Ed King
hatten: »Die hatte sich doch damals mit diesem Franzmann eingelassen, nicht wahr?«, oder: »Dieser Matrose war bei der Handelsmarine und ein Saufbold.« – »Lauter solche Sachen«, sagte Diane zu Walter, worauf er erwiderte: »Das war aber nicht nett. Das war einfach nur rücksichtslos.«
Als Nächstes klagte sie über ihre »Mum«, die sich damals ihren schändlichen Lebensunterhalt verdient habe, indem sie sich jedem dahergelaufenen Kerl hingab, und noch etwas dazu, indem sie für vornehme Herrschaften geputzt habe. Aber sie konnte weder hier noch dort ihre Kundschaft halten, lebte von der Fürsorge und ging kaum noch aus dem Haus, um so besser das Telefon und die Nachbarn im Auge behalten zu können. Wenn sie doch einmal vor die Tür musste, donnerte sie sich auf »wie eine Dirne aus einer Gilbert-und-Sullivan-Oper«, und obwohl sie unter Ischiasschmerzen litt, richtete sie sich in der Gegenwart von Männern kerzengerade auf, als könnte sie bei ihnen landen. Konnte sie aber nicht, und Diane musste ihrer Mum zuhören, wie sie sich endlos darüber ausließ, und ihr in allem recht geben, besonders was ihre noch verbliebenen Reize betraf, und für sie die Aschenbecher leeren, die Töpfe schrubben, die Toilette reinigen und auf dem Sofa schlafen, wenn die Zimmer untervermietet waren, bis sie zuletzt, weil man ihre Dienste für selbstverständlich hielt, weggegangen war.
»Diane, hier hält niemand deine Dienste für selbstverständlich«, sagte Walter. »Ich würde dich niemals für selbstverständlich halten.«
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, aus Dankbarkeit, wie er dachte. Walter spürte, dass er am Zug war, aber er machte sich wegen des Nudelsalats Sorgen um seinen Atem. Deshalb zögerte er und überlegte, wie schlimm es wohl sein mochte, als Diane im selben Moment mit einer plötzlichen Bewegung auf ihn stieg. »Jesus«, sagte er.
»Oh, Walter.«
Es war nicht ganz einfach, über die Feuerwehrautos auf ihrem Pyjama hinwegzusehen – wie auch über die Vorstellung, mit einer Fünfzehnjährigen im Bett zu liegen –, aber Walter hielt sich nicht lange damit auf. Der Pyjama verschwand mit seiner Mithilfe, zuerst das Oberteil, dann die Hose. Sein Au-pair war nackt so geschmeidig und makellos, so jugendlich frisch und ganz anders als Lydia nach zwei Kindern, dass er, selbst als er sie auf den Rücken warf und sie zweimal fragte, ob sie sich sicher sei, genau wusste, dass er das Falsche tat. Es gab ein Wort dafür, Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen, doch er musste zugeben, dass ihn dies erregte. Er empfand moralische Skrupel, aber er schob sie beiseite.
Hatte sie moralische Skrupel? Sie schluchzte heftig, während er sich auf ihr bewegte, aber sie wehrte sich nicht oder bat ihn aufzuhören. Walter machte verbissen weiter, fest entschlossen, Diane zur Teilnahme zu bewegen, ein fester Druck ihrer Hände, ein leises Stöhnen, irgendein anerkennendes Signal für seine Fähigkeiten und seine gute Technik, aber irgendwie schien sie sich bis zuletzt elend zu fühlen. Das Schlimmste war ihr fast unmerklicher Orgasmus, bei dem sie fest die Augen zusammenkniff. Sie wand sich unter ihm wie ein verwundeter Vogel, und gleich nachdem es vorbei war oder noch kurz davor schluchzte sie erneut mit ruckartigen Bewegungen, die nach ihren Tränen und seinem Sperma rochen. »Diane«, sagte er, »alles in Ordnung?«
»Oh, Walter.«
Zu seiner Überraschung sagte sie kein Wort mehr und begann kurz darauf regelmäßig, mit einem ansteigenden Ton, durch die Nase zu schnarchen. Er hörte dem Geräusch fünfzehn Minuten lang zu, während er ihr mit der Hand über den Rücken und die Seiten strich undihre samtweiche Haut bewunderte. Aus Angst, eines der Kinder könnte zu ihm kommen, weckte er sie schließlich und bat sie, über den Flur zurück in ihr Zimmer zu gehen.
»Bitte mich darum, Walter.«
»Also gut«, sagte er. »Ich möchte nicht, dass du gehst, Diane. Aber um der Kinder willen ist es besser, wenn du jetzt gehst, bitte.«
Sie zog ihren Pyjama an und ging. Kurz darauf hörte er die Zeitung auf der Veranda landen und stand auf, um sie zu lesen. Die Franzosen warfen in Algerien das Handtuch, John F. Kennedy behandelte die Russen mit Samthandschuhen. Er bemerkte, dass er sich auf nichts konzentrieren konnte, weil er die ganze Zeit überlegte, ob es gerade ein Unglück gegeben hatte. »Keine Frage«, dachte er, »es ist eine Katastrophe. Am besten, ich mache der Sache gleich ein Ende und bekomme mich wieder in
Weitere Kostenlose Bücher