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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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dem Zelt. »Dann wirst du das jetzt aushalten müssen.«
    Panisch sah sie zu Tom und streckte ihre freie Hand nach ihm aus.
    »Bitte, bitte …«, jammerte sie.
    Mit einem Ich hab´s doch gewusst - Gesichtsausdruck schnappte er sich einen Stuhl und setzte sich direkt neben sie. Trotz seiner Schadenfreude ergriff er ihre Hand unerwartet zärtlich und rieb ihr beruhigend über den Handrücken. »So schlimm ist es nicht.«
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, stieß die Nadel das erste Mal durch ihre Haut und ritzte sich an ihrem Unterarm entlang. Sofort trieb ihr der Schmerz Tränen in die Augen.
    »Alter, du bist ein verdammt schlechter Lügner«, zischte sie durch die Zähne und sog scharf Luft ein, als die Outline weiter bis zu ihrer Armbeuge gezogen wurde. Die erste Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange und Tom fing sie vorsichtig mit dem Finger auf.
    »Hey, sieh mich an.« Er drückte fest ihre Hand. »Du schaffst das.«
    Sie konzentrierte sich auf seine Augen und versuchte den Schmerz auszublenden, doch je näher Georg die Nadel wieder an ihr Handgelenk führte, desto mehr brannte es. »Fuck! Tut das weh!« Erneut rann eine Träne über ihre Wange. Wieder strich Tom sie vorsichtig weg und beugte sich näher zu ihr.
    »Das liegt nur an deiner schlechten körperlichen Verfassung«, flüsterte er und sie spürte sein Grinsen an ihrem Haaransatz. Seine Stimme, so nah an ihrem Ohr, sorgte abermals für eine wohlige Gänsehaut und ein weiterer Schauer überkam sie, als er direkt an ihrer Haut einatmete. Dann hauchte er ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe. Wie ein Stromschlag durchzog es ihren Körper und traf sie direkt ins Herz. Sie wandte sich ihm zu, war seinem Gesicht ganz nah und ließ sich aufsaugen von seinem Blick. Die Schmerzen in ihrem Arm wurden nicht weniger, aber in diesem Moment konnte sie jegliche Folter ertragen. Nichts war mehr wichtig, nur, dass Tom an ihrer Seite war, zählte noch.
     
    Staunend stand Nina vor dem Zelt, indem sie gerade noch Höllenqualen durchgestanden hatte und betrachtete, wie das Blut sich langsam aus ihrem frischen Tattoo drückte und sich unter der Folie verteilte.
    »Pass gut auf deine Süße auf«, hörte sie Georg sagen.
    »Klar«, antwortete Tom und die beiden Männer verabschiedeten sich mit einem freundschaftlichen Handschlag. Ehe sie sich versah, stand er auch schon wieder bei ihr.
    »Und, alles klar?« Wieder strich er ihr sanft über den Rücken und diesmal schmiegte sie sich in seinen Arm. Er weitete seine Berührung bis auf ihre Schulter aus und drückte sie an sich.
    »Du hast mich ziemlich beeindruckt«, murmelte er in ihr Haar. »Ich hab wirklich nicht damit gerechnet, dass du das durchziehen würdest.« Vorsichtig fasste er ihr Handgelenk und begutachtete Georgs Werk.
    »Willst du die Wahrheit hören?« Sie legte den Kopf nach hinten, um ihn ansehen zu können. »Wärst du nicht da gewesen und hättest meine Hand gehalten, hätte ich gekniffen.«
    Er lachte. »Ernsthaft?«
    Sie nickte und reckte sich näher an sein Gesicht. »Danke«, murmelte sie und küsste ihn auf die Wange. Seine Umarmung festigte sich und hielt sie in dieser Position. Mit dem Daumen strich er sanft über ihre Narbe unter dem Auge und sein Blick verlangte eindeutig nach mehr als nur einem Küsschen auf die Wange. Angenehme Nervosität kroch ihr den Nacken hinauf und sie hob die Hand, um ihm durchs Haar zu fahren. Es fühlte sich weicher an als sie dachte. Er beugte sich weiter zu ihr herunter und seine Haarspitzen kitzelten sie an ihrem Arm, verschafften ihr ein angenehmes Kribbeln. Mit der Nase stupste er gegen ihre. Sie schloss erwartend die Augen, öffnete ganz leicht den Mund und hielt es kaum noch aus. Endlich, nach quälenden Millisekunden, spürte sie seine Lippen auf ihren. Erst berührte er sie ganz sachte, fast so, als könnte sie zerbrechen. Dann wurde er forscher, schmiegte sich an ihren Mund und sein leichter Bart kratzte an ihrer empfindlichen Haut. Schließlich stieß sie mutig mit ihrer Zungenspitze gegen seine Unterlippe, sie wollte ihn schmecken und noch mehr von ihm spüren. Viel mehr!

 
    Kapitel 3
     
    Erneut presste Nina schmerzverzerrt ihre Lippen aufeinander und war versucht, ihren Arm aus Toms festem Griff zu winden. Doch er zeigte kein Erbarmen. Mit Sorgfalt tupfte er mit einem weichen Einweghandtuch ihren Unterarm trocken. Sie entspannte sich schlagartig, als er das Tuch beiseitelegte und die Ringelblumensalbe zwischen den Furchen des Schlafsackes

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