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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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skandieren.
    Rincewind lief lieber weiter, anstatt sich irgendwo zu verstecken. Prinzipiell gab es nichts daran auszusetzen, sich zu verbergen, aber wenn man entdeckt wurde, kam es zu erheblichen Problemen. Andererseits erstreckte sich jenseits der Dorfgrenzen flaches, feuchtes Land, so weit der Blick reichte. Über kurze Entfernungen konnte ein Mensch tatsächlich schneller sein als ein Pferd, doch in einer weiten Ebene sah die Sache ganz anders aus.
    Diese Überlegungen veranlaßten Rincewind, ins nächste Gebäude zu stürmen und dort die erste Tür zu öffnen.
    Auf der Tür stand: Prüfung. Ruhe!
    Vier erwartungsvolle und ein wenig besorgte Gesichter wandten sich dem Neuankömmling zu. Hier saßen keine Kinder, sondern Erwachsene.
    Am anderen Ende des Raums stand ein Pult. Darauf lag ein Stapel Papiere, der mit Schnüren und Wachs versiegelt war.
    Rincewind kannte diese besondere Atmosphäre. Er hatte sie schon einmal gespürt, wenn auch eine ganze Welt entfernt. Hier roch es nach jener Art von kaltem Schweiß, der einem bei ganz speziellen Gelegenheiten ausbrach, meistens begleitet von der Erkenntnis, daß es jetzt zu spät war für die immer wieder aufgeschobene Wiederholung des Stoffes. Rincewind hatte viele verschiedene Versionen des Schreckens kennengelernt, doch im Lexikon des Entsetzens blieb ein zentraler Platz für jene schlimmen Sekunden reserviert, die der Aufforderung »Ihr könnt die Blätter jetzt umdrehen« folgten.
    Die Prüflinge beobachteten ihn.
    Draußen ertönten schreiende Stimmen.
    Rincewind eilte zum Pult, riß die Schnüre auf und verteilte die Blätter so schnell wie möglich. Dann hastete er zur Sicherheit des Pults zurück, nahm den Hut ab und senkte den Kopf, als jemand behutsam die Tür öffnete.
    »Nicht stören!« rief er. »Hier findet eine Prüfung statt.«
    Die Prüflinge beobachteten ihn noch immer.
    »Äh… na schön… ihr könnt die Blätter jetzt umdrehen.«
    Es raschelte, dann folgten die bereits erwähnten entsetzlichen Sekunden. Schließlich kam es zu hektischer Pinselaktivität.
    Auswahlprüfungen. O ja. Auch dies wußte man über das Achatene Reich. Solche Prüfungen waren die einzige Möglichkeit, einen Sicherheit verheißenden Posten im öffentlichen Dienst zu bekommen. Es hieß, ein solches System sei deshalb begrüßenswert, weil es Leistung und Verdienst belohne.
    Rincewind griff nach einem Blatt.
    Die Überschrift lautete: »Prüfung für die Stelle des stellvertretenden Nachtbodenbearbeiters im Distrikt W’ung.«
    Er las die erste Frage. Sie forderte den Prüfling auf, ein sechzehn Zeilen langes Gedicht über Abendnebel und Schilf zu schreiben.
    Die zweite Frage betraf die Bedeutung der Metaphern in einem Buch, von dem Rincewind noch nie etwas gehört hatte.
    In der dritten Frage ging es um Musik…
    Rincewind drehte das Blatt mehrmals hin und her, hielt jedoch vergeblich nach Wörtern wie »Kompost«, »Eimer« oder »Schubkarre« Ausschau. Vermutlich bekam man mit diesem System bessere Leute als mit der Ankh-Morpork-Methode, in der die Frage genügte: »Du hast doch eine eigene Schaufel, oder?«
    Das Geschrei ließ allmählich nach. Rincewind riskierte einen Blick durch die Tür. Draußen ging es ziemlich lebhaft zu, aber es schien keinen direkten Zusammenhang mit Rincewind zu geben.
    Er lief los.
    Die Prüflinge setzten die Prüfung fort. Ein besonders einfallsreicher Kandidat für den Posten des Nachtbodenbearbeiters rollte das Hosenbein hoch und schrieb ein Gedicht über Nebel ab, das er vor einiger Zeit unter erheblichen Mühen verfaßt hatte. Nach einer Weile wußte man, welche Fragen bei derartigen Prüfungen zu erwarten waren.
    Rincewind setzte seinen Weg fort, darauf bedacht, durch Gräben zu laufen, wenn der Schlamm darin ihm nicht gerade bis zu den Knien reichte. In einer derartigen Landschaft konnte er sich kaum verstecken. Das achatene Getreide wuchs überall dort, wo Samenkörner nicht fortrollen konnten. Abgesehen von einigen Felsen gab es praktisch nichts, das Sichtschutz gewährte.
    Niemand schenkte Rincewind mehr als nur beiläufige Aufmerksamkeit, als er das Dorf verlassen hatte. Gelegentlich drehte ein Wasserbüffelleinenhalter den Kopf und sah ihm eine Zeitlang nach – immerhin war er ein geringfügig interessanterer Anblick als ein Wasserbüffel, der seinen Darm entleerte.
    Rincewind achtete darauf, daß er sich nicht zu weit von der Straße entfernte. Am Abend erreichte er eine Kreuzung.
    Dort gab es eine Taverne.
    Seit dem Leoparden

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