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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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ausgewogen wie die der drei anderen. Sie zeigten einen intelligenten, phantasiebegabten, ehrgeizigen Menschen mit gesunder Selbsteinschätzung. Keinerlei Hinweise auf Niedergeschlagenheit oder Selbstmordtendenz.
    Lash ließ sich in den Sessel zurücksinken. Der Bericht des Seniorprüfers glitt ihm aus den Händen. Die Tests, die zu bekommen er so hart erkämpft hatte, brachten ihn keinen Schritt weiter.
    Jemand klopfte an die Tür. Als er aufschaute, sah er Tara Stapleton. Sie beugte sich zu ihm herein. Ihr längliches, aufmerksames Gesicht war von glattem kastanienbraunem Haar umrahmt.
    »Mittagessen?«, fragte sie.
    Lash sammelte Lewis Thorpes Unterlagen ein und stopfte sie in den Ordner zurück. »Klar.«
    Die Cafeteria am Ende des Ganges wirkte schon wie ein alter Freund auf ihn. Sie war fast festlich erleuchtet und nun stärker frequentiert als bei seinen vorherigen Besuchen. Lash stellte sich am Büffet an, bestellte noch einen Espresso und ein Sandwich und folgte Tara an einen leeren Tisch an der rückwärtigen Wand. Sie hatte nur eine Tasse Suppe und einen Tee genommen. Während Lash ihr zuschaute, riss sie ein Päckchen mit Süßstoff auf und kippte den Inhalt in die Tasse. Ihre reserviertes, stark beschäftigt wirkendes Schweigen hielt an. Doch in diesem Moment wirkte es durchaus passend: Er war nicht erpicht, einen Haufen Fragen zu beantworten, die davon handelten, wie seine Ermittlungen vorankamen.
    »Wie lange arbeiten Sie schon für Eden?«, fragte Lash nach einer Weile.
    »Drei Jahre. Hab kurz nach der Gründung angefangen.«
    »Ist das Betriebsklima hier wirklich so toll, wie Mauchly sagt?«
    »War es immer.«
    Als sie ihre Suppe umrührte, wartete Lash ab. Er wusste nicht genau, wie er ihre Antwort einschätzen sollte. »Erzählen Sie mir was über Silver.«
    »Was meinen Sie?«
    »Na ja, wie er so ist. Ich hab ihn mir eigentlich ganz anders vorgestellt.«
    »Ich auch.«
    »Haben Sie ihn zum ersten Mal gesehen?«
    »Ich hatte ihn schon mal gesehen, bei der Jubiläumsfeier zum Einjährigen. Er ist ein Mensch, der sehr zurückgezogen lebt. Soweit ich weiß, verlässt er das Penthouse nie. Er kommuniziert per Handy oder Bildtelefon. Er ist ganz allein da oben. Er und Liza.«
    Liza. Auch Silver hatte den Namen erwähnt. Lash hatte angenommen, er habe sich nur versprochen. »Liza?«
    »Der Computer. Sein Lebenswerk. Er macht Eden erst möglich. Liza ist seine einzig wahre Liebe. Ist eigentlich irgendwie grotesk, wenn man den Zweck unseres Unternehmens bedenkt. Mit dem Vorstand und den Mitarbeitern kommuniziert er hauptsächlich über Mauchly.«
    Lash war überrascht. »Wirklich?«
    »Mauchly ist seine rechte Hand.«
    Lash bemerkte, dass ihn jemand von der anderen Seite der Cafeteria her beobachtete. Das jugendliche Gesicht und der helle Haarschopf kamen ihm bekannt vor. Dann erkannte er, wer es war: Peter Hapwood, der Prüftechniker, den Mauchly ihm am Tag des Klassentreffens vorgestellt hatte. Hapwood lächelte und winkte ihm zu. Lash winkte zurück.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Tara, die schon wieder ihre Suppe umrührte. »Erzählen Sie mir mehr von Liza«, sagte er.
    »Liza ist ein Hybridrechner. So was gibt’s auf der Welt nicht noch mal.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil er der einzige Großrechner ist, der ganz und gar um den Kern einer künstlichen Intelligenz herum gebaut wurde.«
    »Und wie ist Silver dazu gekommen, ihn zu bauen?«
    Tara trank einen Schluck Tee. »Da gibt’s nur Gerüchte. Eigentlich sind es nur Geschichten. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was wahr daran ist. Manche sagen, Silver habe eine einsame, traumatische Kindheit gehabt. Andere sagen, er sei verwöhnt worden und habe schon mit acht Jahren Differentialgleichungen gelöst. Er selbst hat aktenkundig nie darüber gesprochen. Man weiß nur, dass er auf dem College in Sachen KI Pionierarbeit geleistet hat. Alles lässt darauf schließen, dass er ein Genie ist. Seine Abschlussarbeit hatte mit einem selbstständig lernenden Rechner zu tun. Silver hat ihm eine Persönlichkeit gegeben und seine problemlösenden Algorithmen immer weiter ausgebaut. Schließlich hat er bewiesen, dass ein Rechner, der sich selbst etwas beibringen kann, auch Probleme lösen kann, die viel schwieriger sind als die eines von Hand programmierten Computers. Später hat er Lizas Rechenleistung an Unternehmen wie Jet Propulsion Laboratory und Human Genome Project verliehen, um seine weiteren Forschungen zu finanzieren.«
    »Und dann hatte er

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