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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich an die Mauer. Nein, natürlich nicht. Zweiblum hatte nie Probleme verursachen wollen. Manche Leute versuchten immer, Schwierigkeiten zu vermeiden. Der letzte Gedanke, bevor sich das Universum wie ein Papierhut zusammenfaltet, wird vermutlich lauten: »Was wohl passiert, wenn ich das hier berühre?«
    »Sicher hat dich das Schicksal hierhergebracht«, spekulierte Zweiblum.
    »Ja, so etwas gefällt ihm«, entgegnete Rincewind.
    »Erinnerst du dich an die guten Zeiten, die wir gemeinsam verbracht haben?«
    »Hatten wir gute Zeiten zusammen? Dabei müssen meine Augen geschlossen gewesen sein.«
    »Die vielen Abenteuer!«
    »Ach, das meinst du. Von hohen Orten herunterhängen und so…«
    »Rincewind?«
    »Ja?«
    »Daß auch du hier bist… dadurch fühle ich mich viel besser.«
    »Erstaunlich.«
    Rincewind genoß die Stabilität der Wand. Sie bestand aus Stein. Und auf Stein konnte man sich verlassen.
    »Alle scheinen eine Ausgabe deines Buches zu besitzen«, sagte er. »Es ist ein revolutionäres Dokument. Man stellt Abschriften davon her und verteilt sie.«
    »Ja, man nennt so etwas Dasgleichenochmal .«
    »Was bedeutet es?«
    »Es bedeutet, daß die Abschrift genauso beschaffen sein muß wie das Original. Lieber Himmel! Ich hab’s für ein Spiel gehalten. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, daß jemand so etwas ernst nimmt. Hoffentlich erzeugt das nicht zuviel Unruhe.«
    »Deine Revolutionäre sind noch immer im Slogan-und-Plakate-Studium, was ihnen jedoch kaum nützt, wenn sie verhaftet werden.«
    »Meine Güte.«
    »Wieso bist du noch am Leben?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat man mich vergessen. Das kommt vor. Hat mit dem Papierkram zu tun. Ein vergessener Pinselstrich hier, eine vergessene Zeile dort. Es geschieht vermutlich sehr oft.«
    »Soll das heißen, daß man bei manchen Gefangenen in diesem Kerker überhaupt nicht mehr weiß, warum sie gefangengehalten werden?«
    »Ja.«
    »Warum läßt man sie dann nicht frei?«
    »Wahrscheinlich geht man davon aus, daß sie irgend etwas angestellt haben. Ich fürchte, unsere Regierung läßt das eine oder andere zu wünschen übrig.«
    »Zum Beispiel eine neue Regierung.«
    »Pscht. Für solche Bemerkungen kann man hier verhaftet werden.«
     
    Die Menschen schliefen, aber die Verbotene Stadt ruhte nie. Fackeln brannten im großen Behördenbau und deuteten darauf hin, daß das Reich auch nachts aktiv war.
    Hauptsächlich wurde Papier transportiert, worauf Herr Zervelatwurst bereits hingewiesen hatte.
    Sechs Wohltätige Winde arbeitete als stellvertretender Verwalter des Langtang-Distrikts und fand Gefallen an seiner Tätigkeit. Man konnte ihn nicht in dem Sinne als gemein bezeichnen.
    Zugegeben, er hatte den gleichen Sinn für Humor wie eine Hühnerkasserolle. Zugegeben, er spielte zum Vergnügen Akkordeon, verabscheute Katzen und hatte die Angewohnheit, sich nach dem Teetrinken mit einer Serviette die Oberlippe abzutupfen, was in Frau Wohltätige Winde immer wieder Mordgedanken weckte. Außerdem trug er sein Geld in einer kleinen Lederbörse und zählte es bei jedem Kauf gründlich, besonders dann, wenn sich eine lange Warteschlange hinter ihm gebildet hatte.
    Andererseits behandelte er Tiere gut und spendete regelmäßig für karitative Zwecke. Gelegentlich gab er Bettlern auf der Straße ein wenig Geld, wobei er es jedoch nie versäumte, die Summen in einem kleinen Notizbuch zu notieren – um den betreffenden Personen später einen Besuch in seiner offiziellen Eigenschaft abzustatten.
    Er nahm den Leuten nie mehr Geld ab, als sie tatsächlich besaßen.
    Darüber hinaus war er kein Eunuch – obgleich er in der Verbotenen Stadt nach Einbruch der Nacht arbeitete. Auch Wächter zählten nicht zu den Eunuchen, und man löste dieses Problem, indem man sie einfach als Einrichtungsgegenstände klassifizierte. Es hatte sich herausgestellt, daß auch Steuerbeamte alle zur Verfügung stehenden Mittel brauchten, um die Schlauheit und Tücken der Bauern zu bekämpfen, denen es unglücklicherweise widerstrebte, Steuern zu bezahlen.
    In dem Bürogebäude arbeiteten weitaus gemeinere Leute als Sechs Wohltätige Winde, deshalb hatte er einfach nur Pech, daß sich ausgerechnet seine aus Papier und Bambus bestehende Tür öffnete, um sieben seltsam aussehenden Eunuchen Einlaß zu gewähren. Einer von ihnen saß in einem Stuhl auf Rädern.
    Sie sanken nicht auf die Knie und verbeugten sich nicht einmal. Obwohl Winde einen roten Hut mit weißem Knopf trug.
    Ihm fiel der Pinsel

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