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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Wohnzimmers stand eine Anrichte, auf der sich Zierteller, Schalen, Krüge, Kerzenständer und Lampen drängten. Unten hatte sie zwei Schranktüren mit einer Reihe von Schubladen dazwischen. Ich öffnete die eine Tür, nahm einen Stapel Teller heraus und schob die Pistole und die beiden Magazine ganz nach hinten. Dann stellte ich die Teller wieder zurück und schloss die Tür.
    »Was ist mit der Tasche, Tommy?«
    »Welche Tasche?«
    »Die olivgrüne Umhängetasche, in der die Pistole war.«
    »Ach so, die hab ich verschwinden lassen. Viel zu auffällig, mit so ’ner Tasche rumzulaufen.«
    »Dann schon lieber mich mit ’ner Knarre bedrohen, was?«
    »War doch nur ’n Witz, Mann.«
    Tommy grinste.
    »Danke, dass du das machst, vor allem an so einem Tag.«
    »Der Tag, den du meinst, war gestern. Es ist inzwischen drei Uhr früh.«
    Tommy warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Whiskyflasche und schüttelte dann den Kopf, als hätte er es sich anders überlegt.
    »Wirst du hier bleiben, Ed?«
    »Ich muss das mit dem Haus regeln, sehen, was damit werden soll.«
    »Aber dann gehst du zurück in die Staaten?«
    »Ich denke schon. Ich hatte noch keine Zeit, mir das zu überlegen, Tommy. Erst den ganzen Tag die Beerdigung, dann den ganzen Abend Linda Dawson und jetzt du.«
    »Linda Dawson? Was wollte die denn?«
    »Kann ich dir nicht sagen.«
    »Lass dich da bloß in nichts reinziehen, Mann. Lass die Finger von der. Die bringt nur Ärger. Armes reiches Mädchen und Schwarze Witwe in einem.«
    »Ich kann schon selbst auf mich aufpassen.«
    »Na schön. Wenn du nicht hören willst, beschwer dich hinterher auch nicht. Noch was. Lass mich mal in die Werkstatt, Mann.«
    Inzwischen fand ich es leichter, einfach zu tun, was Tommy wollte, ohne ihn nach dem Grund zu fragen. Ich führte ihn durch die Küche, schloss die Hintertür auf, ging den Weg entlang und schob den Riegel an der hinteren Tür der Garage beiseite, in der mein Vater seine Werkstatt gehabt hatte.
    Drinnen stand ein Wagen unter staubdunklen Planen. Tommy zerrte an den schweren, alten Dingern, und gemeinsam kriegten wir sie schließlich weg.
    Darunter kam eine alte Limousine zum Vorschein, renngrün, mit schwungvollen Kurven, Heckflossen und hellbraunen Ledersitzen.
    »Wusst ich’s doch, dass der noch da ist«, sagte Tommy triumphierend. »Sonst ist ja auch alles unverändert.«
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Ein Amazon 122S. Ein Volvo, aus der Zeit, als das noch keine Familienkutsche war, die die Mama mit Kindern, Hunden und Einkäufen voll laden kann. Baujahr 1965, glaub ich. Hab mit deinem alten Herrn dran geschraubt.«
    »Ein schöner Wagen.«
    »Dein Alter war echt kein Engel, aber mit Motoren konnte er umgehen.«
    Nachdem Tommy Owens die Schule abgebrochen hatte, hatte mein Vater ihn als Lehrling in seine Autowerkstatt genommen. Während wir anderen noch büffelten, verdiente Tommy bereits Geld, kaufte sich eine Lederjacke und ein Motorrad und schleppte alle Mädchen ab. Dann geriet mein Vater in finanzielle Schwierigkeiten und musste die Werkstatt dichtmachen. Kurz darauf ging er eines Abends aus dem Haus und ward nicht mehr gesehen. Kurz darauf stellte ich fest, dass meine Mutter einen Liebhaber hatte, und ging meinerseits weg. Ich flog nach London, von da aus weiter nach Los Angeles, und dort blieb ich. Irgendwann zahlte ich meiner Mutter den Flug, damit sie mich besuchen konnte, und sie erzählte mir, es sei nichts Ernstes gewesen. Ich sagte, das gehe mich nichts an, und sie erwiderte, so wie mein Vater sie verlassen habe, habe sie jeden Trost gebraucht, den sie bekommen konnte, außerdem sei das alles längst vorbei. Ich gab ihr Recht und entschuldigte mich, und damit war die Sache erledigt. Aber ich kehrte nie mehr nach Hause zurück. Stattdessen sorgte ich dafür, dass sie mich jedes Jahr besuchen kam. Sie war bei meiner Hochzeit dabei, bei der Taufe meiner Tochter Lily und auch bei der Beerdigung. Lily hatte wirre blonde Locken und das falsche Blut, sie starb zwei Wochen vor ihrem zweiten Geburtstag. Danach zerbrach meine Ehe und ich ebenfalls, und meine Mutter hatte ich erst vor zwei Tagen wieder gesehen, in ihrem Sarg im Beerdigungsinstitut. Ich zog ihr den Ehering von der kalten Hand und schaute mir seine Innenseite an. Der Name meines Vaters, Eamonn, war darin eingraviert. Ich steckte ihr den Ring wieder an den Finger. Als ich sie auf die Stirn küsste, war es, als küsste ich einen Stein.
    Plötzlich war ich furchtbar müde. Tommy hing schon

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