Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
– ohne langes Herumgemache. Psychologie bringt nicht viel, wenn man sich mit einem sturen, sechshundert Pfund schweren Alligator oder einem schlecht gelaunten Riesenpython auseinandersetzen muss. In solchen Situationen muss man zupacken und schnell reagieren können. Lange Überlegungen sind da nicht erforderlich.
    Nach Mickeys Einschätzung war der Verstand von Jared Gordon etwa so schlicht wie der eines Reptils. Allerdings kam es selten vor, dass Reptilien bewaffnet waren und Bier tranken.
    »Noch eins!«, blaffte Jared Gordon. »Ich bin ’ne durstige Seele!«
    Es schien ihm nichts auszumachen, dass das Bier lauwarm war. Die meisten Menschen wären völlig hinüber gewesen, wenn sie so viel in sich hineingeschüttet hätten, doch Gordon stapfte unverdrossen hinter Mickey her. Wenn Mickey einen Blick über die Schulter warf, sah er jedes Mal den auf seinen Rücken gerichteten Revolver.
    »Machen Sie bloß keinen Quatsch «, warnte ihn Tunas Vater.
    »Fiel mir nicht im Traum ein.«
    Jetzt waren sie schon eine ganze Weile unterwegs. Bald würde die Sonne untergehen. Mickey hoffte, dass Link mittlerweile zu Sicklers Anlegestelle zurückgekehrt war und dass Wahoo und Tuna in Sicherheit waren.
    In der Ferne waren mehrere Sumpfboote zu hören – der Suchtrupp, der in den Sumpf ausschwärmte. So erfreulich das Geräusch auch war – Anlass zum Jubeln gab es Mickey nicht. Mit Einbruch der Dunkelheit verringerten sich die Chancen, gefunden zu werden. Die nächtlichen Everglades waren ein unübersichtliches Labyrinth, in dem man nur mit viel Glück jemanden aufspüren konnte.
    Das Motorengeräusch der Boote schien eine ernüchternde Wirkung auf Tunas Vater zu haben. Seine Schultern verkrampften sich, seine Schritte wurden schleppend.
    »Das läuft gar nich’ gut«, knurrte er.
    Zu Beginn seiner Sauftour war Jared Gordon der Plan, seine ausgerissene Tochter mit vorgehaltener Waffe einzufangen, absolut brillant vorgekommen. Allmählich hatte er den Eindruck, einen großen Fehler gemacht zu haben.
    »Früher oder später werden sie uns finden«, sagte Mickey. »Das steht fest.«
    »Halten Sie die Klappe!«
    Jared Gordon hatte kein Interesse mehr daran, Tuna zu erwischen. Ihn interessierte nur noch, wie er entkommen konnte.
    »Nur damit Sie’s wissen«, stieß er hervor, »ich geh nich’ in den Knast.«
    »Werden Sie wohl müssen, wenn man Sie mit dem Revolver in der Hand schnappt.«
    »Wie weit isses bis zum Highway?«
    »Zu weit«, erwiderte Mickey, »viel zu weit. Zu Fuß kommen wir da nie hin.«
    Tunas Vater stieß ihm den Revolverlauf in den Rücken. »Macht nix. Ich hab immer einen Plan B.«
    » B wie Bier , oder was?«
    »Ha! Sie sind das Ticket, mit dem ich hier rauskomme. Hätten Sie nich’ gedacht, was?«
    »Hier kommen Sie nicht raus«, sagte Mickey. »Die Cops wissen, wer Sie sind.«
    »Spielt keine Rolle. Wenn die hier auftauchen, mach ich ihnen ein Angebot, dass sie nich’ ablehnen können: Ihr Leben gegen meine Freiheit.«
    »Sie haben zu viele Gangsterfilme gesehen.«
    Jared Gordon meinte es völlig ernst. »Ich werd’ Ihnen meinen Revolver gegen den Kopf pressen und eins der Boote verlangen, weil Ihnen sonst nämlich was passiert. Und darauf werden die Cops auch eingehen. Die würden nämlich echt blöd dastehen, wenn sie zulassen, dass ich Sie erschieße. Stimmt’s?«
    »Und wie soll’s dann weitergehen?«, fragte Mickey.
    »Sobald wir das Boot haben, bringen Sie mich zum Highway.« Er meinte den U.S. Highway 41, den sogenannten Tamiami Trail.
    »Und dann?«
    »Dann adios.« Jared Gordon grinste selbstgefällig. »Sie setzen mich irgendwo ab und ich kratz die Kurve. Auf die Bahamas oder so. Hab mal im Fernsehen was über Harbour Island gesehen. Da kann man auf Pferden über den Strand reiten. Und der Sand is’ angeblich ganz weiß. Könnte mir gefallen.«
    »Und was ist mit Ihrer Tochter?«
    »Oh, die kriegt später ihr Fett ab, wenn ich zurückkomme. Die ist schließlich schuld an dem ganzen Schlamassel.«
    Mickey hatte nicht die Absicht, Jared Gordon entkommen zu lassen, machte aber gute Miene zum bösen Spiel.
    »Wir sollten ein Feuer anzünden«, schlug er vor. »Dann finden sie uns schneller.«
    »Von mir aus.«
    Ein Stück vor ihnen stand eine Gruppe von Bäumen. Als sie dort angelangt waren, machte Mickey sich auf die Suche nach trockenem Holz, doch der Regen hatte alles völlig durchnässt. An einer Stelle war die Erde aufgewühlt worden, möglicherweise von einem Tier. Plötzlich stieß

Weitere Kostenlose Bücher