Echte Biester: Roman (German Edition)
der Nähe von Beulah auf die Erde. Mit erhobenem Kopf glitt die Schlange langsam auf ihn zu, während ihre seidige Zunge rasch vor- und zurückschnellte.
Mickey grinste. »Wann bist du denn das letzte Mal gefüttert worden?«
Diese Frage beantwortete Beulah, indem sie sich in Mickeys linken Fuß verbiss und einen Teil ihres muskulösen Körpers um seine Beine wickelte.
»Nun mal sachte, Prinzessin«, sagte er.
Beulah umschlang ihn noch weiter. Schnell verschränkte Mickey die Arme vor der Brust, damit ihm nicht der Brustkorb eingedrückt wurde, doch Beulah war extrem kräftig und er in schlechter Verfassung.
»Wahoo!«, schrie er. »He!«
»Was ist?«, rief Wahoo aus dem Haus.
»Beweg mal deinen Hintern hierher!«
Die Schlange kaute an Mickeys Fuß herum, als wäre er ein Kaninchen. Mickey hütete sich, Widerstand zu leisten, denn das würde nur dazu führen, dass sie noch fester zudrückte.
Wahoo kam angerannt. Als er sah, was Beulah mit seinem Vater machte, schrie er: »Nicht bewegen!«
»Guter Witz«, keuchte Mickey. »Ich wollte gerade ein Tänzchen machen.«
»Was zum Teufel ist passiert?«
»Du hast vergessen, sie zu füttern. Das ist passiert.«
»Bestimmt nicht! Sie hat letzte Woche was bekommen. Ich schwör’s, Pop.«
»Und was hast du ihr gegeben? Einen Joghurt? Sieh dir das arme Mädchen doch mal an. Sie ist völlig ausgehungert!«
Wahoo befürchtete, dass sein Dad recht hatte. Bei ausgewachsenen Pythons lagen oft Wochen zwischen den Mahlzeiten. Vielleicht hatte er wirklich vergessen, sie zu füttern.
»Hol den Punktpunktpunkt-Bourbon«, sagte Mickey, »und zwar schnell.« Er rang bereits nach Atem.
Wahoo rannte in die Küche zurück und schnappte sich die Flasche Whiskey, die sein Dad für solche Notfälle immer im Haus hatte. Pythons verfügen über lange, gebogene Zähne, die sich nicht leicht von ihrer Beute lösen lassen. Am schnellsten bringt man sie dazu loszulassen, indem man ihnen etwas Heißes oder Unangenehmes ins Maul gießt.
Im Gegensatz zu Menschen haben Schlangen keine Geschmacksknospen auf der Zunge. Folglich hasste Beulah nicht den Geschmack des Bourbon, sondern das Brennen, das er hervorrief. Wahoo kniete sich hin und arbeitete sich durch die muskulösen Windungen, bis er zum Kopf der Schlange vorstieß, die den Fuß seines Vaters bereits halb verschlungen hatte.
»Du hast noch nicht mal Schuhe angezogen?«, fragte Wahoo.
»Nun mach schon«, ächzte Mickey.
Nachdem Wahoo die Flasche aufgeschraubt hatte, träufelte er Beulah die braune Flüssigkeit in den Hals. Nach wenigen Sekunden fing die Schlange an zu zucken. Dann zischte sie laut, löste ihre Beißerchen von Mickeys Fuß und spuckte aus. Mickey verhielt sich ruhig, während Wahoo sich daranmachte, das Reptil von ihm abzuwickeln.
Beulah leistete keinerlei Widerstand, sie hatte alles Interesse daran verloren, Wahoos Vater zu verspeisen. Der Alkohol im Bourbon war so unangenehm, dass sie in einem fort angewidert das Maul aufriss.
Es dauerte einige Minuten, bis Mickey wieder zu Atem kam und seine Beine richtig durchblutet wurden. Immerhin schaffte er es, neben Wahoo herzuhumpeln, als sie die riesige Schlange in ihren Behälter zurücktrugen. Dann gingen sie ins Haus, um Mickeys Fuß zu versorgen, der aussah wie ein purpurrotes Nadelkissen.
»Hast du sie wirklich gefüttert? Sag die Wahrheit, Junge.«
»Ich muss es vergessen haben«, gab Wahoo kleinlaut zu.
»Ich hab dir doch schon hundert Mal gesagt, dass sie im Frühling aktiv werden und dann ausgesprochen fresslustig sind.« Stöhnend legte Mickey sich auf die Couch.
»Tut mir wirklich leid, Dad.«
»Wenn wir hier fertig sind, holst du ihr sofort ein paar große fette Hühnchen aus der Tiefkühltruhe. Brat sie aber gut in der Mikrowelle durch, ja? Eis am Stiel mögen Pythons nämlich nicht.«
»Zu Befehl, Sir.«
Wahoo drückte eine ganze Tube antiseptische Salbe auf den Fuß seines Vaters und verteilte sie mit einem Buttermesser über die unzähligen kleinen Einstiche, die die Zähne hinterlassen hatten. Pythons waren glücklicherweise nicht giftig. Trotzdem konnte ihr Biss zu einer schlimmen Infektion führen.
»Tut mir leid«, sagte Wahoo noch einmal. »Das ist alles meine Schuld.«
»Lass gut sein. Jeder macht mal einen Fehler«, erwiderte sein Dad. »Außerdem hätte ich mit einer Schlange von der Größe auch nicht spielen dürfen, als wäre sie ein netter kleiner Pudel.«
»Halt still, Pop.«
Mickey starrte zur Decke hoch. »Hör mal, ich weiß,
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