Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
auch alles gleichzeitig. Das galt insbesondere für den sogenannten Großen Zauberer, der immer wieder erwähnt wurde.
    Einige Beschreibungen waren sehr rätselhaft. So hieß es an einer Stelle: »Ich sah, wie jemand einem Stadtwächter auf den Fuß trat, der daraufhin sagte: ›Deine Frau ist ein großes Nilpferd!‹ Worauf der erste Mann antwortete: ›Steck es dir an die Stelle, wohin die Sonne kein Tageslicht bringt, gewaltige Person.‹ Und der Wächter…« Die nächsten Wortbilder waren zittrig, als sei der Autor sehr aufgeregt gewesen. »…schlug dem Mann nicht den Kopf ab, wie es die alte Tradition verlangt.« Fünf Piktogramme daneben stellten einen Wasser lassenden Hund dar – das achatene Äquivalent eines Ausrufezeichens, aus welchen Gründen auch immer.
    Rincewind blätterte. Immer wieder stieß er auf den gleichen langweiligen Kram. Die Sätze verkündeten banale Wahrheiten, endeten jedoch mit mehreren Hunden, die Schwierigkeiten mit der Blase hatten. Zum Beispiel: »Der Wirt meinte, daß die Stadt Steuern von ihm verlangt, die er jedoch nicht bezahlen wollte. Als ich ihn fragte, ob er sich denn gar nicht fürchtete, geruhte er zu antworten: ›[Kompliziertes Piktogramm] sich selbst‹ [urinierender Hund, urinierender Hund]. Er fuhr fort: ›Der [Piktogramm für den Obersten Herrscher] ist ein [ein Piktogramm, das Rincewind nach sorgfältiger Betrachtung von mehreren Seiten für das Symbol eines Pferdehinterns hielt], und du kannst ihm gern ausrichten, daß diese Worte von mir stammen.‹ Woraufhin ein in der Taverne anwesender Wächter ihm nicht den Bauch aufschlitzte [urinierender Hund, urinierender Hund], sondern sagte: ›Das kannst du ihm auch von mir ausrichten‹ [urinierender Hund, urinierender Hund, urinierender Hund, urinierender Hund, urinierender Hund].«
    Was war daran so seltsam? Die Leute in Ankh-Morpork redeten die ganze Zeit über so. Allerdings verzichteten sie dabei auf den urinierenden Hund.
    Nun, ein Reich, das eine ganze Stadt vernichtete, nur um den anderen Städten eine Lektion zu erteilen… An einem solchen Ort konnte es gewiß nicht mit rechten Dingen zugehen. Vielleicht war WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE eine Sammlung von Witzen, die Rincewind erst noch verstehen mußte. Vielleicht erzielten die hiesigen Komiker enorme Erfolge mit Bemerkungen wie: »Na, so was, na, so was, na, so was, auf dem Weg zum Theater bin ich einem Mann begegnet, und er hat mir nicht die Beine abgehackt, urinierender Hund, urinierender Hund…«
    Rincewind hörte das Rasseln von Geschirr und Zaumzeug, achtete jedoch nicht darauf. Er hob nicht einmal den Kopf, als sich jemand näherte. Als er schließlich aufsah, war es zu spät – ein Stiefel an seinem Hals machte das ganz deutlich.
    »Oh, urinierender Hund«, sagte er, bevor ihn Bewußtlosigkeit umfing.
     
    Etwas machte Ploff, und Truhe erschien. Mit einem dumpfen Pochen fiel sie in die Schneewehe unter ihr.
    Ein Hackbeil steckte in ihrem Deckel.
    Eine Zeitlang verharrte sie reglos. Dann begannen ihre Beine mit einem komplizierten Tanz, wodurch sie sich um dreihundertsechzig Grad drehte.
    Truhe dachte nicht. Sie hatte nichts, mit dem sie denken konnte. Ihre mentalen Vorgänge waren von der Art, in der Bäume auf Sonne, Regen und plötzliche Stürme reagierten. Allerdings waren diese Reaktionen bei Truhe enorm beschleunigt.
    Nach einer Weile hatte sie sich orientiert und trippelte über schmelzenden Schnee.
    Sie fühlte auch nichts, weil ihr entsprechende Sinnesorgane fehlten. Doch auch in dieser Hinsicht reagierte sie wie ein Baum auf den Wechsel der Jahreszeiten.
    Truhe lief schneller.
    Sie fühlte sich der Heimat nahe.
     
    Rincewind mußte eingestehen, daß der schreiende Mann recht hatte. Nicht damit, daß sein Vater die kranke Leber eines Bergpandas war und seine Mutter ein Eimer voller Schildkrötenschleim. Rincewind erinnerte sich nicht an direkte Kontakte zu seinen Eltern, aber er war ziemlich sicher, daß sie zumindest einigermaßen humanoid gewesen waren. Nein, recht hatte der Fremde vielmehr in der Richtung, daß er ein gestohlenes Pferd als Transportmittel benutzte. Hinzu kam der Fuß in Rincewinds Nacken, der mindestens neunzig Prozent des Gesetzes ausmachte.
    Hände durchsuchten die Taschen des Gefangenen.
    Eine andere Person – Rincewind sah nur einige wenige Quadratzentimeter Schwemmboden, aber Tonfall und Klang der Stimme ließen auf eine recht unsympathische Person schließen – nahm an dem allgemeinen Geschrei

Weitere Kostenlose Bücher