Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
zu treffen.
    »Wofür hast du deine letzte Beute ausgegeben, Kriecher? Du hast drei Säcke mit Gold und Edelsteinen aus dem Spukschloß geholt, habe ich recht?«
    Kriecher wirkte so verwirrt, als hätte Cohen nach dem Geschmack von Purpur gefragt.
    »Wofür ich das Geld ausgegeben habe? Keine Ahnung. Du weißt ja, wie das ist. Es spielt doch gar keine Rolle, wofür man es ausgibt. Es ist Beute. Und außerdem… was stellst du mit dem Zeug an?«
    Cohen seufzte.
    Kriecher konnte es kaum fassen.
    »Du denkst doch nicht etwa daran, hier in Hunghung zu bleiben, oder?« Er starrte Herrn Zervelatwurst an. »Was habt ihr beide ausgetüftelt?«
    Cohen trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Throns. »Eben hast du gesagt, wir sollten nach Hause zurückkehren. Welchen Ort meinst du damit?«
    »Nun… irgendeinen…«
    »Und der Irre Polterer…«
    »Wasisn? Wasisn?«
    »Ich meine… er ist jetzt hundertfünf, nicht wahr? Wird langsam Zeit für ihn, sich zur Ruhe zu setzen, oder?«
    »Wasisn?«
    »Sich zur Ruhe zu setzen?« wiederholte Kriecher. »Du hast das einmal versucht. Wolltest Schweine züchten auf einem gestohlenen Bauernhof! Wenn ich mich recht entsinne, hattest du nach drei Stunden genug davon.«
    »Was sachta da? Was sachta da?«
    »Er meint, DU SOLLTEST DICH ZUR RUHE SETZEN, Polterer.«
    »Von wegen!«
     
    In der Küche ging es drunter und drüber. Die Hälfte des Hofes befand sich dort, die meisten zum ersten Mal. Es herrschte das gleiche Gedränge wie auf einem Straßenmarkt, und die Bediensteten versuchten, so gut es ging ihren Pflichten nachzukommen.
    Einer von ihnen schien nicht genau zu wissen, worin diese Pflichten bestanden, was in dem allgemeinen Durcheinander jedoch nicht weiter auffiel.
    »Hast du ihn gerochen ?« fragte Lady Zwei Bäche. »Die Leute stinken!«
    »Wie ein Schweinestall an einem heißen Tag«, fügte Lady Pfirsichblüte hinzu.
    » Ich bin froh, daß sich so etwas meinen Erfahrungen entzieht«, sagte Lady Zwei Bäche hochmütig.
    Lady Jadenacht schwieg. Sie war jünger als die beiden anderen Frauen und hatte Cohens Geruch – sie verglich ihn mit dem eines ungewaschenen Löwen – als recht reizvoll empfunden.
    »Einfach nur große Stücke Fleisch?« fragte der Chefkoch. »Warum verspeist er nicht gleich eine Kuh?«
    »Warte nur, bis du von der gräßlichen Spezialität namens Würstchen erfährst«, erwiderte der Großkämmerer.
    »Große Stücke.« Der Koch war den Tränen nahe. »Wo bleibt da die Kunst? Nicht einmal Soße? Ich sterbe lieber, als einfach nur große Stücke Fleisch zu erhitzen!«
    »Oh«, sagte der Großkämmerer. »Mit solchen Bemerkungen würde ich sehr vorsichtig sein. Der neue Kaiser, möge er zehntausend Jahre lang baden, könnte das als Aufforderung verstehen…«
    Von einem Augenblick zum anderen wurde es still. Grund dafür war ein plötzliches, nicht sehr lautes Geräusch: ein Plop, mit dem sich ein Korken aus einer Flasche löste.
    Lord Hong verfügte über die typische Fähigkeit eines Großwesirs, aus dem Nichts zu erscheinen. Er ließ den Blick durch die Küche schweifen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anwesenden schien er sich hier auszukennen.
    Er hatte eine kleine schwarze Flasche aus dem Ärmel seines Umhangs gezogen und trat nun vor.
    »Bringt mir das Fleisch«, sagte er. »Das mit der Soße erledigt sich von allein.«
    Die Höflinge schauten mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination zu. Gift gehörte natürlich zur üblichen Hofetikette von Hunghung, aber normalerweise verwendete man es aus Taktgefühl im Verborgenen.
    »Gibt es hier jemanden, der irgend etwas sagen möchte?« fragte Lord Hong.
    Sein Blick war eine Sense, die Empörung und Protest zerschnitt. Niemand gab einen Ton von sich.
    »Nun gut«, fuhr Lord Hong fort. »Ich sterbe lieber, als einen… Barbaren auf dem kaiserlichen Thron zuzulassen. Soll er seine… großen Stücke bekommen. Bringt mir das Fleisch.«
    Etwas bewegte sich auf dem Boden. Mehrere Stimmen riefen, und ein Stock pochte mehrmals. Ein Bauer erschien und schob widerstrebend einen Servierwagen durch die Menge.
    Als er Lord Hong sah, ließ er den Karren los und sank auf die Knie.
    »Ich wende den Blick von deinem… ein Obstgarten in guter Position… Mist… Antlitz ab, o Lord.«
    Lord Hong stieß den Bauern mit dem Fuß an.
    »Es freut mich, daß du die Kunst des Respekts beherrschst«, meinte er. »Heb den Deckel.«
    Der Mann stand auf, verbeugte sich mehrmals und kam der Aufforderung nach. Unter dem

Weitere Kostenlose Bücher