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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unangenehme Frage zu stellen.
    Der Zauberer rannte los, überquerte einen Hof mit Wäscheleinen, die ein komplexes Zickzackmuster bildeten, blieb schließlich mit dem Rücken an der Wand stehen und keuchte.
    Zwar protestierte sein Überlebensinstinkt, aber es wurde Zeit, eine Pause einzulegen und nachzudenken.
    Man verfolgte ihn. Besser gesagt: Man verfolgte jemanden, der einen lädierten roten Mantel und einen halb verbrannten spitzen Hut trug.
    Es kostete Rincewind viel geistige Kraft, folgendes zu denken: Vielleicht verfolgte man ihn nicht mehr, wenn er etwas anderes trug.
    Vor ihm baumelten Hemden und Hosen an Wäscheleinen. Ihre Form stand in der gleichen Beziehung zur Schneiderei wie das Fällen von Bäumen zur Tischlerei. Jemand hatte Röhren gewählt und seine Entscheidung nie in Frage gestellt. Solche Kleidung trugen fast alle Leute in Hunghung.
    Der Palast ist praktisch eine eigene Stadt, sagte die Stimme der Vernunft. Bestimmt wimmelt es hier von Leuten, die alle irgendeiner Arbeit nachgehen.
    Du müßtest… deinen Hut abnehmen, fügte die Stimme hinzu.
    Rincewind zögerte. Einem Nichtzauberer fiele es sicher schwer, die ungeheure Tragweite eines solchen Vorschlags zu verstehen. Ein Zauberer würde eher auf Mantel und Hose verzichten als auf den Hut. Ohne den Hut hielt man ihn vielleicht für… eine ganz gewöhnliche Person.
    Schreie erklangen in der Ferne.
    Die Stimme der Vernunft gelangte zu dem Schluß, daß sie ebenso tot enden würde wie der Rest von Rincewind, wenn sie keine drastischen Maßnahmen ergriff. Na schön, behalt unseren blöden Hut, sagte sie voller Sarkasmus. Wegen unserem blöden Hut sind wir in eine solche Situation geraten. Glaubst du etwa, daß du bald noch einen Kopf hast, auf dem du ihn tragen kannst?
    Auch Rincewinds Hände begriffen, daß die Zeiten außerordentlich interessant und sehr kurz werden würden, wenn sie nichts unternahmen. Sie streckten sich der Wäscheleine entgegen, nahmen ein Hemd und eine Hose, stopften beides in die Manteltasche…
    Die Tür sprang auf. Einige Wächter verfolgten ihn noch immer, und inzwischen hatten sich ihnen zwei Tsimo -Hirten angeschlossen. Einer von ihnen richtete seinen Stock auf Rincewind.
    Der Zauberer stürmte zu einem Torbogen und erreichte einen Garten.
    Dort erhob sich eine Pagode. Weidenbäume wuchsen friedlich. Auf der nahen Brücke stand eine hübsche junge Dame und fütterte die Vögel.
    Ein Mann malte die Szene.
     
    Cohen rieb sich die Hände.
    »Niemand? Gut. Das wäre also geklärt.«
    »Ähem.«
    Ein kleiner Mann zupfte nervös an seiner Jacke und hielt den Kopf gesenkt, als er sagte: »Entschuldige bitte, aber… was würde passieren, wenn wir die Wächter rufen und sie auffordern, dich gefangenzunehmen? Damit schildere ich natürlich nur eine hypothetische Situation.«
    »Wir hätten euch alle umgebracht, bevor die Soldaten auch nur halb durch die Tür sind«, antwortete Cohen schlicht und hörte, wie die Leute vor ihm erschrocken nach Luft schnappten. »Weitere Fragen?«
    »Äh… der Kaiser… ich meine, der frühere Kaiser… hatte einige sehr spezielle Wächter…«
    Etwas klimperte. Ein kleines Objekt mit vielen Spitzen rollte über die Treppenstufen und drehte sich auf dem Boden – ein Wurfstern.
    »Wir sind ihnen begegnet«, brummte der Junge Willie.
    »Gut, gut«, sagte der kleine Mann. »Dann scheint ja alles in Ordnung zu sein. Zehntausend Jahre dem Kaiser!«
    Die anderen wiederholten den Ruf. Ihre Stimmen klangen ein wenig rauh.
    »Wie heißt du, junger Mann?« fragte Herr Zervelatwurst.
    »Vier Große Hörner, Herr.«
    »Gut. Ausgezeichnet. Du wirst es noch weit bringen, da bin ich sicher. Welchen Beruf übst du derzeit aus?«
    »Ich bin Erster Assistent des Großkämmerers, Herr.«
    »Und wer ist der Großkämmerer?«
    Vier Große Hörner deutete auf den Mann, der lieber gestorben war, als von Cohen Befehle entgegenzunehmen.
    »Na bitte«, sagte Herr Zervelatwurst. »Anpassungsfähige Leute dürfen mit raschen Beförderungen rechnen, Großkämmerer. Und nun… Der Kaiser wünscht das Frühstück.«
    »Was mag er besonders?« fragte der neue Großkämmerer und bemühte sich, sehr anpassungsfähig auszusehen.
    »Viele Dinge. Derzeit möchte er große Stücke Fleisch und jede Menge Bier. Du wirst feststellen, daß der neue Kaiser ganz leicht zu bewirten ist.« Herr Zervelatwurst lächelte das wissende Lächeln eines Mannes, der sicher sein kann, daß außer ihm niemand den Witz versteht. »Der Kaiser hält

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