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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Deckel wurde ein großes Tablett sichtbar.
    Lord Hong drehte die Flasche und hielt sie über das Fleisch, bis der letzte Tropfen herausgezischt war. Das Publikum beobachtete den Vorgang atemlos.
    »Und jetzt bringt den Barbaren ihr Frühstück«, sagte er.
    »Gewiß, Euer himmlische… Tintenpinsel… Weidenwedel… Rechtschaffenheit.«
    »Woher kommst du, Bauer?«
    »Aus Bes Pelargic, o Lord.«
    »Ah. Dachte ich mir.«
     
    Die große Bambustür glitt beiseite. Der neue Großkämmerer trat ein, gefolgt von einer Karawane aus Servierwagen.
    »Das Frühstück, o Lord der tausend Jahre«, sagte er. »Große Stücke Schweinefleisch, große Stücke Ziegenfleisch, große Stücke Ochsenfleisch und sieben Schüsseln mit gebackenem Reis.«
    Einer der Bediensteten hob einen Deckel. »Aber wenn ich dir einen Rat geben darf… Rühr das Schweinefleisch nicht an. Es ist vergiftet.«
    Der Großkämmerer drehte sich um.
    »So eine Unverschämtheit! Dafür wirst du sterben.«
    »Rincewind, nicht wahr?« fragte Cohen. »Ja, es sieht ganz nach Rincewind aus…«
    »Hab hier irgendwo meinen Hut«, sagte Rincewind. »Mußte ihn mir in die Hose stopfen…«
    »Gift?« brummte Cohen. »Bist du sicher?«
    »Nun, das Zeug befand sich in einer schwarzen Flasche mit einem Totenkopfsymbol, und es zischte und dampfte, als es heraustropfte«, berichtete Rincewind, als Herr Zervelatwurst ihm aufhalf. »War es vielleicht Sardellenessenz? Nein, ich glaube nicht.«
    »Gift«, wiederholte Cohen. »Ich hasse Giftmischer. Schleichen herum und schütten einem irgendwas in die Fressalien.«
    Er bedachte den Großkämmerer mit einem finsteren Blick.
    »Steckst du dahinter?« Er sah Rincewind an und deutete mit dem Daumen auf den sich duckenden Kämmerer. »War er’s? Wenn er dafür verantwortlich ist, so steht ihm das bevor, was ich mit den verrückten Schlangenpriestern von Start gemacht habe, aber diesmal benutze ich beide Daumen!«
    »Nein«, erwiderte Rincewind. »Das Gift stammt von einem gewissen Lord Hong. Und alle haben zugesehen, als er es aufs Schweinefleisch herabtropfen ließ.«
    Der Großkämmerer stieß einen erstickten Schrei aus. Er warf sich zu Boden und wollte schon Cohens Füße küssen, als ihm plötzlich klar wurde, daß dies die gleiche Wirkung haben konnte wie der Verzehr des Schweinefleischs.
    »Gnade, o himmlisches Wesen! Wir alle sind Lord Hong hilflos ausgeliefert!«
    »Was ist denn so Besonderes an ihm?«
    »Ich… äh… halte ihn für einen sehr anständigen Mann«, brabbelte der Großkämmerer. »Ich sage kein Wort gegen Lord Hong! Und ich glaube ganz bestimmt nicht, daß er überall Spione hat! Langes Leben für Lord Hong, das wünsche ich ihm, jawohl!«
    Er riskierte es, den Blick ein wenig zu heben – und bemerkte die Spitze von Cohens Schwert dicht vor den Augen.
    »Vor wem hast du hier und jetzt mehr Angst? Vor mir oder Lord Hong?«
    »Äh… vor Lord Hong!«
    Cohen wölbte die Brauen. »Ich bin beeindruckt. Spione überall, wie?«
    Er sah sich in dem großen Raum um, und seine Aufmerksamkeit verweilte bei einer großen Vase. Mit langsamen Schritten ging er zu ihr und nahm den Deckel ab.
    »Alles in Ordnung da drin?«
    »Äh… ja?« ertönte eine Stimme aus den dunklen Tiefen der Vase.
    »Hast du alles, was du brauchst? Ein zweites Notizbuch? Töpfchen?«
    »Äh… ja.«
    »Möchtest du vielleicht, mal überlegen, dreihundert Liter kochendes Wasser?«
    »Äh… nein.«
    »Würdest du lieber sterben, als Lord Hong zu verraten?«
    »Äh… kann ich kurz darüber nachdenken?«
    »Kein Problem. Es dauert ohnehin eine Weile, dreihundert Liter Wasser zu erhitzen. Laß dir ruhig Zeit.«
    Er schob den Deckel wieder auf die Vase.
    »Eine Große Mutter?« fragte er.
    »Du meinst Eins Großer Fluß, Dschingis«, korrigierte Herr Zervelatwurst.
    Der Wächter straffte die Gestalt.
    »Beobachte die Vase. Wenn sie sich bewegt, tust du mit ihr das, was ich einst mit dem Grünen Nekromanten der Nacht gemacht habe, klar?«
    »Weiß nicht, was du damals gemacht hast, Lord«, erwiderte der Soldat.
    Cohen erklärte es ihm. Eins Großer Fluß strahlte. Im Innern der Vase erklangen die Geräusche von jemandem, der versuchte, sich nicht zu übergeben.
    Cohen schlenderte zum Thron zurück.
    »Erzähl mir mehr über Lord Hong«, wandte er sich an den Kämmerer.
    »Er ist der Großwesir«, lautete die Auskunft.
    Cohen und Rincewind wechselten einen Blick.
    »Ja«, sagte Rincewind. »Es ist bekannt, daß Großwesire immer… «
    »…

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