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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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unter der Motorhaube und murmelte vor sich hin. Ich sagte: »Ich muss jetzt wirklich ins Bett, Tommy.«
    Tommy sagte: »Der ist noch richtig gut in Schuss, nach der langen Zeit. Soll ich ihn dir wieder flottmachen?«
    »Klar. Wenn ich dann den Mietwagen loswerde, gerne.«
    Ich schloss die Garage wieder ab und brachte Tommy nach draußen. Er versprach, morgen als Erstes mit dem Volvo anzufangen, also gab ich ihm einen Schlüssel. Ich hatte zwar so meine Zweifel, ob das Erste bei Tommy tatsächlich am Morgen stattfand, aber falls doch, brauchte ich nicht dabei zu sein. Ich schloss sämtliche Türen ab, schaltete das Licht aus und war gerade auf dem Weg nach oben, als es klingelte.
    Scheiß drauf. Egal, was Tommy vergessen hatte, für heute würde er darauf verzichten müssen. Ich ging nach oben ins Bad und putzte mir die Zähne. Aber das Klingeln hörte nicht auf, und dann kam ein heftiges Klopfen dazu. Ich ging wieder nach unten, machte Licht in der Diele und öffnete die Tür, fest entschlossen, Tommy eine zu scheuern. Aber es war gar nicht Tommy, sondern Linda Dawson. Ihr Haar leuchtete hell im Mondschein, und ihre braunen Augen funkelten.
    »Entschuldige, Ed«, sagte sie heiser und mit brüchiger Stimme. »Aber ich habe dir ja gesagt, noch eine Nacht allein überstehe ich nicht.«
    Wie sich herausstellte, ging es mir genauso. Ich nahm sie bei der Hand und zog sie ins Haus. Dann schloss ich die Tür und machte das Licht aus.
    * **
    Wir klammerten uns im Dunkeln aneinander. Irgendwann, als ich an all das dachte, was in den letzten paar Tagen geschehen war, traten mir heiße Tränen in die Augen. Linda hielt mich in den Armen, bis es vorbei war, und dann, bis ich einschlief.
    * **
    Kurz vor der Morgendämmerung wachte ich auf. Sie saß nackt in einem Sessel in der Zimmerecke, rauchte und schaute den Mond an. Sie lächelte mich an und sagte: »Schlaf weiter.« Das tat ich.

Drei
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Linda fort. Ich duschte, rasierte mich, zog den schwarzen Anzug an, den ich seit drei Tagen trug, und mein letztes sauberes weißes Hemd. Dann rief ich bei der Fluggesellschaft an, um zu erfahren, wo mein Gepäck steckte. Nachdem man mich mehrfach in die Warteschleife gehängt und an drei verschiedene Leute weiterverbunden hatte, erfuhr ich zunächst, dass es gefunden worden sei und mir noch am selben Tag zugestellt werde, dann, dass es versehentlich nach L.A. zurückgeschickt worden sei, und schließlich, dass der zuständige Mitarbeiter erst später ins Büro komme, ob ich wieder anrufen könne. Irland hatte sich wohl doch nicht so sehr verändert. Ich machte mir Tee und Toast und setzte mich damit nach draußen in den Garten, unter das Apfelbaumpaar, ein männlicher und ein weiblicher Baum. Sie streckten die Zweige nacheinander aus, ohne sich jemals zu berühren, und standen schon da, seit ich denken konnte.
    Nach dem Frühstück ging ich wieder ins Haus und schaute mich um. Seit meiner Kindheit war nichts verändert worden; jetzt war die Einrichtung rissig und ausgefranst, angeschlagen, fleckig und feucht, und über allem lag ein modriger, schimmliger Geruch, ein Aroma von Vernachlässigung, von Verfall. Tommy hatte schon Recht: Wie es hier aussah! Ich setzte mich auf die Treppe und betrachtete das Telefon, das auf einem billigen Kieferntischchen stand. Es war ein altes schwarzes Bakelittelefon mit einer braunen Schnur, die wie ein grober Schuhriemen aussah. Daneben stand eine Vase mit Nelken und ein Adressbuch. Die Nelken verströmten einen süßen, würzigen Duft, der mich an längst vergangene Sommer und an meine Mutter erinnerte. Das Adressbuch war bei meinem Namen aufgeschlagen. Mrs. Fallon, die Nachbarin, hatte meine Mutter bewusstlos auf der Veranda gefunden und den Krankenwagen gerufen. Dann hatte sie im Adressbuch unter »Loy« nachgesehen und mich in Los Angeles zu erreichen versucht. Als ich die Nachricht abhörte und im St.-Vincent-Krankenhaus anrief, war meine Mutter schon tot. So, wie es hier im Haus aussah, hatte sie schon lange auf den Tod gewartet.
    Das Telefon klingelte.
    »Ich habe es vorhin schon mal versucht, aber da war besetzt. Ich wollte nicht, dass du denkst, ich sei einfach abgehauen«, sagte Linda. Sie klang heiser und ein bisschen zu gut gelaunt.
    »Es ist noch viel zu früh, um überhaupt etwas zu denken«, sagte ich.
    »Ich weiß, was du meinst. Ich habe die Unterlagen, die du wolltest, Peters Telefonverbindungen und den ganzen Kram. Willst du vorbeikommen und sie

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