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ein.«
Mauchly nahm die Aktentasche an sich und nickte Lash zu, damit er aufstehen sollte. »Kommen Sie, Dr. Lash«, sagte er. »Hier entlang.« Als sie den Raum verließen, hörte Lash Sheldrake telefonieren und dem Wachpersonal sagen, dass der Alarm abgesagt und der Beta-Zustand abgeblasen sei.
Draußen im Korridor schloss Mauchly hinter ihnen die unbeschriftete Tür, dann wandte er sich um. »Was haben Sie sich dabei gedacht, Dr. Lash?«
»Ich glaube, eigentlich hab ich überhaupt nichts gedacht. Ich bin ziemlich müde. Tut mir Leid.«
Mauchlys Blick verharrte eine Weile auf Lash. Dann nickte er langsam. »Ich lass das in Ihr Büro zurückbringen«, sagte er und deutete auf die Akten. »Sie können das Material am Montagmorgen durchsehen.«
»Danke. Was hat der Wächter mit Beta-Zustand gemeint?«
»In diesem Gebäude gibt es vier Statuscodes: Alpha, Beta, Delta und Gamma. Zustand Alpha ist der Normale. Beta bedeutet erhöhte Alarmbereitschaft. Delta wird im Fall einer Evakuierung ausgelöst, bei einem Brand und so weiter.«
»Und Gamma?«
»Nur in Katastrophen-Notfällen. Ist natürlich noch nie ausgelöst worden.«
»Natürlich nicht.« Lash fiel auf, dass er Unfug quatschte. Er wünschte Mauchly ein schönes Wochenende und wandte sich ab.
»Dr. Lash«, sagte Mauchly leise.
Lash drehte sich um. Mauchly hielt ihm seine Aktentasche hin.
»Vielleicht nehmen Sie lieber Kontrollpunkt I im dritten Stock«, sagte er. »Die Wachen hier oben sind vermutlich jetzt ein bisschen . ähm . aufgedreht.«
32
Assistenzstaatsanwalt Frank Piston rutschte mürrisch auf dem Holzstuhl herum. Er hätte fast alles getan, um den Sadisten in die Finger zu kriegen, der das Mobiliar für das Oberste Gericht des Sullivan County eingekauft hatte. Zehn Minuten - fünf reichten auch - in einer dunklen Gasse mit dem Kerl wären bestimmt genug, um ihm seine diesbezüglichen Gefühle zu verdeutlichen. Er war in Dutzenden von Gerichtssälen, Anwaltsund Rechtspflegerbüros des fünfstöckigen Gebäudes gewesen. Alle waren mit den gleichen knochendürren Stühlen mit den flachen Anstaltssitzflächen ausgerüstet, deren Rückenlehnen immer an den falschen Stellen kleine Vorsprünge aufwiesen. Und hier, im Besprechungszimmer des Bewährungsausschusses, war es nicht anders.
Piston warf einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte düster. Es war Punkt 18.00 Uhr. Sein Fall war der letzte, der heute zur Anhörung kam. Wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, hätte er als erster auf der Liste stehen müssen. Schließlich brauchte man kaum mehr als ein paar Minuten, um die Sache abzuschmettern und Edmund Wyre noch einmal zehn Jahre in den Bau zu schicken, damit er dort verfaulte. Aber nein: Er hatte ein Dutzend Anhörungen über sich ergehen lassen müssen, und eine war langweiliger gewesen als die andere. Es war unglaublich, welchen Bockmist man sich als Assistenzstaatsanwalt antun musste. Alle anderen hatten schon vor einer Stunde Feierabend gemacht, aber er saß noch immer hier rum, und ihm schlief allmählich der Arsch ein. Hatte er dafür etwa vier Jahre Jura studiert und fast 100.000 Dollar locker gemacht? Einen Augenblick hatte er einen Schreck bekommen - vor einer halben Stunde, als der Fall des Serienvergewaltigers zur Sprache gekommen war -, da hatte er geglaubt, der Bewährungsausschuss würde sich für heute vertagen, sodass er nächste Woche noch einmal für die nächste Foltersitzung vorbeikommen musste. Aber nein, man hatte entschieden, sich auch die letzten paar Fälle noch anzuhören. Natürlich hatte man dem Vergewaltiger die Bewährung verweigert.
Wie dem Großteil der anderen Antragsteller auch. Dieser Ausschuss bestand aus harten Typen. Piston nahm sich eines vor: Falls er je ein Verbrechen begehen sollte, würde er’s ums Verrecken in einem anderen Landkreis tun.
Dann ging es endlich los. Der besoffene Fahrer, der einen Rentner überfahren hatte - Totschlag, zwanzig Jahre: Bewährung abgelehnt. Überraschte ihn nicht. Und nun räusperte sich Walt Corso, der sauertöpfisch dreinblickende Ausschussvorsitzende.
»Der Bewährungsausschuss befasst sich nun mit dem Fall Edmund Wyre«, sagte er und warf einen Blick auf das vor ihm liegende Klemmbrett.
Auf der anderen Seite des Sitzungstisches ging im Meer der Gesichter eine Bewegung durch die Menge. Alle zwölf Ausschussmitglieder waren, wie Piston registrierte, anwesend - was natürlich immer dann notwendig war, wenn ein Mordfall zur Verhandlung kam. Nun, da
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