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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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musste unbedingt etwas unternehmen, und zwar schnell. Aus seiner Sicht hatte das nichts mit Mut zu tun.
    Obwohl es Mut war.
    Mickey Cray hatte genauso wenig wie sein Sohn den Wunsch zu sterben.
    Doch er konnte einfach nicht zulassen, dass Tuna von ihrem Vater mitgenommen wurde – nicht nach allem, was Jared Gordon dem Mädchen bereits angetan hatte. Wenn das hieß, dass Mickey sich eine Kugel einfing, dann sollte es eben so sein. Zumindest würde der Schuss Wahoo darauf aufmerksam machen, dass es Probleme gab.
    Wo ist der Junge überhaupt? , überlegte Mickey. Hoffentlich verhält er sich klüger als ich und versteckt sich .
    Der Schlag, den Wahoos Vater Jared Gordon hatte versetzen wollen, hatte sein Ziel nie erreicht, weil Jared Gordon Mickey mit dem Griff seines Revolvers niedergeschlagen hatte. Als Mickey wieder zu sich gekommen war, hatte er die zweitschlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens, und seine Handgelenke waren mit der Ranke einer Jamswurzel gefesselt.
    Er hatte Tunas Vater angelogen, als er behauptete, alles doppelt zu sehen. Sein Sehvermögen war einwandfrei. Das hatte er lediglich gesagt, um Zeit für seinen Plan zu gewinnen. Er wollte den Mann dazu bringen, dass er nur mit ihm im Boot aufbrach – weg von Tuna und Wahoo, wo auch immer dieser stecken mochte.
    Obwohl Jared Gordon mit seinem Revolver direkt auf Mickeys Brust zielte, geriet dieser nicht in Panik. Er wartete darauf, dass Jared Gordon klar wurde, dass ihm, da er das Boot nicht selbst steuern konnte, ein toter Mickey nichts nutzte, wenn er aus den Everglades verschwinden wollte.
    Jeder halbwegs intelligente Mensch hätte eingesehen, wie unglaublich dumm es wäre, seinen Fahrer zu erschießen, doch bisher hatte Tunas Vater Mickey nicht gerade mit seinem logischen Denkvermögen beeindruckt.
    Mickeys zweites Problem war, dass Jared Gordon ihn anwiderte und er seine Wut auf ihn nur schwer zu beherrschen vermochte. Susan Cray sagte manchmal im Scherz, dass ihr Mann einen Filter zwischen Gehirn und Mund bräuchte, der verhinderte, dass er mit jedem Gedanken, der ihm durch den Kopf ging, herausplatzte.
    Ein Beispiel dafür war, dass er Tunas Vater als »erbärmlichen Hund« bezeichnet hatte. Was nicht sonderlich klug war, wenn man mit einem volltrunkenen Blödmann sprach, der eine geladene Waffe in der Hand hatte.
    Und jetzt richtete dieser volltrunkene Blödmann seinen Revolver auf Mickey und sagte: »Dieses Mädchen ist mein Fleisch und Blut und ohne sie geh ich nich’ von hier weg.«
    Worauf Mickey erwiderte: »Dann müssen Sie eben hierbleiben.«
    Ein gewagtes Spiel. Das voll in die Hose gehen konnte.
    »Na«, sagte Mickey, »wofür entscheiden Sie sich?«
    Jared Gordon gab keine Antwort, sondern spähte mit verzerrtem Gesicht in Richtung Wald.
    »Wer is’n das?«, knurrte er.
    »Wahoo!«, schrie Tuna.
    Mickey überlief es eiskalt. Er fuhr herum und erblickte seinen Sohn, der am Rand des Waldes auf und ab sprang. Es sah aus, als würde er von Bienen attackiert.
    »Wahoo, lauf weg!«, brüllte Tuna.
    »Wahoo? Was soll’n das heißen?«, fragte Jared Gordon. »Is’ das ’n Code oder so?«
    »Nein, Daddy, so heißt er.«
    »Wahoo? Und woher kennst du den?«
    »Aus der Schule«, erklärte Tuna.
    »Ah ja. Und wieso springt er wie ’n Hampelmann am Arsch der Welt rum?« Jared Gordon war so verwirrt, dass er vergaß, auf Mickey zu zielen, der den Mund hielt, um nicht zu verraten, in welcher Beziehung er zu Wahoo stand. Er begriff, was sein Sohn vorhatte. Das war tapfer, aber viel zu gefährlich.
    Wahoo hoffte, Jared Gordon dazu zu bringen, dass er auf ihn schoss, damit Mickey den Mann überwältigen konnte.
    »Was is’ los mit dir?«, rief Tunas Vater.
    Wahoo hörte auf herumzuhopsen. »Was ist los mit Ihnen ?«, rief er zurück.
    »Lauf weg!«, schrie Tuna.
    »Nichts da, Junge«, sagte Jared Gordon, »du bewegst deinen Hintern jetzt sofort hierher!«
    »Und wenn nicht?«, sagte Wahoo.
    »Wenn nicht?« Tunas Vater kicherte. »Siehst du diesen Revolver, Junge?«
    »Sehen Sie dieses Telefon, Mr. Gordon?« Wahoo hielt Links mit Wasser vollgelaufenes Handy in die Höhe, das aus der Ferne unbeschädigt wirkte. »Ich werde gleich die Cops anrufen und ihnen verraten, wo Sie sind!«
    »Nein, wirst du nich’! Und woher kennst du meinen Namen?«
    »Das Handy hat auch GPS!«
    Vor Wut lief Jared Gordon knallrot an. Er drohte Wahoo mit seinem Revolver, worauf der Junge in den Wald zurückwich, wo er wieder wie ein Trickfilmkänguru herumsprang.
    »Steh

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