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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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beide. Es waren Audis A8. Der schwarze Wagen gehörte Lewis, der silberne Lindsay. Beide standen in der Einfahrt.
    Die beiden waren an einem Mittwoch zu Hause? Das war allerdings wirklich höchst eigenartig. Maureen drückte ihre Nase an die Scheibe.
    Dann trat sie beiseite. Also wirklich, jetzt benimmst du dich wie so eine neugierige Nachbarin, die du nie werden wolltest. Es konnte jede Menge Erklärungen dafür geben. Vielleicht war die Kleine ja krank. Vielleicht waren die Eltern zu Hause geblieben, um sie zu pflegen. Vielleicht waren auch die Großeltern im Anmarsch. Oder die Thorpes packten, weil sie in Urlaub fahren wollten. Oder ...
    Das Kindergeschrei wurde immer heiserer und abgehackter.
    Schließlich legte Maureen, ohne nachzudenken, eine Hand auf die Glastür und schob sie beiseite.
    Moment, ich kann doch nicht einfach da rübergehen. Es ist bestimmt nichts passiert. Ich bringe sie nur in eine peinliche Lage und mache mich lächerlich.
    Sie warf einen Blick auf die Küchenzeile. Am Abend zuvor hatte sie eine Riesenladung Kekse für Jasons Geburtstag gebacken. Sie würde den Thorpes ein paar hinüberbringen.
    Dann hatte sie einen vernünftigen Grund. Als Nachbarin verhielt man sich schließlich so.
    Maureen griff schnell nach einem Pappteller. Dann überlegte sie es sich anders. Sie nahm stattdessen einen von ihrem Sonntagsporzellan, verteilte ein Dutzend Kekse darauf und bedeckte sie mit einer Kunststofffolie. Sie hob den Teller hoch und begab sich zur Tür.
    Dann zögerte sie. Ihr fiel ein, dass Lindsay Feinschmeckerin war. Vor ein paar Wochen waren sie sich am Briefkasten begegnet. Lindsay hatte sich entschuldigt, keine Zeit für ein Schwätzchen zu haben, da sie auf dem Herd gerade Mandeln anröstete. Was würden die Thorpes also von einem Teller mit simplen Kekse halten?
    Du denkst einfach viel zu viel nach. Geh einfach rüber.
    Was schüchterte sie an den Thorpes eigentlich so ein? Lag es daran, dass sie den Eindruck vermittelten, als würden sie ihre Freundschaft nicht brauchen? Die beiden waren zwar sehr gebildet, aber immerhin hatte auch Maureen in Englisch mit Auszeichnung abgeschlossen. Und die Thorpes hatten eine Menge Geld, aber das galt für jeden zweiten ihrer Nachbarn.
    Vielleicht lag es daran, dass sie so perfekt zusammenpassten; dass sie den Eindruck erweckten, füreinander geschaffen zu sein. Es war fast unheimlich. Bei dem einen Mal, als die beiden bei ihr zu Besuch gewesen waren, war Maureen aufgefallen, wie sehr sie sich ergänzten: Der eine beendete regelmäßig angefangene Sätze des anderen. Und sie hatten sich zigmal kurze, doch sehr bedeutungsschwangere Blicke zugeworfen. Maureens Ehemann hatte die Thorpes »abscheulich glücklich« genannt. Maureen selbst hielt ihr Glück hingegen überhaupt nicht für abscheulich. Wenn sie ehrlich war, empfand sie eher Neid.
    Sie packte den Keksteller mit festem Griff, ging zur Tür, schob sie beiseite und trat ins Freie.
    Es war ein wunderschöner, frischer Morgen. In der dünnen Luft hing der Geruch von Zedern. Über ihr, in den Ästen, zwitscherten Vögel, und aus dem Tal, aus der Richtung der Ortschaft, drang der klagenden Ruf der Southwest-Eisenbahn an ihr Ohr, die gerade in den Bahnhof einfuhr.
    Hier draußen klang das Weinen viel lauter.
    Maureen schritt entschlossen über den Rasen und stieg über die aus alten Eisenbahnschwellen bestehende Begrenzung.
    Sie betrat das Grundstück der Thorpes tatsächlich zum ersten Mal. Irgendwie war es ein komisches Gefühl. Der Garten hinter dem Haus war eingezäunt, doch durch die Zaunlatten machte sie den japanischen Garten aus, von dem Lewis erzählt hatte. Die japanische Kultur faszinierte ihn. Er hatte die Werke mehrerer großer Haiku-Dichter übersetzt und einige Namen fallen lassen, die Maureen noch nie gehört hatte.
    Das, was sie von dem Garten sehen konnte, wirkte friedlich.
    An jenem Abend hatte Lewis beim Essen die Geschichte eines Zen-Meisters erzählt, der seinen Lehrling bat, seinen Garten auf Vordermann zu bringen. Der Lehrling hatte dafür den ganzen Tag gebraucht. Er hatte jedes herabgefallene Blatt aufgelesen, die Kieswege gefegt, bis sie glänzten, und den Sand gleichmäßig geharkt. Schließlich war der Zen-Meister gekommen, um sich seine Arbeit genau anzusehen.
    »Ist er vollkommen?«, hatte der Lehrling gefragt und auf den makellos gepflegten Garten gedeutet. Doch der Meister hatte den Kopf geschüttelt, eine Hand voll Kiesel aufgehoben und sie auf dem makellosen Sand verteilt.

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