Eden
stoßen untereinander um die beste Position und versuchen, sich selbst das beste Stück lebendes Fleisch zu sichern. Gelegentlich scheinen sie sich der Anwesenheit anderer Zombies bewusst zu sein, aber die meiste Zeit ignorieren sie einander und schlurfen aneinander vorbei, während die Hetzer durch die Lücken zwischen ihren langsameren Genossen flitzen.
Die Gefährlichsten der Untoten sind die Hirne. Sie sind verschlagen. Sie schleichen sich an ihre Opfer an und warten auf die beste Gelegenheit zuzuschlagen. Sie arbeiten ebenfalls einzeln, aber sie verhalten sich fast wie intelligente Wesen. Hirne können Schlurfer oder Hetzer sein, aber Heuler sind ziemlich selten unter ihnen, vermutlich weil Anschleichen und entsetzliches Gebrüll sich als Kombination nicht besonders eignen. Diejenigen, die es versuchen, werden schnell entdeckt und vernichtet.
Wenn Untote essen, ist es immer, als wäre es zum ersten Mal. Ihr Hunger ist nicht zu stillen, aber sie können Wochen oder Monate ohne eine Mahlzeit auskommen, bis sie einen Menschen oder auch nur eine Ratte erwischen. Verhungern können sie scheinbar nicht, und sie ziehen auch keine Kraft aus ihren Mahlzeiten. Es sind wahre Fressgelage. Drei Hetzer – sie fressen genauso schnell, wie sie rennen – können einen Menschen in gerade einmal fünf Minuten bis auf die Knochen verzehren. Schlurfer essen langsamer und scheinen sich Zeit zu lassen. Möglicherweise genießen sie das Erlebnis mehr als die Hetzer. Ich bleibe lieber hier drinnen, als das zu erleiden.
Wetter scheint den Untoten nichts auszumachen. Regen, Schnee, Hitze, ganz egal. Sie streifen durch das Land, dringen in Städte und Farmhäuser ein, belagern menschliche Festungen, bis Geduld und Vorräte verbraucht und die Lebenden im Innern gezwungen sind, sich nach draußen zu wagen. Das Herumstehen in sengender Sonne, Gewittern und Schneestürmen lässt ihre Haut verbrennen und verrotten. Manche von ihnen sind nicht viel mehr als wandelnde Skelette mit ein paar Hautfetzen, und die Reste der Kleidung, in der sie gestorben sind, hängt ihnen von den Knochen und freiliegenden Muskeln. Trotzdem suchen sie nach Fleisch.
Manche Überlebenden bezeichnen die Untoten als die ›Pest‹. Die Religiöseren unter uns nennen sie die ›Apokalypse‹ oder die ›Endzeit‹. Ein Retter ist allerdings bisher nicht aufgetaucht. Der Ursprung des Ausbruches bleibt unbekannt. Dasselbe gilt für die Art der durch Bisswunden übertragenen Ansteckung. Aber eine nackte Wahrheit bleibt uns Überlebenden: Seit dem Ausbruch ist es alles andere als leicht, ein Mensch zu sein, und in der Regel ist es eine kurze Existenz.
»Bear, wir sind so weit«, rief Turner aus der Halle.
»Sekunde.« Vorsichtig schloss Bear den Terminplaner und überlegte wie üblich, ob er ihn diesmal mitnehmen sollte. Und wie üblich entschied er sich dagegen.
Er nahm seine Lampe vom Schreibtisch, drehte ihren Lichtkegel zur Tür. Schaute sich noch einmal zum Schreibtisch und dem angezogenen Skelett in der Dunkelheit um.
5
»Du hast dich rasiert.« Julies überraschte Miene verwandelte sich in ein Lächeln. Sie hatte ihn noch nie glattrasiert gesehen.
»Yeah.« Harris rieb sich mit Daumen und Zeigefinger übers Kinn. »Es wurde mal Zeit für eine Veränderung.«
Sein schmutzig blondes Haar mit den einzelnen grauen Strähnen hatte er schulterlang gelassen. Mit dieser Mähne sah er aus wie ein alternder britischer Rock-’n’-Roller.
Julie, Bobby Evers, Bobbys dritte Frau Gwen und ein halbes Dutzend anderer arbeiteten sich durch das Haus, das Harris und Julie teilten. Sie trugen große und kleinere Körperteile nach draußen, schrubbten Wände und Fußböden, und versuchten alles, so gut es eben ging, wieder in den Zustand vor dem nächtlichen Angriff zu versetzen.
»Mann, schau dich an«, sagte Keara. »Man erkennt dich nicht mehr wieder.«
»Dich kriegen sie nicht kaputt, Harris.« Mickey salutierte. Harris seufzte und zwang sich zu lächeln. Er kam gut aus mit Mickey, denn Harris mochte Filme und Mickey – tja, Mickey liebte Filme. Aber es war wirklich nicht leicht, sich vor all diesen Leuten zusammenzureißen.
Er hatte die Bisswunde am linken Oberarm genäht, so gut er konnte, und danach mit einem Gazeverband umwickelt. Die Gaze hatte er mit Heftpflaster befestigt. Anschließend hatte er sich umgezogen: eine weite Tischlerhose und ein Flannelhemd über einem Feinrippunterhemd. Neue Stiefel.
»Wir haben noch mal Glück gehabt«, erwiderte Harris. Er
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