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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zunächst zurück, und die Strömungen in der gro-
    ßen Menschenmasse sorgten dafür, daß sie sich hinter den Angreifern
    wieder schloß.
    Eine massive Mauer aus Schilden umgab die Horde. Sie schwankte und
    zitterte unter dem Druck des Heeres. Und sie erbebte auch, weil Herrn
    Zervelatwursts Schwert immer wieder darauf einschlug.
    »Kämpft endlich!« rief er. »Habt ihr plötzlich die Hosen vol ? Du, Jun-
    ge da drüben! Antworte mir! Ha! Nimm das!«
    Cohen sah zu Caleb, der mit den Achseln zuckte. Er kannte viele Ber-
    serker, aber nie hatte jemand so getobt wie Herr Zervelatwurst.
    Eine Lücke entstand in dem Kreis aus Soldaten, als zwei von ihnen
    nach hinten sprangen, von ihren Kameraden abpral ten und in die
    Schwerter der Horde fielen. Der Rol stuhl des Irren Polterers traf einen
    anderen Krieger am Knie, und als sich der Mann aus einem Reflex her-
    aus vorbeugte und zusammenkrümmte, kam ihm eine Axt des Polterers
    entgegen.
    Es lag nicht etwa an der Geschwindigkeit. Die Horde konnte gar nicht
    schnell sein. Aber sie blieb die ganze Zeit über auf sehr selektive Weise
    in Bewegung. Herr Zervelatwurst hatte es so beschrieben: Cohen und die
    anderen waren immer dort, wo sie sein wol ten, und sie wol ten nie dort
    sein, wo sich ein Schwert befand. Das Herumlaufen überließen sie ande-
    ren Leuten. Wenn ein Soldat nach Kriecher schlug, stel te er plötzlich
    fest, daß Cohen vor ihm auftauchte, lächelte und ausholte. Oder der
    Junge Willie nickte einen wortlosen Gruß, bevor er zustieß. Gelegentlich
    stoppte ein Hordenmitglied kurz, um einen Hieb zu parieren, der Herrn
    Zervelatwurst galt; der frühere Lehrer war viel zu aufgeregt, um sich zu
    verteidigen.
    »Weicht zurück, ihr verdammten Narren!«
    Lord Hong erschien hinter der Menge. Sein Pferd bäumte sich auf, und
    er hob das Visier seines Helms.
    Die Soldaten versuchten, ihm zu gehorchen. Schließlich ließ das Ge-
    dränge ein wenig nach, und ein freier Bereich mit der Horde im Zentrum
    und vielen Schilden um sie herum entstand. Eine besondere Art von
    Stille senkte sich herab, untermalt von Donnergrollen und dem Knistern
    der Blitze, die immer wieder auf den Hügel herabzuckten.
    Andere Krieger traten nun durch die Reihen der Soldaten. Sie waren
    größer und schwerer bewaffnet und trugen prächtige Helme und
    Schnurrbärte, die wie eine Kriegserklärung aussahen.
    Einer von ihnen starrte Cohen an.
    »Orrr! Itiyorshu! Yutimishu!«
    »Was hat der Bursche gesagt?« fragte Cohen.
    »Er ist ein Samurai«, erklärte Herr Zervelatwurst und wischte sich die
    Stirn ab. »Ein Angehöriger der Kriegerkaste. Ich glaube, er hat gerade
    eine förmliche Herausforderung an dich gerichtet. Sol ich gegen ihn
    kämpfen?«
    Der Blick des Samurais blieb auf Cohen gerichtet, als er ein kleines
    Seidentuch hervorholte und es in die Luft warf. Mit der anderen Hand
    griff er nach seinem langen, dünnen Schwert…
    Es zischte so leise, daß man es kaum hören konnte, und dann sanken
    drei Seidenfetzen zu Boden.
    »Tritt zurück, Lehrer«, sagte Cohen langsam. »Ich glaube, diesen Bur-
    schen sollte ich selbst übernehmen. Hast du noch ein Taschentuch?
    Danke.«
    Der Samurai betrachtete Cohens Schwert. Es war lang und schwer und
    hatte so viele Kerben, daß man es als Säge benutzen konnte.
    »Du schaffst es nie«, sagte er. »Mit dem Schwert? Ausgeschlossen!«
    Cohen putzte sich laut die Nase.
    »Glaubst du?« erwiderte er. »Paß gut auf.«
    Das Taschentuch sauste empor. Cohen hob sein Schwert…
    Er hatte drei nach oben starrende Samurais enthauptet, bevor das Ta-
    schentuch den Scheitelpunkt seiner Flugbahn erreichte. Andere Mitglie-
    der der Horde, die ähnlich dachten, hatten ein halbes Dutzend mehr
    erwartet.
    »Hab die Idee von Caleb«, sagte Cohen. »Die Botschaft lautet: Du
    kannst kämpfen oder herumalbern – die Entscheidung liegt bei dir.«
    »Hast du überhaupt keine Ehre?« ereiferte sich Lord Hong. »Bist du
    nur ein Rüpel, weiter nichts?«
    »Ich bin ein Barbar!« rief Cohen. »Und meine Ehre gehört mir. Ich ha-
    be sie nicht gestohlen.«
    »Ich wol te dich am Leben lassen«, sagte Lord Hong. »Doch an dieser
    Absicht halte ich jetzt nicht länger fest.«
    Er zog sein Schwert.
    »Zurück, Abschaum!« befahl er. »Zurück mit euch! Laßt die Artilleri-
    sten nach vorn!« Er sah wieder zu Cohen. Sein Gesicht war gerötet, und
    die Brille saß schief auf seinem Nasenrücken.
    Lord Hong hatte die Geduld verloren. Das war ein Dammbruch, der
    das ganze Land

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