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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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über die Mauer geschafft, aber manchmal gelangten die Untoten trotzdem herein.
    Harris schaute nach Osten, hinaus über die Masse der Untoten, über die Stelle, an der sie an diesem Morgen eingedrungen waren. Der Lärm der Kämpfe hatte eine Unmenge Zombies angelockt. Er blickte über die ausgebrannten Häuser hinweg, über die leeren Autos. Selbst aus dieser Entfernung waren die Mauern von Jericho zu erkennen. Harris brauchte kein Fernglas, um zu sehen, was aus Edens Schwesterfestung geworden war.
    Die Untoten hatten Jericho erobert. Harris, Buddy und ein paar andere waren hinübergegangen, um nachzusehen. Was sie vorgefunden hatten, als sie sich ins Innere geschlichen hatten, würde keiner von ihnen jemals vergessen. Jericho war ein Außenposten des Todes.
    Er sah auf die Uhr. Mittag. Morgen um diese Zeit würde er sich an gar nichts mehr erinnern. Der Gedanke war ernüchternd.
    »Ganz gleich, wie oft ich diese verdammten Teufel sehe«, bemerkte Bobby Evers hinter ihm, »ich staune immer wieder.«
    Die Untoten drängten sich um die Mauer. Tausende von ihnen entlang der Südmauer, wo die Tür aufgestanden hatte. Ein Teil wanderte umher, andere standen nur da und verlagerten das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Ein Hetzer rannte vorbei und verschwand in einer Seitengasse.
    »Guck dir den an«, sagte Evers und zielte mit dem Kaliber-. 33-Jagdgewehr an der Schulter. »Peng.« Er atmete aus.
    »Der hinter dem Schulbus?« Es war wichtig, dass er in diesen letzten Stunden normal wirkte, auch wenn es ihm mit Sicherheit immer schwerer fallen würde.
    »Ja.« Ein Untoter starrte vom Heck eines gelben Schulbusses zu den beiden Männern auf dem Dach hoch. Er konnte sie deutlich erkennen und beobachtete sie gespannt. »Ich hasse Hirne.«
    Harris wusste warum. Die schlauen Untoten waren verantwortlich für den Tod von Bobbys zweiter Frau.
    »Hast du dich je gefragt, was sie wohl denken, Harris? Zum Beispiel der verschlagene Hurensohn da hinter dem Bus, was denkt der wohl, wenn er uns sieht?«
    »Willst du wissen, was sie denken?« Einen Moment fühlte Harris sich wie der Mann, als der er am Abend vorher ins Bett gestiegen war. »Denk an die beste Mahlzeit, die deine Mama je gemacht hat, als du noch ein Dreikäsehoch in Irland warst.«
    »Okay«, lachte Bobby, ohne das Gewehr von der Schulter zu nehmen.
    »Was war es?«
    »Pfeffersteak.«
    »Pfeffersteak?« Bei Bobby Evers, einem eingebürgerten Amerikaner mit starkem irischem Akzent, hatte Harris mit etwas anderem gerechnet.
    »He, was hast du erwartet? Irish Stew?«
    »Ehrlich gesagt, ja.«
    »Voll das Klischee, Mann.«
    Sie mussten beide lachen.
    »Egal. Erinnerst du dich, wie deine Mama am Herd stand und du das Pfeffersteak gerochen hast? Und dann hat sie euch zum Essen gerufen, und ihr habt euch um den Tisch gesetzt, und als du das Pfeffersteak vor dir auf dem Teller gesehen hast und genau wusstest, wie gut es schmecken wird in ein paar Minuten, wenn das Tischgebet gesprochen ist und du zulangen darfst … erinnerst du dich, was für ein tolles Gefühl das war?«
    Harris sah die Szene, die er beschrieb, selbst vor sich, dabei hatte er Bobby Evers vor Eden gar nicht gekannt und nicht die geringste Ahnung, wie dessen Vergangenheit ausgesehen hatte.
    »Klar.« Er hatte das Jagdgewehr sinken lassen, so dass es jetzt aufs Dach zeigte.
    »Genau das fühlt dieses Ding, wenn es dich und mich sieht.«
    »Das ist pervers, Mann. Ekelhaft. Harris.«
    Bobby war eine Weile still.
    »Schönen Dank, dass du mir eine Erinnerung ruiniert hast«, lachte er.
    »Hör mal, Harris«, sagte er dann, wieder ernst. »Heute Morgen. Wir wissen beide, dass das kein Versehen war.«
    Harris nickte langsam. »Wohl wahr.«
    »Stellt sich die Frage, wer die Tür aufgemacht haben könnte. Und warum gerade diese Tür?«
    Hätte Bobby oder irgendein anderer geahnt, was Harris plante, hätte er ihn aufzuhalten versucht, oder ihn zumindest ermahnt, sich das erst einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Aber das hätte Zeit gekostet. Zeit, die Harris nicht hatte, doch genau das durfte Bobby nicht wissen. Er hatte sich die Antworten auf Fragen wie diese schon zurechtgelegt.
    »Vermutlich diese Tür, weil wir nur an der Nordwand eine Wache haben.«
    Das stimmte. Als Harris und Buddy nach Eden gekommen waren, hatten an allen vier Himmelsrichtungen ständig Wachen gestanden. Damals war Eden ganz anders gewesen, ein bewaffnetes Lager unter dem Diktator Graham.
    Als klar geworden war, dass die Untoten

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