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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wenn sie sich auf mehr Personen verteilen würden. Was erwartest du denn von ihnen? Sollen sie ihre Gegner besiegen, indem sie Mitleid in ihnen wecken?«
    »Es ist alles in Ordnung mit ihnen.« Cohen deutete auf jemanden, der wie hypnotisiert auf einen Block aus Teakholz starrte. »Sieh dir nur Caleb den Brecher da drüben an. Hat mehr als vierhundert Männer mit seinen bloßen Händen umgebracht. Jetzt ist er fünfundachtzig und hat noch immer ‘ne Menge auf dem Kasten.«
    »Was macht er da?«
    »Oh, nun, im Achatenen Reich kämpft man oft nur mit den Händen, weil den meisten Leuten Waffen verboten sind. Deshalb rechnet sich Caleb gute Chancen aus. Siehst du den Holzblock? Tolle Sache. Er gibt einen markerschütternden Schrei von sich, und dann…«
    »Cohen, dies sind sehr alte Männer .«
    »Sie sind die Creme.«
    Rincewind seufzte.
    »Sie sind der Käse, Cohen. Warum hast du sie mitgebracht?«
    »Sie sollen mir dabei helfen, etwas zu stehlen«, antwortete Cohen.
    »Was denn? Einen Schatz oder so?«
    »Oder so«, entgegnete Cohen eingeschnappt. »Befindet sich in Hunghung.«
    »Ach? Na, so was! Und bestimmt hat Hunghung viele Einwohner, nicht wahr?«
    »Etwa eine halbe Million«, sagte Cohen.
    »Und auch viele Wächter?« erkundigte sich Rincewind.
    »Um die vierzigtausend, habe ich gehört. Die Bevölkerung beläuft sich auf eine Dreiviertelmillion, wenn man die Streitkräfte mitzählt.«
    »Verstehe«, sagte Rincewind. »Und du willst mit sechs Begleitern…«
    »Der Grauen Horde«, verkündete Cohen stolz.
    »Was? Wie bitte?«
    »So heißt sie. Im Hordengeschäft braucht man einen Namen. Wir sind die ›Graue Horde‹.«
    Rincewind drehte sich um. Mehrere Hordenmitglieder waren eingeschlafen.
    »Die Graue Horde«, wiederholte er. »Gut. Paßt zur Haarfarbe. Zumindest bei denen, die noch Haare auf dem Kopf haben. Nun… mit der Grauen Horde willst du also Hunghung stürmen, alle Wächter töten und den Schatz stehlen?«
    Cohen nickte. »Ja. So in der Art. Natürlich beabsichtigen wir nicht, alle Wächter umzubringen.«
    »Ach nein?«
    »Das würde zu lange dauern.«
    »Ja, und natürlich möchtest du auch am nächsten Tag noch etwas zu tun haben.«
    »Ich meine, die meisten Wächter sind bestimmt mit der Revolution beschäftigt.«
    »Eine Revolution steht bevor? Na, so was!«
    »Es heißt, dies sei eine Zeit voller Zeichen und Omen«, sagte Cohen. »Es heißt…«
    »Ich bin überrascht, daß deinen Gefährten überhaupt noch Zeit bleibt, sich um ihre Campingausrüstung zu kümmern.«
    »Du solltest bei uns bleiben«, riet Dschingis Cohen dem vermeintlichen Zauberer. »In unserer Gesellschaft bist du sicherer.«
    »Davon bin ich nicht überzeugt«, erwiderte Rincewind und lächelte humorlos. »Nein, davon bin ich keineswegs überzeugt.«
    Wenn ich allein bin, dachte er, stoßen mir nur gewöhnliche schreckliche Dinge zu.
    Cohen zuckte mit den Achseln und blickte sich um, bis er eine hagere Gestalt entdeckte, die abseits der anderen saß und in einem Buch las.
    »Sieh ihn dir an«, sagte er so gutmütig wie jemand, dessen Hund gerade ein schwieriges Kunststück vollbracht hat. »Steckt seine Nase dauernd in ein Buch.« Er hob die Stimme. »Lehrer! Komm her und zeig dem Zauberer den Weg nach Hunghung.«
    Cohen wandte sich wieder an Rincewind. »Lehrer kann dir alles sagen, was du wissen willst – weil er alles weiß. Ich überlasse ihn dir. Muß mit dem Alten Vincent reden.« Er winkte ab. »Im großen und ganzen ist alles in Ordnung mit ihm. Nur mit seinem Gedächtnis hapert’s, wodurch es gelegentlich Probleme gibt. Ich habe ihm immer wieder gesagt: Es geht darum, die Frauen zu vergewaltigen und die Häuser anzuzünden.«
    »Vergewaltigen?« wiederholte Rincewind. »Das ist nicht sehr…«
    »Er ist siebenundachtzig«, sagte Cohen. »Laß ihm seine Träume.«
    Lehrer erwies sich als großer, dürrer Mann, dessen Gesichtsausdruck so etwas wie freundliche Geistesabwesenheit zeigte. Er trug einen weißen Haarkranz – von oben gesehen hatte er vermutlich Ähnlichkeit mit einem Gänseblümchen – und wirkte nicht gerade wie ein blutrünstiger Barbar, obgleich er ein zu großes Kettenhemd und auf dem Rücken eine breite Scheide trug, die jedoch kein Schwert enthielt, sondern mehrere Pergamentrollen und Pinsel. Außerdem hatte das Kettenhemd eine Brusttasche, in der ein ledernes Etui mit drei Buntstiften steckte.
    »Ronald Zervelatwurst«, sagte er und schüttelte Rincewind die Hand. »Diese Herren glauben, daß

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