Echte Männer
Clowns verkleidet vor Publikum die Mösen rasieren, während sie mit Torten beworfen werden. Als Liebhaber dieser Spielart braucht man schon einiges Equipment. Im Obergeschoss werden auf Bildschirmen allerhand erotische Filme vorgeführt, die so geschnitten sind, dass man eigentlich nichts sieht. Und immer dann, wenn ich mal etwas Erregendes entdeckt hatte, stand garantiert eine kichernde 5 0-jährige Amerikanerin neben mir, die ihre Tasche knetete, als wäre sie eine silikongefüllte und zu besamende Titte in einem dieser Pornofilme. Wirklich erwähnenswert aus der Filmabteilung erscheint mir nur ein Lehrvideo, dank dessen Hilfestellung ich jetzt weiß, dass man auch mit über 60 noch auf dem Kopf stehend zum Orgasmus kommen kann – obwohl mir das ehrlich gesagt bereits heute zu anstrengend ist.
Gleich darauf wird etwas gezeigt, das den Amerikaner wirklich interessiert: Fortschritt, Technik, Maschinen. Angefangen vom ersten Vibrator (groß wie eine Stahlkeule, hoffentlich sollte dieses Ding lediglich an der Klitoris vibrieren und nicht vaginal oder anal eingeführt werden) bis hin zur vollautomatischen, internetgesteuerten Rammelmaschine, einem Gynäkologenstuhl mit rotierendem und stoßendem Riesendildo, Brustwarzenklemmen und einem Monitor, auf dem dann hoffentlich etwas zu sehen ist, das einen vom industriellen Charmedieses Folterinstruments ablenkt. Für euch Jungs gibt es ein Ganzkörper-Ledergeschirr mit vibrierendem Penisfutteral und Dutzenden Kabeln, Drähten und Sensoren, mit dem jeder Heinz-Rüdiger zu einem spacig geilen Fick-Cyborg mutiert.
Bizarr ist diese Ausstellung, manchmal politisch überkorrekt, in den besten Abteilungen interessant, aber eines nie: sexy. Während ich mir in Kopenhagen mit feuchtem Höschen auf der Unisextoilette eine Sightseeing-Pause gönnte und nachprüfte, ob das Klischee des blonden, großen, erotisch aufgeschlossenen Dänen wirklich stimmte (und der noch drei Tage lang zu sehende Abdruck des Wasserhahns auf meinem Hintern spricht dafür), ist im New Yorker Museum das Heißeste der schwarze Mitarbeiter an der Kasse. Aber an dem hing leider keines der «touch here please»-Schilder.
Oversexed & underfucked
Da gibt es diese wunderbar erotische Szene in
Der Duft der Frauen:
Der blinde Al Pacino tanzt mit einer blutjungen Fremden auf eine Art und Weise Tango, dass man es kaum abwarten kann, wie sich sein Knie im langen Vorwärtsschritt zwischen ihre nylonbestrumpften Beine schiebt. Und dann diese andere Szene, die sich in schlaflosen Nächten oft in meine Phantasien drängt: die leicht verwackelte, reißerische Reportage eines Privatsenders, in der eine eher unattraktive nackte Frau in einem Swingerclub zu sehen ist, die dem Reporter kurzatmig erklärt, wieso sie sich so gerne hier auf der Spielwiese die Möse lecken lässt, und die sich dann ihre Vorstadt-Dauerwelle aus der Stirn pustet.
Beides macht mich an, obwohl die Qualität und der Grad der Erotik nicht unterschiedlicher sein könnten. Sex muss für mich nicht immer mörderromantisch und hollywoodartig sein. Einfach ficken ist auch nett. Auch mit Vorstadt-Dauerwelle. Eine sexy Atmosphäre beflügelt und macht Spaß. Hier und da ein geiles Detail, ein Busenansatz, ein schlüpfriger Kommentar, und schon vibriert alles. Ich bin ein großer Fan von dem unbestimmten Kribbeln zwischen zwei Blicken, von High Heels beim Behördenbesuch oder einer genießerischen Geste dort, wo vielleicht keine sein dürfte. Und von derartigen Anregungen und Appetizern gibt es eine Menge.
Wer sehen will, wie es in thailändischen Swingerclubs zugeht, braucht keine 15 Stunden Flug in Kauf zu nehmen, er schaltet einfach Viva oder MTV ein, und schonhat er sie, die minderjährigen, bestrapsten Bootie-Queens des Gewerbes, die nur noch pro forma «Yeah yeah» ins Mikro hauchen. Die Cover der Fernsehzeitungen unterscheiden sich nur durch den fehlenden Dildo von Pornoblättern, und in jedem Provinzsportstudio kann die geneigte Hausfrau strippen oder Tabledance lernen. Für Sex-Fans doch
eigentlich
paradiesisch.
Eigentlich
müsste man doch dauerwuschig sein bei so viel Anregung. In jedem Busch müsste sich ein wildverkeiltes Pärchen tummeln, und die Ehebetten müssten in einem Dauerquietschen den ununterbrochenen Vollzug verkünden.
Und prompt schreien auch die Moralapostel auf. Wenn das die Jugend sieht! Die arme, dumme, so leicht zu verwirrende Jugend! Das ohnehin noch weiche Pubertätsgehirn völlig zermatscht vom Anblick einer erigierten
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