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Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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ich mich gebückt habe, um die Flasche zu holen.«
    Er versuchte, sie zum Lachen zu bringen, aber wahrscheinlich hatte er gerade das Schlimmste gesagt, was er hätte sagen können, denn ihr stiegen erneut Tränen in die Augen.

    »Hör sofort auf!«, wies er sie an, drehte sich für vierzig Sekunden um und stellte ihr, als er sich ihr wieder zuwandte, einen großen Gin Tonic und eine Schachtel Papiertaschentücher hin.
    Remy nahm den Gin und schlug die Taschentücher aus.
    »Und jetzt erzähl mir alles.«
     
    Für jemanden, der problemlos drei Stunden am Stück reden konnte, ohne auch nur zum Luftholen innezuhalten, war er ein guter Zuhörer. Er zog immer die passenden Mienen, zeigte sich überrascht, wütend, teilnahmsvoll. Und als sie stammelnd zum Ende kam und sich fühlte, als hätte sie während des Redens etliche Pfunde verloren, ergriff er schließlich das Wort.
    »Du fühlst dich hundeelend, das ist mir klar, aber zumindest hat er es dir gesagt, Süße. Ich kenne eine Menge Schwule, die sich in heterosexuellen Beziehungen verstecken, manche sind sogar verheiratet und haben Kinder, und ihre Frauen haben nicht den blassesten Schimmer, dass ihre Typen, wenn sie am Donnerstagabend mit ihren Kumpels um die Häuser ziehen, in Wahrheit ein Date mit ihren Kumpels haben.«
    »Ja, aber woher soll ich wissen, dass mir nicht genau das Gleiche widerfahren ist? Er behauptet zwar, er hätte mich nie betrogen, aber woher soll ich wissen, dass er die Wahrheit sagt?«
    »Jetzt hör aber auf, Darling, er war doch wohl immer ziemlich straight zu dir, oder nicht…?« Als er sich genau in diesem Augenblick dessen bewusst wurde, was er soeben gesagt hatte, presste er sich erschrocken die Hand auf den Mund und murmelte eine zerknirschte Entschuldigung. »Oh, mein Gott, es tut mir ja sooo leid. So habe ich es nicht gemeint …«
    Aber da sah er, dass Remy nicht weinte, sondern lachte.

     
    Um zehn Uhr musste Connie einen anderen Barkeeper herbeiordern, weil Aidan und Remy sich betrunken in eine Ecke zurückgezogen hatten.
    Sie hatten fast eine ganze Flasche Gin geleert, ohne sonderlich viel Tonic dazuzukippen, und waren eifrig dabei, sich in jener Weise die Welt schönzureden, die lediglich Volltrunkenen vergönnt ist.
    »Du weißt, warum schwule Beziehungen meistens nur kurze Zeit halten, oder?«
    »Keinen Schimmer.« Remy zuckte die Achseln; ihre Stimme klang bitter.
    »Weil Männer auf Dauer keine Männer ertragen. Nur Frauen scheinen das zu schaffen. Nur Frauen ….«, wiederholte er mit lauter werdender Stimme. »Nur Frauen werden mit einem Haufen wie uns fertig. Falls es dich ein bisschen aufheitert: Simon wird da draußen eine harte Welt vorfinden. Das Dasein in der Schwulenszene ist keine smarte Fahrt mit der Achterbahn.«
    Remy ließ sich diese Theorie durch den Kopf gehen und kam zu dem Schluss, dass sie sie in keiner Weise aufheiterte.
    Sie war sauer auf Simon, ja sogar richtig wütend, doch gleichzeitig empfand sie immer noch starke Zuneigung für ihn, die sich nicht einfach über Nacht per Knopfdruck abstellen ließ, und jemandem, für den man tiefe Zuneigung empfand, wünschte man nichts Schlechtes.
    »Vielleicht glaubt er nur, dass er schwul ist. Weißt du, wie es ist, wenn du dir irgendetwas verkneifst? Dann willst du das, was du dir verkniffen hast, nur umso dringender, und wenn du es schließlich hast, nach Wochen, Monaten oder Jahren, in denen du der Verlockung widerstanden hast, ist es eine Enttäuschung, weil die Vorstellung, die du davon in deinem Kopf hattest, verlockender war als die Realität. Es könnte doch sein, zumindest theoretisch, dass Simon, wenn er einmal die Gelegenheit
gehabt hat, sich auszuleben, feststellt, dass er doch nicht schwul ist.« Er machte eine kurze Pause und fragte dann: »Würdest du ihn dann zurückhaben wollen?«
    »Ja«, antwortete Remy spontan, doch im nächsten Augenblick runzelte sie verdutzt die Stirn, als sie sich bewusst wurde, dass sie zwar ja sagte, dabei aber den Kopf schüttelte.
    »Wenn ich je einen freudschen Versprecher gehört habe, dann den«, stellte Aidan lachend fest.
    »Ich bin im Moment ein wenig verwirrt.«
    »Ein bisschen wie er in eurer Beziehung, also … Vielleicht könntest du mich mal mit ihm bekannt machen?«
    Remy versuchte zu lachen, doch sie scheiterte kläglich.
    Es fiel ihr immer noch schwer zu begreifen, was das Ganze bedeutete.
    Der Mensch, von dem sie geglaubt hatte, ihn in- und auswendig zu kennen, war gar nicht dieser

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