Eden Inc.
Bewerberdaten zu analysieren und nach Anomalien zu suchen.«
»Anomalien?«
»Es ist nicht ganz einfach zu erklären. Stellen Sie sich eine mit Bewerberdaten bevölkerte dreidimensionale Scheintopologie vor. Man komprimiert die Daten und vergleicht sie.
Es ist fast so wie bei der Avatar-Abgleichung, die Liza jeden Tag vornimmt, nur umgekehrt. Unsere Bewerber wurden ja schon psychologisch geprüft; sie müssten sich alle innerhalb enger Normen bewegen. Ich habe nach Bewerbern gesucht, deren Verhalten und Persönlichkeit außerhalb dieser Normen liegen.«
»Abweichler«, sagte Lash.
»Ja.« Silver sah aus, als litte er Schmerzen. »Oder Menschen, deren Verhaltensmuster nicht mit ihren Aussagen synchron laufen.«
»Wie konnten Sie das so schnell schaffen?«
»Habe ich ja eigentlich nicht. Ich habe Liza hinsichtlich der Natur des Problems instruiert, und sie hat eine eigene Methode entwickelt.«
»Indem sie die Daten der Bewerberprüfungen verwendet hat?«
»Nicht nur sie. Liza hat auch jene Datenspuren aufgerufen, die abgewiesene Bewerber und freiwillig Zurückgetretene in den Monaten oder Jahren nach ihrem Antrag hinterlassen haben.«
Lash war entsetzt. »Meinen Sie Daten, die gesammelt wurden, nachdem diese Leute keine potenziellen Klienten mehr waren? Wie ist denn so etwas möglich?«
»Es wird Aktivitätsüberwachung genannt und von Großunternehmen durchgeführt. Die Regierung macht das auch.
Wir sind den anderen nur ein paar Jahre voraus. Mauchly hat Ihnen ja vielleicht schon ein paar grundlegende Anwendungsgebiete gezeigt.« Silver strich seinen Pullover glatt.
»Jedenfalls hat Liza drei Namen markiert.«
»Aber das muss doch eine ungeheure Datenmenge gewesen sein .«
»Schätzungsweise eine halbe Million Petabytes. Ein Cray hätte ein Jahr daran zu analysieren gehabt. Liza hat die Sache in einigen Stunden erledigt.« Silver deutete auf etwas an der Wand.
Lash warf mit neuer Verblüffung einen Blick auf ein Objekt, das er für eine Antiquität aus Silvers Sammlung gehalten hatte. Auf einem Tischchen befand sich eine handelsübliche Tastatur vor einem altmodischen Monochrom-VDT-Rechner. Daneben stand ein Drucker.
»Das ist sie?«, sagte Lash fassungslos. »Das ist Liza?«
»Was haben Sie erwartet?«
»Das jedenfalls nicht.«
»Liza - beziehungsweise ihr Rechenzentrum - belegt die Stockwerke direkt unter uns. Aber warum soll eine Schnittstelle komplizierter sein als nötig? Sie wären überrascht, wie viel ich mit diesem einfachen Gerät erreichen kann.«
Lash dachte an das Rechenkunststück, das Liza gerade bewältigt hatte. »Mich wundert nichts mehr.«
Silver zögerte. »Sie haben noch eine andere Möglichkeit erwähnt, Christopher: dass der Mörder jemand von unseren Mitarbeitern ist. Ich habe Liza also befohlen, auch nach allen internen Unregelmäßigkeiten zu suchen.« Seine Miene wurde so steinern, als litte er körperliche Schmerzen. »Sie hat einen Namen ausgespuckt.«
Silver wandte sich dem Tischchen zu, nahm zwei gefaltete Bögen Papier an sich und drückte sie Lash in die Hand.
»Viel Glück - falls es das passende Wort ist.«
Lash nickte und wandte sich zum Gehen.
»Da ist noch was, Christopher.«
Lash schaute um.
»Ich weiß, Sie verstehen, warum ich dies zu Lizas höchster Priorität gemacht habe.«
»Klar. Und danke.«
Lash ließ sich von Mauchly zum Aufzug geleiten und dachte über Silvers letzte Worte nach. Der gleiche Gedanke war auch ihm gekommen. Die Thorpes waren vor elf Tagen an einem Freitag gestorben. Die Wilners am Freitag danach.
Serienkiller standen auf System und Ordnung.
Sie hatten noch drei Tage.
22
»Vier Namen«, sagte Mauchly.
Er schaute auf den Tisch in Lashs Büro. Die zwei Blatt Papier, die Silver ihm überlassen hatte, lagen aufgefaltet da.
»Haben Sie irgendeine Vorstellung, warum Liza gerade diese vier Namen ausgespuckt hat?«, fragte Tara, die auf der anderen Seite des Tisches stand.
Mauchly nahm das Blatt an sich, auf dem der einzelne Name stand. »Gary Handerling. Das sagt mir nichts.«
»Er gehört zur Schrubber-Mannschaft«, sagte Tara.
»Zur was?«, fragte Lash.
»Daten-Schrubber. Sie kümmern sich um die Sicherheit der Datenspeicherung.«
Mauchly schaute sie kurz an. »Lassen Sie ihn schon intern überprüfen?«
»In zwölf Stunden müssten wir alles wissen.«
»Höchste Sicherheitsstufe?«
»Natürlich.«
»Dann kümmere ich mich jetzt um diese drei Klienten.«
Mauchly nahm den anderen Bogen an sich. »Ich lasse Rumson
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