Ed King
»Großartig«, sagte Walter. »Also, ich will Sie nicht auf die schiefe Bahn führen, aber darf ich Ihnen etwas anderes als einen Softdrink anbieten?«
»Ich trinke das Gleiche wie Sie. Ein Pint.«
»Sie meinen ein Bier.«
»Wenn Sie das als Bier bezeichnen, ja, vielen Dank – ein amerikanisches Bier aus einer amerikanischen Dose.«
Er holte ihr ein Bier. Sie gingen nach draußen und setzten sich auf die Veranda, wo sie dem Rauschen der Wellen lauschten und den Großen Wagen betrachteten. Walter bewunderte, wie Diane ihre Knie aneinanderdrückte, um ungewollte Blicke auf ihren Slip zu verhindern. Ihm fiel auf, was für phantastische Beine sie hatte, schlanke Jungmädchenbeine. »Sie haben einen kräftigen Schluck«, sagte er. »Bestimmt war Ihr letztes Jahr auf der Highschool großartig.«
»Und ob. Tipptopp, Walter.«
»Sie hatten Verabredungen, sind auf Partys gegangen, mit Freunden losgezogen.«
»Ich habe bei allem mitgemacht, ja. Nichts ausgelassen, könnte man sagen. Ich habe mein Auslandsstudienjahr wirklich genossen.«
Walter ging ins Haus, um das restliche Bier aus dem Kasten zu holen, den er nachmittags in Friday Harbor gekauft hatte. Er fühlte sich wieder wie ein Teenager, dessen leicht zu durchschauende Absicht es war, sein hübsches Date betrunken zu machen. »Mitgemacht«, dachte er. »Nichts ausgelassen, genossen. Das Mädchen redet von Sex.«
Als er zurückkam, sagte Diane: »Der Sternenhimmel erinnert mich an zu Hause. Ich habe oft die Sterne betrachtet, weil ich nichts Besseres zu tun hatte.«
»Sie sind eine Romantikerin, Diane. Versuchen Sie es einmal damit: Schauen Sie sich das Mondlicht an, wie es auf dem Meer glitzert.«
Sie sah hinaus. Dann lehnte sie sich zurück, stützte sich mit den Handflächen ab und legte den Kopf zur Seite, um bequemer in den Himmel hinaufschauen zu können. Fast hätte Walter gesagt: »Darf ich dich küssen, Diane?« Stattdessen sagte er: »Sie sind sehr klug für Ihr Alter. Ungewöhnlich reif. Für jemanden, der gerade die Highschool hinter sich hat.«
»Hier«, sagte sie. »Aber zu Hause bin ich nicht einmal Durchschnitt.«
»Das glaube ich nicht.«
»Schmeicheleien nützen gar nichts.«
Walter zuckte mit den Schultern, als fühlte er sich ertappt. »Wechseln wir das Thema«, sagte er. »Ich wollte Sie sowieso etwas fragen. Haben Sie unsere Einwanderungsbehörde mit Ihrem unwiderstehlichen englischen Charme überzeugen können? Wenn nicht, könnte ich vielleicht dabei behilflich sein.«
Sie hatte die Einwanderungsbehörde nicht überzeugen können. »Ich arbeite aber daran«, versicherte sie ihm. »Aber, bitte, lassen Sie uns von was anderem reden.«
»Das ist Ihr Ferienwochenende. Da möchten Sie nicht an die harte Realität erinnert werden, stimmt’s? Na denn, lang lebe die Königin oder was immer man bei Ihnen sagt. Trinken Sie.«
Sie kippte ihr Bier in langen Zügen, bei denen sich ihr hübscher Kehlkopf hob und senkte. Er hielt ihr sogleich ein neues hin.
»Vielen Dank«, sagte Diane. »Nicht heute Abend, nein.« Sie grinste verschmitzt, erhob sich und kreuzte die Beine. »Walter«, sagte sie. »Walt. Wally. Ich muss zur Toilette. Entschuldigung.«
Walter überlegte, was »Wally« zu bedeuten hatte, während er ihrem kräftigen Strahl lauschte. Als sie von der Toilette kam, brachte sie die Bierdosen zur Spüle und bückte sich im Licht der Küchenstrahler nach einem Geschirrtuch, das unter den Schrank gerutscht war. Das dichte herabfallende Haar, die braunen Beine, die flinken Hände, der Schatten ihres Mädchen-BHs unter dem karierten Kleid – ganz plötzlich spürte Walter eine Panik, die ihm aus seiner Jugend vertraut war, inseinem Kopf und seiner Brust. »Vielleicht«, dachte er, »ist das Spiel eröffnet, und sie wartet nur darauf, dass ich den ersten Schritt mache, vielleicht aber fängt sie auch an zu schreien, wenn ich es tue.« Wie auch immer er die Sache betrachtete, eines war sicher – das junge Ding hatte ihn in der Mangel. »Hat Spaß gemacht«, sagte Diane. »Gute Nacht.«
Später lag er, von lästigen Fliegen umschwirrt, im Loft und masturbierte, während er sich Diane vorstellte, die sich ihm in Unterwäsche sehnsuchtsvoll entgegenstreckte.
Das Spiel von Flirten und Verführung, das sich in den kommenden Tagen sowohl auf San Juan Island als auch zu Hause in Greenwood entspann, enthielt alle üblichen Elemente: zweideutige Bemerkungen, verbalen Schlagabtausch, gespannte Unruhe, ängstliche Erregung, angehaltenen
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