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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Ihnen mitzuteilen, dass einer der Zombies ihn gebissen hatte, kam nicht infrage. Er wusste, was sie dann getan hätten. Dasselbe, was er an ihrer Stelle getan hätte. Julie hätte möglicherweise gezögert, und dafür liebte er sie. Sie liebte ihn, und wer liebte, wagte zu hoffen, selbst wenn es keine Hoffnung gab.
    Bobby Evers war ein anständiger Kerl. Harris wusste, was Bobby tun würde. Wenn auch bedauernd, vermutlich mit einer Entschuldigung auf den Lippen. Nicht so, wie Buddy es getan hätte, aber Bobby würde es tun. Es wäre doppelt furchtbar für sie beide, es kommen zu sehen. Wenn es so weit war, würde er eine Lösung finden. Vielleicht würde er es Bobby dann sagen. Die Sache ihm überlassen.
    Vielleicht würde er es auch allein durchziehen. Er hatte noch maximal bis zum Abend Zeit, um die Sache zu klären und in Ordnung zu bringen.
    »Was mir nicht in den Kopf will …« Keara unterbrach das Schrubben der Kunststoffböden. »Wie sind sie hier nach Eden hereingekommen? Harris, du und Bobby habt gesagt, die Sicherheitstür war offen?«
    »Stimmt«, bestätigte Bobby Evers von der anderen Seite des Zimmers, wo er mit Gwen einen Kadaver auf eine improvisierte Trage wuchtete, um ihn draußen zu verbrennen. »Offen im Sinne von aufgeschlossen.«
    »Was für ein kranker Irrer würde die Tür absichtlich aufmachen?«, fragte Paul. Sein Partner Larry Chen war vor Monaten zusammen mit Buddy und den anderen in der Kanalisation verschwunden. Seither hatte niemand mehr etwas von ihnen gehört. »Wer immer das getan hat, hat uns alle in Gefahr gebracht.«
    Harris erwähnte nicht, dass seine Haustür aufgebrochen worden war. Er stellte auch keine Spekulationen darüber an, warum jemand von dem halben Dutzend Toren in der Mauer um Eden ausgerechnet dieses aufgesperrt hatte, sicher in dem Wissen, dass er die Untoten damit so nahe an Harris und Julie heranließ, wie es überhaupt nur möglich war. Jemand hatte in dieser Nacht versucht, Julie und ihn umzubringen. Das wusste er. Aber er hielt sich bedeckt, hörte genau zu und beobachtete Paul sorgfältig, lauschte dem Klang seiner Worte, las in seinen Augen, beobachtete seine Hände, suchte nach einem Anzeichen von …
    Von was? Nervosität? Harris war sich zu beinahe hundert Prozent sicher, dass er den Übeltäter kannte. Trotzdem konnte es nicht schaden, aufmerksam zu sein, wachsam zu bleiben, so lange er das noch konnte. Schon, um herauszufinden, ob nur einer dahintersteckte, oder vielleicht eine Gruppe. Harris musste wissen, wen er umbringen musste, bevor es ihn erwischte.
    »Könnte es kein Versehen gewesen sein?«, fragte Mickey. »Ihr wisst schon, dass jemand letzte Nacht die Schlösser überprüft und das eine ungewollt geöffnet hat?«
    »Selbst wenn es ein Versehen gewesen ist«, antwortete Gwen, während sie und Bobby den Kadaver wegtrugen, »müssen wir es behandeln wie Absicht. Paul hat völlig Recht, das hat uns alle in Gefahr gebracht.«
    Mickey schüttelte den Kopf angesichts der ganzen Absurdität der Situation und widmete sich wieder dem Verputzen der von Kugeln durchsiebten Wand.
    »Da ist er ja«, sagte Julie. Mister Vittles maunzte und beobachtete die Arbeiten. Sein Schwanz strich langsam hin und her.
    »Das ist ein hartnäckiger Fleck hier auf dem Boden«, stellte Paul fest. »Aber ich glaube, ich bekomme das hin.«
    »Hey Boy«, rief Harris die Katze, ging in die Hocke und winkte. Vittles schlenderte herüber und strich mit dem Nacken an seinem Schenkel entlang, aber dann stutzte er, schaute zu Harris hoch und verschwand unter dem Esstisch.
    Harris ging hinüber zu Julie und legte den rechten Arm um sie. Zog sie an sich. Er dachte an das Gift, das Virus, oder was immer es war, das durch seine Adern strömte und ihn von innen verzehrte. Er gab ihr einen Kuss auf das Taschentuch um ihre Hand, entschuldigte sich und stieg hinauf zum Dach.
    Die Sonne näherte sich dem Zenit, und Harris stand alleine dort oben und betrachtete die Überreste der Nachbarschaft. Eden. Ein einzelner, von einer Mauer eingeschlossener Häuserblock in einer Gegend, die man früher als Queens gekannt hatte, einen der fünf Distrikte New York Citys. Manhattan war unbewohnbar, Staten Island unerreichbar. In Brooklyn sah es nicht viel anders aus als in Queens, und niemand, der sich je bis zur Bronx oder noch weiter hinauf gewagt hatte, war wieder zurückgekehrt, um zu berichten, was er vorgefunden hatte.
    Harris konnte es ihnen nicht

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