Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
hoffnungsvoll.
»Die Visite fängt bald an. Dann kommt die Ärztin auch bei dir vorbei.« Die Schwester lächelte freundlich. »Wenn alles okay ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass du nach dem Frühstück gehen darfst.«
Ich hatte immer noch so viele Fragen. Wie konnte es sein, dass Ryan hier war? Wer hatte mich gerettet? Wo war Travis’ Leichnam jetzt?
»Hopsa, bisschen hoch, der Blutdruck«, sagte die Krankenschwester und sah zu Ryan. »Aber kein Grund zur Sorge. Das Frühstück kommt jeden Moment.«
»Wie geht es Miranda? Ist alles in Ordnung mit ihr?«, fragte ich, sobald die Schwester aus dem Zimmer war.
»Na ja, den Umständen entsprechend eben.« Ryan nahm meine Hand wieder in seine.
»Weiß sie irgendwas?«
Ryan schüttelte den Kopf. »Sie glaubt, Travis sei auf die Hafenmauer geklettert, um ein Foto von seinem Restaurant zu machen – und dass du ihm geholfen habest. Dass er dann ausgerutscht und ins Meer gefallen sei. Dass du hinterhergesprungen seist, um Travis zu retten, er sich aber an den Felsen eine Kopfverletzung zugezogen habe. Na ja, und dann bin ich euch beiden nachgesprungen und habe dich gerettet. Für Travis war es allerdings zu spät.«
»Und wie kommt es, dass du überhaupt da warst?«
»Ich habe Miranda erzählt, dass wir uns umentschieden hätten und nicht in die Staaten zurückgegangen seien.«
»Nein, im Ernst: Wieso warst du gerade in dem Moment da? Wie kannst du überhaupt hier sein?«
»Ich bin deinetwegen zurückgekommen.«
Das Frühstück wurde gebracht. Dann kam auch schon die Ärztin und kurz nach ihr Miranda. Damit war unsere Unterhaltung zwangsläufig bis auf Weiteres unterbrochen.
Sie sah müde und verhärmt aus. Kein Make-up, die Haare lieblos zu einem Pferdeschwanz gebunden.
»Gott sei Dank ist mit dir alles in Ordnung!«, sagte Miranda. »Lass uns schnell nach Hause gehen!«
»Ryan …«, setzte ich an, Verzweiflung in der Stimme.
»Ruh dich ein wenig aus, ja?«, sagte er leise.
»Ich will mich nicht ausruhen. Ich will bei dir sein!«
»Eden!«, mahnte Miranda mich niedergeschlagen. »Hör zu: Travis ist tot. Ich muss irgendwie seine Verwandten kontaktieren. Und dann die Beerdigung organisieren. Und … und ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Ich brauche deine Hilfe, Eden.«
Ich sah Ryan an. Ich hatte ihm schon einmal Lebewohl gesagt. Ein zweites Mal würde ich das nicht schaffen.
»Ich gehe nicht weg«, flüsterte Ryan mir ins Ohr. »Nie mehr. Geh jetzt und hilf Miranda. Und morgen kommst du zu mir, ja?«
»Versprichst du, dass du nicht wieder gehst?«
Er nickte. »Ich verspreche es.«
Achtzehntes Kapitel
Sein Oberkörper war nackt bis auf ein paar weiße Farbspritzer; auch seine alten Jeans hatten Farbe abbekommen. Rosa Tapetenstreifen lagen überall auf dem Boden verstreut, und eine Wand war bereits weiß gestrichen.
»Ich dachte, wir sähen uns erst morgen«, sagte Ryan, als er mich in der Wohnzimmertür stehen sah.
»So lange konnte ich nicht warten.«
»Du hättest vorher anrufen sollen!«
»Störe ich dich bei irgendwas?«
Ryan zuckte die Schultern. »Na ja, dann hätte ich aufgeräumt und mir was Ordentliches angezogen.«
Ich musterte ihn. »Du siehst gut aus.«
Ryan hob eine Augenbraue. »Ich gehe trotzdem kurz duschen.«
»Warum machst du das überhaupt?«
»Na ja, wenn ich hier langfristig wohnen bleibe, muss diese gruselige Tapete runter.«
Hoffnung flutete meinen Körper. »Was heißt langfristig?«
» Für immer eben.« Ryan grinste. »Mach’s dir schon mal bequem. Dauert nicht lang.«
Fünf Minuten später war er wieder zurück. Er trug ein frisches, weißes T-Shirt und saubere Jeans. Sein Haar war noch nass.
»Du bist da«, flüsterte er.
Ich verdrehte die Augen. »Dass ich hier bin, ist nichts Besonderes. Deine Anwesenheit verdient eine nähere Erklärung, mein Lieber«, grinste ich. »Immerhin bist du zurück in die Zukunft gegangen. Für immer. Noch mal herzukommen sei nicht möglich, hast du mir die ganze Zeit erzählt. Und auf einmal bist du dann doch wieder da. Einfach so, aus heiterem Himmel, als sei nichts gewesen. Genau im Moment der höchsten Gefahr. Rettest mich mal eben so und verlierst kein weiteres Wort darüber. Im Ernst: Du schuldest mir mehr als eine Erklärung!«
Ryan sah aus dem Fenster. »Was für ein schöner Abend!«, sagte er versonnen.
Langsam verlor ich die Geduld mit ihm. »Ryan, ich will keine Wettervorhersage!«, sagte ich streng. »Ich will eine Erklärung!«
»Ja, und du
Weitere Kostenlose Bücher