiderte Cohen. »Ja. Ich hole die anderen Jungs und versuche dann, den Verantwortlichen dafür zu finden. Um ihm mitzuteilen, daß ich nichts von solchen Scherzen halte.«
    Sein Tonfall wies darauf hin, daß der Betreffende mit ziemlicher Sicherheit »Wie vergnüglich! Deine Frau ist ein großes Nilpferd!« antworten würde.
    »Die anderen Jungs?«
    »Das individuelle Barbarentum hat keine Zukunft«, erklärte Cohen. »Ich habe mir… nun, du wirst es selbst sehen.«
    Rincewind drehte sich um, sah zu den Männern, die ihnen folgten, blickte über den Schnee und dann wieder zu Cohen.
    »Äh… weißt du, wo Hunghung ist?«
    »Ja. Du meinst die Boß-Stadt. Wir sind unterwegs zu ihr. In gewisser Weise. Wird derzeit belagert.«
    »Belagert? Meinst du… viele Soldaten außerhalb der Stadt, und drinnen Bewohner, die sich von Ratten ernähren müssen und so?«
    »Ja, aber dies ist der Gegengewicht-Kontinent, und deshalb ist es eine höfliche Belagerung. Nun, ich nenne es jedenfalls eine Belagerung… Der alte Kaiser stirbt, und deshalb warten die mächtigen Familien darauf, den Nachfolger zu bestimmen. So läuft das hier. Fünf ganz hohe Tiere belauern sich gegenseitig, und niemand von ihnen will den ersten Zug machen. Man muß seitwärts denken, wenn man in diesem Land etwas verstehen will.«
    »Cohen?«
    »Ja, Junge?«
    »Was ist hier eigentlich los?«
     
    Lord Hong beobachtete die Tee-Zeremonie. Sie nahm drei Stunden in Anspruch, aber bei einer guten Tasse Tee durfte man eben nichts überstürzen.
    Außerdem spielte er Schach, und zwar gegen sich selbst. Nur so fand er einen ebenbürtigen Gegner. Derzeit herrschte ein Patt, da beide Seiten ihr Spiel auf eine – natürlich brillante – Verteidigungsstrategie aufgebaut hatten.
    Manchmal wünschte sich Lord Hong einen Rivalen, der es mit seiner Klugheit aufnehmen konnte. Anders ausgedrückt: Da Lord Hong tatsächlich sehr intelligent war, wünschte er sich einen Rivalen, der es fast mit seiner Klugheit aufnehmen konnte, eine Art strategisches
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