Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
möglich
    und blickte nach vorn.
    Ein mehr als zwei Meter großer Krieger lächelte auf ihn herab.

    Cohen sah erneut nach oben.
    »Gleich ballert’s«, sagte er. »Seht euch nur mal den Himmel an.«
    In der brodelnden Wolkenmasse glühte es rot und purpurn. Blitze
    zuckten.
    »Lehrer?«
    »Ja?«
    »Du weißt doch alles. Warum sieht die Wolke dort so komisch aus?«
    Herr Zervelatwurst spähte in die Richtung, in die Cohens Zeigefinger
    wies. Am Horizont bemerkte er eine niedrige gelbe Wolke: ein dünner
    Streifen, als wäre dort die Sonne bemüht, einen Weg in den Morgen zu
    finden.
    »Vielleicht ein Silberstreifen«, spekulierte der Junge Willie.
    »Was für ein Streifen?«
    »Angeblich hat jede Wolke einen. Gehört sich so.«
    »Ja, aber in diesem Fal sieht’s eher nach Gold aus.«
    »Hier im Achatenen Reich ist Gold billiger.«
    »Bilde ich mir das nur ein, oder wird der Streifen tatsächlich breiter?«
    fragte Herr Zervelatwurst.
    Caleb behielt die feindlichen Linien im Auge.
    »Dauernd reiten Burschen mit kleinen Pferden hin und her«, sagte er.
    »Hoffentlich kommen die Brüder bald in die Hufe. Möchte hier nicht
    den ganzen Tag warten.«
    »Ich schlage vor, wir greifen an, solange der Feind nicht damit rech-
    net«, brummte der Irre Polterer.
    »Einen Augenblick… einen Augenblick«, murmelte Kriecher der Un-
    höfliche. Gongs erklangen, und Feuerwerkskörper knal ten. »Offenbar
    setzen sich die Basta… die unehelichen Kinder jetzt in Bewegung.«
    »Na endlich.« Cohen stand auf und drückte seine Zigarette aus.
    Herr Zervelatwurst zitterte vor Aufregung.
    »Singen wir ein Lied für die Götter, bevor wir in den Kampf ziehen?«
    fragte er.
    »Es ist nicht verboten«, erwiderte Cohen.
    »Sprechen wir keine heidnischen Gebete oder so?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte Cohen und sah erneut zu dem seltsamen
    Wolkenband, das den Horizont umspannte. Es beunruhigte ihn weitaus
    mehr als der heranrückende Feind. Inzwischen war es etwas breiter ge-
    worden und hatte einen Teil seines Glanzes eingebüßt. Ein oder zwei
    Sekunden wünschte er sich, daß es den einen oder anderen Gott gab,
    dessen Tempel er nicht ausgeraubt und/oder niedergebrannt hatte.
    »Schlagen wir nicht mit den Schwertern auf die Schilde, als Zeichen
    unserer unerschütterlichen Tapferkeit?« erkundigte sich der ehemalige
    Lehrer hoffnungsvol .
    »Ich schätze, dafür ist es zu spät«, entgegnete Cohen.
    Der Mangel an barbarischer Pracht enttäuschte Herrn Zervelatwurst so
    sehr, daß sich in Cohen, zu seiner eigenen Überraschung, Mitgefühl reg-
    te. »Aber du kannst es durchaus nachholen, wenn du möchtest.«
    Die Hordenmitglieder zogen ihre Waffen. Der Irre Polterer holte eine
    weitere Axt unter seiner Decke hervor.
    »Wir sehen uns im Himmel wieder!« stieß Herr Zervelatwurst hervor.
    »Ja, gut«, entgegnete Caleb und beobachtete die heranrückenden Solda-
    ten.
    »Ich meine das Paradies mit dem Festschmaus und den vielen jungen
    Frauen und so.«
    »Ja, ja.« Der Junge Willie prüfte die Schärfe seiner Klinge.
    »Und der ständigen Zecherei.«
    »Könnte sein«, sagte Vincent. Er beugte und streckte mehrmals den
    Arm, um seine chronische Sehnenentzündung zu lindern.
    »Und wir werfen mit Äxten, du weißt schon, um holden Damen die
    Zöpfe abzuschneiden!«
    »Wenn’s dir Spaß macht.«
    »Aber…«
    »Ja?«
    »Was das Schlemmen betrifft… Wird bei dem Festschmaus auch Vege-
    tarisches angeboten?«
    Die Truppen der Kriegsherrn schrien und griffen an.
    Sie stürmten der Horde entgegen, fast ebenso schnell wie die Wolken,
    die aus al en Richtungen heranwogten.

    In der Finsternis und der Stille des Hügels befreite sich Rincewinds Ge-
    hirn von der Lähmung des Schreckens.
    Es ist eine Statue, dachte er. Das ist alles. Kein Problem. Eine große
    Statue, und nicht einmal eine besonders gute. Sie stel t einen Mann mit
    Rüstung dar. Da drüben stehen zwei weitere. Man kann sie schemenhaft
    erkennen, am Rand des von den kleinen Flammen erhel ten Bereichs…
    »Au!«
    Rincewind ließ das Streichholz fal en und leckte sich die Finger.
    Er brauchte jetzt eine Wand. Wände hatten früher oder später irgend-
    wo Ausgänge. Es konnten auch Eingänge sein, aber es bestand kaum die
    Gefahr, daß Wächter hereinstürmten. Dieser Ort verströmte den Geruch
    des Uralten, vermischt mit anderen Aromen, die an Fuchs und Gewitter
    erinnerten. Außerdem wirkte al es unbenutzt.
    Rincewind setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
    Und plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher