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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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geordnete Käfer? Verschiedene Wasserfälle? Ach, ich meine… Geld .«
    Die Passagiere suchten in ihren Taschen. Der Karrenschieber näherte sich Rincewind mit gesenktem Haupt und hob den Hut. Er enthielt Reis, etwas getrockneten Fisch und ein sehr gefährlich wirkendes Ei. Außerdem etwa ein Pfund Gold in großen runden Münzen.
    Rincewind starrte auf das gelbe Metall hinab.
    Auf dem Gegengewicht-Kontinent war Gold ebenso gewöhnlich wie Kupfer – soviel wußte man über diese Region. Es hatte einfach keinen Sinn, wenn Cohen versuchte, hier einen Schatz zu stehlen. Immerhin konnte er nur eine bestimmte Menge tragen. Er brauchte nur ein Bauerndorf zu überfallen, um für den Rest seiner Tage wie ein König zu leben. Er brauchte ohnehin nicht viel, wenn man sich’s recht überlegte…
    Das Später erreichte Rincewind plötzlich, und er schämte sich sehr. Diese Leute besaßen nur wenig, abgesehen von jeder Menge Gold.
    »Äh… danke. Vielen Dank. Ja. Wollte nur was überprüfen. Ja. Ihr könnt den ganzen Kram jetzt zurückhaben. Ich… äh… behalte nur… die ältere Großmutter… seitwärts gehen… oh, Mist… den Fisch .«
    Wenn die Gesellschaft einen Haufen bildete, mußte man ganz unten nach Rincewind suchen. Es spielte keine Rolle, wie groß der Haufen war. Sein Gipfel mochte höher oder tiefer sein, unten blieb unten.
    Mit dem gesellschaftlichen Haufen von Ankh-Morpork kannte Rincewind sich aus. In Ankh-Morpork verneigte sich niemand vor niemandem. Würde dort jemand ein derartiges Experiment versuchen… er fände sich im Rinnstein wieder, auf der Suche nach seinen Zähnen und mit heftigen Schmerzen im Unterleib, und sein Pferd wäre bereits zweimal neu gestrichen und Eigentum eines Mannes, der schwor, es schon seit Jahren zu besitzen.
    Dieser Umstand erfüllte Rincewind mit seltsamem Stolz.
    Etwas Sonderbares wuchs aus den morastigen Tiefen seiner Seele. Erstaunt identifizierte er das Empfinden als einen Anflug von Großzügigkeit.
    Er rutschte von seinem Roß herunter und hob die Zügel. Zweifellos waren Pferde sehr nützliche Tiere, aber Rincewind war daran gewöhnt, allein zurechtzukommen. Außerdem konnte ein Mensch über kurze Distanzen schneller laufen als ein Pferd – diesen Punkt vergaß Rincewind nie.
    »Hier«, sagte er. »Nehmt das Pferd. Für den Fisch.«
    Der Karrenschieber schrie, streckte die Hände nach den Griffen des Karrens aus und raste davon. Mehrere der Personen verloren den Halt und fielen von der Ladefläche, warfen Rincewind fast einen Blick zu, schrien ebenfalls und flohen.
    Schlimmer als Peitschen. So lauteten Cohens Worte. Hier gab es Schlimmeres als Peitschen. Hier brauchte man gar keine Peitschen mehr. Rincewind schauderte und hoffte, daß er nie herausfand, wer was mit diesen Menschen angestellt hatte.
    Er ritt durch ein endloses Panorama aus Feldern. Nirgends wuchsen Büsche neben der Straße, und es gab auch keine Tavernen. Schemen zwischen den Feldern deuteten auf kleine Städte oder Dörfer hin, aber es führten keine erkennbaren Wege zu ihnen – wahrscheinlich hätten Wege zuviel wertvolle Anbaufläche beansprucht.
    Schließlich nahm Rincewind auf einem Felsen Platz, der groß und schwer genug war, den kollektiven Kräften der Bauern zu widerstehen. Er griff in die Tasche, um den armseligen Brocken getrockneten Fisch hervorzuholen.
    Seine Finger ertasteten das Bündel von Herrn Zervelatwurst und zogen es hervor.
    Darum ging es angeblich. Doch der barbarische Lehrer hatte es versäumt, die Bedeutung von »es« zu erklären.
    WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE lautete der Titel. Die Handschrift – beziehungsweise die Zeichnungen – wirkten nicht besonders elegant. Die Bürger des Achatenen Reiches schrieben nicht in dem Sinne; sie malten mit Pinseln und setzten kleine Wortbilder aus verschiedenen Komponenten zusammen. Wenn dort jemand sagte, daß ein Bild tausend Worten gleichkam, meinte er es ernst.
    Mit der Schriftsprache des Achatenen Reiches war Rincewind nicht besonders gut vertraut – die Bibliothek der Unsichtbaren Universität enthielt nur wenige achatene Bücher. Ein weiteres Problem war, daß dieser Text offenbar Dinge betraf, die den Verfasser verwirrt und verblüfft hatten.
    Rincewind überflog einige Seiten. Die Geschichte erzählte von einer Großen Stadt, in der es wundervolle Dinge gab, zum Beispiel »Bier so stark wie ein Ochse« und »Pasteten aus vielen Schweineteilen«. Alle Bewohner der Stadt schienen klug, freundlich oder stark zu sein, manchmal

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