Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
war ziemlich seltsam, fand ich. Misstrauisch suchte ich in seinem Gesicht nach einem Lächeln oder einem Augenzwinkern – nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass er gerade einen Witz gemacht hatte. Doch er starrte weiterhin skeptisch auf die Pizzastücke in der Auslage, und die Falte zwischen seinen Augenbrauen glättete sich nicht.
»Das ist eine ganz normale Pizza. Tomatensoße und Käse.« Wusste er allen Ernstes nicht, was eine Pizza ist?
»Klar«, sagte er und grinste. »Dann hab ich also doch richtig gesehen.«
Ich nahm eine Folienkartoffel mit Mais und einen Apfel. Er das Gleiche. »Sieht gut aus«, sagte er und zuckte mit den Schultern.
Ich bezahlte an der Kasse und schlenderte mit meinem Tablett zum Tisch von Megan und Connor. Wir drei waren die Außenseiter an der Perran, weil wir nicht zu einer der großen Cliquen gehörten, den Surfern oder Skatern, den Reitstalltussis oder den Musikverrückten. Was nicht hieß, dass wir nicht ab und an mit einigen von ihnen herumhingen, aber dabei blieb es eben immer. Mehr als manchmal war nicht drin bei uns. Connor nahm Surfstunden, gehörte aber nicht zur Surfergang. Er ging freitags nach dem Unterricht in die Astronomie-AG, allerdings ohne ein überzeugter Naturwissenschaftsfreak zu sein. Ich für meinen Teil machte beim Geländetraining mit, aber nur dort. Alle anderen Sportarten außer Joggen und alles, was damit zu tun hatte, mied ich.
Neben Connor und Megan saßen Matt, Connors Sitznachbar, und dessen Freundin Amy. Matt war in Ordnung. Er spielte Gitarre und war ziemlich entspannt. Amy hingegen war vor allem eines: hysterisch. Außerdem war sie eine Zicke. Sie musste überall im Mittelpunkt stehen und erfand sich alle paar Wochen neu. Ihren aktuellen Style nannte sie Vampire Chic: Ihr blondes Haar hatte Amy so tiefschwarz gefärbt, dass ihre helle Haut irgendwie grünlich wirkte. Immerhin war der Vampire Chic aber eine Verbesserung zu ihrer letzten Rolle – als sie den platinblonden It-Girl-Vamp mit aufgesetztem kalifornischem Akzent gegeben hatte.
»Also, ich finde eine Strandparty ja absolut großartig«, sagte Amy gerade, als ich mir einen Stuhl heranzog.
Megan schaute in meine Richtung und rollte die Augen. Amy plante ihren sechzehnten Geburtstag nun schon seit Wochen. Megan war bekanntlich nicht sonderlich scharf auf Strandpartys; ich stellte mir aber bereits das Lagerfeuer vor, dessen züngelnde Flammen den dunkelblauen Himmel erleuchteten, die glitzernden Sterne und den Mond, den man mit ein bisschen Glück würde sehen können.
»Amy, es ist Anfang März, hast du darüber mal nachgedacht? Wie kannst du da eine Strandparty planen?«, fragte Connor genervt. »Ich meine, es ist praktisch noch tiefer Winter.«
»Genau betrachtet, ist es Frühling«, sagte Amy. »Aber wir machen ja keine Bikini-Sommer-Sonne-Badefete. Warst du wirklich noch nie auf einer Strandparty, die mal auf eine andere Jahreszeit fiel?«
»Nö«, sagte Connor gleichgültig und zuckte mit den Schultern. »Warum sollte man so was auch tun?«
»Weil am Strand keine Erwachsenen rumhängen – zumindest im Frühling nicht. Ich meine, klar, ich könnte auch daheim bei meinen Eltern feiern – die würden uns sicher liebend gerne Pizza und Limo ausgeben … wir können aber eben auch an den Strand gehen. Ohne Erziehungsberechtigte. Und mit anständigen Getränken.«
»Ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte Connor. »Aber es wird eben schweinekalt, sobald die Sonne weg ist.«
»Wir machen einfach ein Lagerfeuer«, schlug Amy optimistisch vor. »Es wird super, du wirst schon sehen.«
Ich klinkte mich aus und schnitt ein Stück von meiner Kartoffel ab. Aus dem Augenwinkel sah ich den Neuen. Er saß alleine an einem Tisch in der Ecke. Die drei Mädchen aus der Elften, die am Nebentisch saßen, kicherten, warfen theatralisch ihr Haar über die Schultern und redeten ein wenig lauter. Ich beobachtete ihn und hatte keine Zweifel, dass er schnell Anschluss finden würde, obwohl das Schuljahr schon fast um war.
»Was meinst du dazu, Eden?«, fragte Amy.
Ich hatte keine Ahnung, worum es gerade ging. »Ähem … Ja, doch, super Idee«, murmelte ich.
Amy folgte meinem Blick und zwinkerte mir dann zu. »Schaust du dir den Neuen gerade genauer an?«
Connor stöhnte. »Fang du nicht auch noch an«, sagte er und knuffte mich in den Arm. »Und? Was ist? Hast du schon weiche Knie und Herzflattern, weil er ach-so-umwerfend ist?«
»Komm, lass gut sein, Connor«, sagte ich und knuffte
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