Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
andere Leute glauben daran.«
    Lotosblüte hatte versucht, dem Monolog zu folgen, trat vor und griff nach Rincewinds Arm.
    »Komm und sehen Rote Armee jetzt «, drängte sie.
    »Bewegung Nach Vorn Mit Massen!« sagte der Junge; seine Hand schloß sich um den anderen Arm des Zauberers.
    »Redet er immer so?« fragte Rincewind, als man ihn in Richtung Tür zog.
    »Drei Pflugochsen nicht zur Schule geht«, erwiderte das Mädchen.
    »Mehr Erfolg Unseren Anführern!«
    »Zwei Groschen Pro Eimer, Und Ordentlich Festgetreten«, sagte Rincewind versuchsweise.
    »Vielfaches Eigentum Von Produktionsmitteln!«
    »Holt Deine Oma Gerade Seife?«
    Drei Pflugochsen strahlte.
    Schmetterling öffnete die Tür. Rincewind blieb mit den beiden jüngeren Leuten draußen.
    »Sehr nützliche Sprüche«, meinte er und schob sich ein wenig zur Seite. »Kennt ihr auch den berühmten Ausspruch des Großen Zauberers Rincewind?«
    »Nein«, antwortete Lotosblüte. »Aber ich ihn gern hören würde«, fügte sie höflich hinzu.
    »Er lautet: Lebt wooooooohl…«
    Seine Sandalen rutschten über das Kopfsteinpflaster, doch Rincewind hatte bereits auf eine recht hohe Geschwindigkeit beschleunigt, als er die Tür erreichte. Sie bestand aus Bambus und gab bereitwillig nach.
    Auf der anderen Seite lag ein Straßenmarkt. Dies war ein Merkmal von Hunghung, an das er sich später erinnerte: Sobald irgendwo etwas Platz war, zum Beispiel durch die Passage eines Karrens oder Maultiers, strömten sofort Menschen hinein, die aus vollem Hals schrien und über den Preis für eine Ente verhandelten, die mit dem Kopf nach unten gehalten wurde und laut schnatterte.
    Einer seiner Füße geriet in einen Bastkorb mit mehreren Hühnern, aber er blieb nicht stehen. Auf einem Straßenmarkt von Ankh-Morpork hätte so etwas zweifellos Kommentare nach sich gezogen, aber hier waren die Leute schon genug damit beschäftigt, sich anzuschreien. Als Rincewind mit einem gackernden Fuß an den Ständen vorbeihastete, war er nichts weiter als ein kurzes Ärgernis.
    Hinter ihm schlossen sich die Lücken in der Menschenmasse. Wenn Verfolger etwas riefen, verloren sich ihre Stimmen in dem allgemeinen akustischen Chaos.
    Rincewind hielt erst inne, als er eine von allen anderen übersehene Nische zwischen zwei Buden entdeckte – links wurden Singvögel verkauft, rechts bot man in Schüsseln blubberndes Zeug an. Sein Fuß krähte.
    Er trampelte auf die Kopfsteine, bis der Käfig endgültig zerbrach. Die berauschende Luft jäher Freiheit veranlaßte den Hahn, Rincewind gegen das Knie zu picken und dann fortzuflattern.
    Von Verfolgern war weit und breit nichts zu hören. Allerdings hätte selbst ein Bataillon Trolle mit Blechstiefeln Schwierigkeiten gehabt, sich von der Geräuschkulisse eines gewöhnlichen Straßenmarkts in Hunghung abzuheben.
    Der Zauberer kam wieder zu Atem.
    Er war wieder auf sich allein gestellt. Soviel zur Roten Armee. Er befand sich zwar in der Hauptstadt, wo er nicht sein wollte, und früher oder später standen ihm weitere unangenehme Ereignisse bevor, doch sie geschahen nicht hier und jetzt. Er brauchte nur Gelegenheit, sich zu orientieren. Wenn er außerdem noch fünf Minuten Vorsprung bekam… dann blieb den Verfolgern allein sein Staub. Beziehungsweise sein Schlamm. Von beidem gab’s hier genug.
    Nun… dies war also Hunghung…
    Straßen in einem für Rincewind verständlichen Sinn schien es hier nicht zu geben. Gassen führten zu weiteren Gassen, die wegen zahlreicher Verkaufsstände und Buden noch schmaler wurden, als sie es ohnehin schon waren. Tiere waren eine bedeutende Komponente der Marktpopulation. Wohin Rincewind auch blickte: Immer wieder sah er Käfige mit Hühnern, Enten in Säcken und seltsame, sich hin und her windende Geschöpfe in Schalen. An einem Stand bemerkte er mehrere Schildkröten, die einen Stapel bildeten neben dem Schild: Jeweils nur 3 Rhinu, gut fürs Ying. Das Tier ganz oben bedachte ihn mit einem Blick, der sagte: »Und du glaubst, schlimm dran zu sein?«
    Es ließ sich kaum feststellen, wo die Stände endeten und die Gebäude begannen. Getrocknete Sachen an einer Schnur konnten Handelswaren sein oder zum Trocknen aufgehängte Wäsche. Oder ein Mittagessen für die nächste Woche.
    Die Bewohner von Hunghung hielten sich offenbar gern im Freien auf. Alles deutete darauf hin, daß sie den größten Teil ihres Lebens auf der Straße verbrachten, und zwar schreiend. Wer stehenblieb und »Äh… entschuldige bitte« sagte, kam nie

Weitere Kostenlose Bücher