Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
schaurig-abgedrehten Vorsatz aufgegeben, ausschließlich mit durchgeknallten Musikern anzubändeln?«
»Offenbar. Er heißt Edward Harrington-Jones, sehr angesehen.«
»Hat Alex ihn schon kennengelernt?«
Remy nickte. »Als sie Emma letzten Monat in New York besucht hat. Offenbar ist er ein typischer Bostoner, aber absolut angenehm.«
»Wer hätte das gedacht. Die kleine Wilde ist sesshaft geworden. Als Alex mir erzählt hat, dass sie nach New York gezogen ist, dachte ich mir, wie gut das doch zu ihr passt. Sie ist einfach so wie Carrie Bradshaw…«
»Ja, und sie hat ihren Mr. Big gefunden.« Remy seufzte und
machte einen Schmollmund. »Ich hatte noch nie einen Mr. Big. Ich hatte immer nur einen Mr. Medium.«
Aidan verschluckte sich lachend an seinem Gin. »Die Welt liegt dir jetzt zu Füßen, meine liebe Remy. Ich weiß, dass es hart ist, einen Korb zu bekommen, und dass du dich jetzt fühlst, als würdest du mit einem schmerzenden Herzen und einem dicken Fußabdruck auf dem Hintern herumlaufen …«
»Und einem fett eintätowierten ›Ausgemustert‹ auf der Stirn.«
»Aber sobald das alles abgeklungen ist, bieten sich dir endlose Möglichkeiten. Und wie toll ist das? Du kannst losziehen und nach Mr. Perfect Ausschau halten, und im Laufe der Suche testest du Mr. Big und Mr. Even Bigger und sogar Mr. Oh-mein-Gott-ist-der-riesig, wie soll ich den nur bewältigen!«
Remy brüllte vor Lachen. Sämtliche Besucher der Bar drehten sich zu ihr um.
»Oh, klasse! Was soll’s, dass Simon mir das Herz gebrochen hat; jetzt bekomme ich endlich die Gelegenheit, mir einen Typen mit einem dickeren Schwanz zu suchen.«
»Remy Daniels!«, protestierte Aidan und tat so, als wäre er schockiert. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so unverblümt sein kannst.«
»Und ich hätte nie gedacht, dass mich mein Mann wegen eines anderen Mannes verlässt.«
»Findest du es in gewisser Weise nicht sogar irgendwie ein bisschen besser, als wenn er dich wegen einer anderen Frau verlassen hätte?«
»Wie soll ich das denn verstehen?«
»Na ja, zumindest musst du dich nicht ständig fragen, was er hat, das du nicht hast.«
»Mein Gott, wie recht du hast.«
»Mein Gott«, wiederholte Aidan und stöhnte, als Remy ihm
den restlichen Gin in sein Glas kippte. »Morgen früh werde ich sterben. Zum Glück muss ich morgen nicht arbeiten.«
»Du bist morgen nicht da?«, fragte Remy und runzelte enttäuscht die Stirn.
»Ich habe vier Tage frei«, erwiderte Aidan mit einem Hauch von Selbstgefälligkeit und seufzte zufrieden. »Na ja, wirklich frei hab ich nicht. Ich habe einen Auftrag zu erledigen.«
Abends Kellner und tagsüber ein frustrierter Modedesigner, hatte Aidan endlich herausgefunden, worin seine wirkliche Stärke lag, nämlich darin, Träume in Weiß zu kreieren - genauer gesagt fertigte er maßgeschneiderte Hochzeitskleider an.
»Für Victoria und David Beckham aus Warwickshire.«
»Oh, wie schön für dich.«
»Ja, es geht bergauf für mich!«, rief er fröhlich. »Na ja, genau genommen eher nach unten, ich werde nämlich säumen. Aber damit bin ich in einem Tag fertig, den Rest der Woche habe ich frei.«
»Und ich«, lallte Remy und erhob ihr Glas zum Toast, »habe den Rest meines Lebens frei.«
»Was soll das denn heißen?«
»Ich habe heute gekündigt.«
»Du hast gekündigt!«
Remy nickte entschieden.
»Na ja, Simon hat festgestellt, dass er Frauen im Grunde nicht wirklich mag, und ich habe festgestellt, dass ich meinen Job nicht wirklich mag. Wenn er also nach vorne blicken und sich weiterentwickeln kann, dann kann ich das auch. Mein Problem ist nur, dass ich nicht so richtig weiß, wohin ich blicken und wie ich mich weiterentwickeln soll … wohingegen er…«
»Wohingegen er was?«, drängte Aidan sie fortzufahren, als Remy innehielt, um sich einen weiteren Schluck Gin zu genehmigen.
»Wohingegen er nach vorne blickt und einen Mann namens Jonathan ins Visier nimmt. Stell dir bloß vor, Aidan, was ich demnächst immer erwidern muss, wenn es heißt: ›Hi, Remy, wo ist denn deine andere Hälfte?‹ ›Oh, hast du es noch nicht gehört? Er hat mich wegen eines Mannes namens Jonathan sitzen lassen‹.«
»Ach, Schätzchen, du hast doch wohl genug um die Ohren, um dich nicht auch noch um das Gerede anderer Leute zu scheren.«
»Keine Sorge, Aidan, das werde ich auch nicht. Ich werde mir um gar nichts Sorgen machen«, verkündete sie mit dem Selbstvertrauen, das allen Sturzbetrunkenen zu eigen ist. »Wenn dir so
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