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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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teil.
    Schließlich wurde Rincewind hochgezerrt.
    In welchem Land man sich auch immer aufhielt: Wächter waren Wächter. Sie verfügten gerade über die notwendige Menge an Intellekt, um Leute zu schlagen und sie zur nächsten Skorpiongrube zu zerren. Außerdem verstanden sie es hervorragend, nur wenige Zentimeter von einem Gesicht entfernt zu brüllen.
    Die Situation gewann etwas Surreales, weil die Wächter selbst ohne richtige – beziehungsweise eigene – Gesichter blieben. Ihre verzierten, mit schwarzem Emaillelack überzogenen Helme hatten lange, maskenartige Visiere, die nur den Mund unbedeckt ließen. Was diesem Wächter die Möglichkeit gab, Rincewinds Großvater als eine Schachtel mit stinkendem Goldfischkot zu bezeichnen.
    Eine Hand wedelte mit WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE.
    »Haufen verfaulter Fisch!«
    »Ich weiß nicht, was es damit auf sich hat«, sagte Rincewind. »Jemand hat es mir gegeben, und…«
    »Füße aus extrem verdorbener Milch!«
    »Wenn du so freundlich sein würdest, nicht mehr ganz so laut zu schreien… Ich glaube, mir ist gerade das Trommelfell gerissen.«
    Der Wächter legte eine Pause ein, wenn auch nur deswegen, weil er außer Atem geraten war. Dadurch bekam Rincewind Gelegenheit, sich umzusehen.
    Zwei Karren standen auf der Straße, und einer von ihnen schien ein Käfig mit Rädern zu sein. Darin sah er einige unbedeckte Gesichter, in denen sich Entsetzen abzeichnete. Der andere Karren war ein luxuriöser Palankin, der von acht Dienern getragen wurde. Zu beiden Seiten reichten bestickte Vorhänge herab; an einer Stelle waren sie auseinandergezogen – jemand beobachtete das Geschehen.
    Die Wächter wußten davon und fühlten sich deshalb unbehaglich.
    »Wenn ich erklären dürfte, warum…«
    »Schweig, Mund aus…« Der Soldat zögerte.
    »Du hast bereits Schildkröten, Goldfische und etwas anderes erwähnt, womit du vermutlich Käse meintest«, sagte Rincewind.
    »Mund aus Hühnermagen!«
    Eine lange, dünne Hand erschien zwischen den Vorhängen und winkte, nur einmal.
    Rincewind wurde nach vorn gestoßen und sah Fingernägel, wie er sie in dieser Länge bisher nur an schnurrenden Geschöpfen gesehen hatte.
    »Kowtow!«
    »Wie bitte?« fragte er.
    »Kowtow!«
    Die Wächter zogen ihre Schwerter.
    »Ich verstehe nicht«, jammerte Rincewind.
    »Kowtow, bitte«, flüsterte es an seinem Ohr. Die Stimme war nicht besonders freundlich, aber im Vergleich zu den anderen klang sie geradezu liebevoll. Sie schien von einem recht jungen Mann zu stammen, der sehr gutes Morporkianisch sprach.
    »Wie?«
    »Das weißt du nicht? Knie nieder und drück die Stirn auf den Boden. Falls du auch in Zukunft in der Lage sein möchtest, einen Hut zu tragen.«
    Rincewind zögerte. Er war ein frei geborener Morporkianer, und auf der Liste der Dinge, die für ihn nicht in Frage kamen, standen Verbeugungen – noch dazu vor Ausländern – ganz oben.
    Doch auf der Liste jener Dinge, die es unbedingt zu vermeiden galt, standen Enthauptungen an erster Stelle.
    »So ist es besser. Gut. Woher wußtest du, daß man dabei zittern muß?«
    »Oh, darauf bin ich von ganz allein gekommen.«
    Die Hand winkte mit einem Finger.
    Ein Wächter schlug Rincewind mit einer schlammverkrusteten Ausgabe von WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE ins Gesicht. Er drückte das Bündel schuldbewußt an sich, als der Soldat zum Zeigefinger seines Herrn eilte.
    »Stimme?« fragte Rincewind.
    »Ja?«
    »Was passiert, wenn ich mich auf meinen Status als Besucher aus dem Ausland berufe und diplomatische Immunität in Anspruch nehme?«
    »Man stellt hier besondere Dinge mit einer Weste aus Draht und einer Käsereibe an.«
    »Oh.«
    »Und in Hunghung gibt es Folterer, die einen jahrelang am Leben erhalten können.«
    »Vermutlich nicht durch einen gesunden Dauerlauf am Morgen sowie eine an Fasern reiche Ernährung, oder?«
    »Nein. Du solltest also besser still sein. Wenn du Glück hast, schickt man dich als Sklave in den Palast.«
    »Das Glück begleitet mich auf Schritt und Tritt«, erwiderte Rincewind leise. »Um mich dann im entscheidenden Augenblick zu verlassen.«
    »Denk daran, zu kriechen und vor Angst zu wimmern.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    Die weiße Hand kam wieder zum Vorschein, diesmal hielt sie einen Zettel. Der Wächter nahm ihn entgegen, sah zu Rincewind und räusperte sich.
    »Höre die Weisheit und Gerechtigkeit von Distriktkommissar Kee, Kugel aus Sumpfausdünstungen! Damit meine ich nicht ihn, sondern dich!«
    Er

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