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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ich ziemlich viel weiß. Nun, mal sehen… Du möchtest nach Hunghung, stimmt’s?«
    Rincewind hatte gründlich darüber nachgedacht.
    »Ich möchte nur den Weg dorthin in Erfahrung bringen«, sagte er vorsichtig.
    »Ja. Nun, um diese Zeit des Jahres solltest du in Richtung der untergehenden Sonne wandern, bis du die Berge verläßt und das Schwemmland erreichst, wo du Moränenhügel und einige ausgezeichnete Beispiele von sehr erratischen Felsblöcken sehen wirst. Die Entfernung beträgt gut fünfzehn Kilometer.«
    Rincewind starrte ihn groß an. Die Wegbeschreibungen von Barbaren lauteten sonst eher: »Geh direkt an der brennenden Stadt vorbei und wende dich dort nach rechts, wo die Bürger an ihren Ohren aufgehängt sind.«
    »Das mit den Moränen klingt gefährlich«, sagte er.
    »Es sind nur postglaziale Hügel«, erklärte Herr Zervelatwurst. »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die Landschaft ist nicht feindselig.«
    Das bezweifelte Rincewind. Er hatte mehrmals erlebt, daß ihm der Boden ins Gesicht gesprungen war.
    »Allerdings ist es in Hunghung derzeit ein wenig gefährlich«, fuhr Herr Zervelatwurst fort.
    »Ach, tatsächlich?« fragte Rincewind.
    »Die Stadt wird nicht direkt belagert. Alle warten darauf, daß der Kaiser stirbt. Man spricht von ›interessanten Zeiten‹.« Ein Lächeln begleitete die letzten Worte.
    »Ich hasse interessante Zeiten.«
    Die anderen Hordenmitglieder waren gegangen, eingeschlafen oder klagten über ihre Füße. Irgendwo in der Ferne erklang Cohens Stimme. »Hier, dies ist ein Streichholz, und dies… «
    »Für einen Barbar scheinst du sehr gebildet zu sein«, meinte Rincewind.
    »Oh, ich bin nicht immer Barbar gewesen. Früher habe ich an einer Schule unterrichtet. Deshalb nennt man mich Lehrer.«
    »Was hast du gelehrt?«
    »Geographie. Und ich habe mich mit aurientalen 16 Studien befaßt. Doch dann beschloß ich, alles aufzugeben und ein Leben mit dem Schwert zu führen.«
    »Nachdem du viele Jahre lang Lehrer gewesen bist?«
    »Nun, der Wechsel hat gewisse perspektivische Veränderungen mit sich gebracht.«
    »Aber ich meine… die vielen Entbehrungen und schrecklichen Gefahren, jeden Tag dem Tod begegnen zu können…«
    Herr Zervelatwurst strahlte. »He, du bist ebenfalls Lehrer gewesen, nicht wahr?«
    Rincewind sah sich um, als jemand laut rief. Zwei Hordenmitglieder stritten sich Nase an Nase.
    Herr Zervelatwurst seufzte.
    »Ich versuche, ihnen Schach beizubringen«, sagte er. »Das Spiel hilft, die aurientale Denkweise zu verstehen. Doch sie können sich einfach nicht daran gewöhnen, abwechselnd zu ziehen. Außerdem besteht ihre Vorstellung von einer guten Eröffnung darin, den König mit allen Bauern vorstürmen zu lassen und die gegnerischen Türme in Brand zu setzen.«
    Rincewind beugte sich etwas näher.
    »Hör mal, ich meine… Dschingis Cohen…? Hat er den Verstand verloren? Ich meine… einige altersschwache Priester ins Jenseits zu schicken und ein paar wertvolle Edelsteine zu stehlen, okay. Aber ganz allein vierzigtausend Wächter anzugreifen… das ist praktisch Selbstmord!«
    »Oh, er ist nicht ganz allein«, erwiderte Herr Zervelatwurst.
    Rincewind blinzelte. Eins mußte man Cohen lassen: Er steckte andere Leute so mühelos mit seinem Optimismus an wie mit einer Erkältung.
    »O ja, natürlich. Entschuldigung. Das habe ich ganz vergessen. Sieben gegen vierzigtausend? Das dürfte eigentlich kein Problem sein. Nun, ich sollte jetzt besser gehen. Und zwar ziemlich schnell.«
    »Wir haben einen Plan. Es ist eine Art…« Herr Zervelatwurst zögerte und blickte ins Leere. »Eine Art… Ding. Du weißt schon. Bienen tun so etwas. Manchmal auch Wespen. Und manche Quallen. Eben lag mir das Wort auf der Zunge… äh. Es wird bestimmt das größte… Ding aller Zeiten.«
    Rincewind blieb skeptisch. »Ich glaube, ich habe irgendwo ein Ersatzpferd gesehen.«
    »Ich möchte dir das hier geben«, sagte Herr Zervelatwurst. »Vielleicht verstehst du dann. Darum geht’s eigentlich…«
    Er holte ein kleines Bündel Papier hervor. In einer Ecke wurden die Blätter von einer Schnur zusammengehalten.
    Rincewind schob sie in die Tasche und nahm nur den Titel auf der ersten Seite wahr.
    Er lautete:
    WIE ICH MEINE FERIEN
    VERBRACHTE
     
    Für Rincewind schien die Sache ziemlich klar. Es gab eine Stadt namens Hunghung, in der sich eine Revolution anbahnte, was zweifellos viele Gefahren mit sich brachte. Und es gab alle anderen Orte.
    Deshalb war es wichtig zu

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